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Substrat-Kügelchen haben viele Vorteile Hydrokultur statt Blumenerde

Sie wiegen nicht viel, und mit ihnen soll auch Menschen ohne grünen Daumen die Pflanzenpflege gelingen: Systeme für Hydrokultur. Sie sind allerdings in der Anschaffung teurer als herkömmliche Töpfe.

02.02.2015, 01:34

Frankfurt/Main (dpa) l Hydrokultur war in den 90er Jahren sehr beliebt. Man setzte Pflanzen in ein rotbraunes Substrat statt in Blumenerde. Doch der Trend ließ irgendwann nach. "Das Konsumverhalten hat sich geändert", erklärt Stefan Hecktor, Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Hydrokultur in Frankfurt am Main. "Für viele Menschen sind Pflanzen preiswerte Dekoartikel, die man nach einigen Wochen austauscht." Hydrokultur ist aber auf Langlebigkeit angelegt.

Da das Substrat wenig wiegt, lassen sich auch große Pflanzgefäße damit noch gut bewegen. "Probleme wie Staunässe oder Pilzkrankheiten gibt es bei der Hydrokultur nicht", erklärt der Buchautor Folko Kullmann aus Stuttgart. Schimmel und erdbewohnende Schädlinge haben keine Chance. "Deshalb ist das System auch für Allergiker geeignet und wird oft in Krankenhäusern verwendet", ergänzt Stefan Hecktor.

Hydrokultur-Systeme werden von verschiedenen Anbietern vertrieben, erklärt Leo Thissen vom Fachverband Raumbegrünung und Hydrokultur in Berlin. "Es können auch herkömmliche Töpfe genommen werden, sofern sie wasserdicht sind", sagt Hecktor.

Der Vorteil liegt auf der Hand: "Hydrokultur ist praktisch, weil man wenig gießen muss. Aber ganz ohne Pflege geht es nicht. Ein- bis zweimal pro Woche müssen Wasserstand und Gefäß überprüft werden. Sonst sollten Hobbygärtner immer nur bis zur Marke Optimum gießen.

Erreicht der Wasserstand die Niedrigmarke, wird nicht direkt Nachschub gegeben. Bei Pflanzen, die an sonnigen Standorten stehen, wird zwei Tage pausiert. "Bei Gefäßen, die eher schattig stehen, sollte man sogar vier bis fünf Tage warten." Das Substrat hält nur die Wurzeln. "Es enthält keine Nährstoffe, deshalb muss dem Gießwasser immer Flüssigdünger beigemischt werden", sagt Kullmann.

Der körnige Dünger enthält ein Harz, dessen Ionen auf das im Wasser gelöste Calcium und Magnesium reagieren. Das Präparat kommt am besten in die wasserführende Schicht des Topfes. "Von diesem Dünger werden je nach Pflanzengröße zwischen 20 und 200 Milliliter in den Topf gegeben, die Wirkung hält vier bis sechs Monate an", erklärt Thissen.

Das Substrat ist dauerhaft stabil. Damit meinen Gartenprofis, dass die Blähtonsteine über Jahre ihre Struktur nicht verändern. Es muss also nicht ausgetauscht werden. Allerdings sollte der Gärtner umtopfen, wenn der Wurzelballen ein größeres Gefäß braucht. Manchmal werden die Kügelchen unansehnlich, denn es können sich auf der Oberschicht des Blähtons Salzkristalle bilden. Aber das ist kein Grund zum Umtopfen. "Einfach die Oberfläche etwas aufschütteln und es ist behoben", rät Thissen.

Theoretisch eignen sich alle Pflanzen für Hydrokultur. "Blattpflanzen, Palmen und Farne gedeihen gut in Hydrokultur", ergänzt Kullmann. Gewächse, die keine Staunässe vertragen wie Orchideen oder Kakteen, seien dagegen schwieriger darin zu halten.

Hydrokultursysteme sind in der Anschaffung etwa 20 bis 30 Prozent teurer als Pflanzen in herkömmlichen Töpfen. "Wenn man Katzen oder kleine Kinder hat, hat man oft über kurz oder lang die Kügelchen in der ganzen Wohnung verteilt", gibt Kullmann zu bedenken.