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Medizinischer Sonntag Weniger Magenkrebs durch den Verzicht auf Gepökeltes

Von Uwe Seidenfaden 01.03.2010, 05:53

Wohl jeder Mensch hat im Laufe seines Lebens schon einmal Magenschmerzen gehabt. Oftmals gehen sie von selbst vorbei. Für manche Mitmenschen jedoch wird die Pein zu einem Dauerbegleiter. Über die möglichen Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten informierten gestern Fachärzte des Uniklinikums auf dem Medizinischen Sonntag – einer Gemeinschaftsveranstaltung des Uniklinikums Magdeburg, der Magdeburger Urania und der Volksstimme.

Magdeburg. Vorsicht bei kalten Getränken und Zitrusfrüchten, vor Kaffee, Alkohol und scharf gewürzten, fettigen Speisen, vor Stress, Aufregung und Ärger. Manchen Menschen schlägt das schwer auf den Magen. Andere wiederum haben damit keine Probleme. Sie können sogar lebende Maden und Heuschrecken, Senf mit Esslöffeln oder Dutzende Würstchen in sich hineinzuschlingen. Erstaunlich, oder ? Etwa 300 Tonnen feste Nahrung und über 50 000 Liter Flüssigkeit passieren den Magen im Verlauf eines Lebens. Dennoch ist der Magen viel mehr als nur ein Durchgangsorgan. Bestückt mit zahlreichen Nerven, Muskeln und Drüsen sorgt er dafür, dass der Nahrungsbrei rhythmisch durchknetet und chemisch zersetzt wird, so Dr. Jochen Weigt von der Uniklinik für Gastroenterologie. Kein anderes Organ des menschlichen Körper vermag auch nur annähernd soviel Säure zu erzeugen. Die sich täglich erneuernden Zellen der Magenschleimhaut wiederstehen normalerweise den hausgemachten Säureattacken schadlos.

Doch Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel. Bei manchen Menschen kommt es dazu, dass ein Teil ihres sauren Mageninhalts zurück in die Speiseröhre fließt. Letztere ist vor der Magensäure längst nicht so gut geschützt wie das Mageninnere. Die Folge können Entzündungen sein, die langfristig sogar zu Krebs führen können. Stechende oder brennende Schmerzen im Oberbauch- und Brustraum und saures Aufstoßen ( Sodbrennen ) verbunden mit Heiserkeit und Hustenreiz sollten deshalb nicht auf die leichte Schulter genommen werden, rät der Arzt.

Helfen Medikamente nicht, ist eventuell eine Operation ratsam, so Professor Hans Lippert, Direktor der Uniklinik für Chirurgie. Er informierte unter anderem an Hand von Fallbespielen aus seiner täglichen Arbeit, über die operativen Möglichkeiten bei Geschwüren im Bereich des Magens und der Speiseröhre.

Ein typischer Verursacher der Säureattakten ist das Bakterium Helicobacter pylori. Es kann Magengeschwüre und Magenkrebs auslösen. Glücklicherweise führte der vergleichsweise hohe Hygienestandard in Deutschland und anderen Ländern Mitteleuropas in den vergangenen Jahren zu weniger Helicobakter pylori-Infektionen bei Kindern und Jugendlichen. Bei Menschen im mittleren und im fortgeschrittenen Alter ist das Magenbakterium dagegen auch hier zu Lande noch relativ häufig. Mit einer mehrtätigen Medikamentenbehandlung bestehend aus einer Kombination von Antibiotika und Säurehemmern kann der Krankheitserreger meistens endgültig beseitigt werden, so Dr. Jochen Weigt. Eine erneute Infektionen im Erwachsenealter ist sehr selten.

Ganz aus der Welt sind Bauchschmerzen bei Erwachsenen dennoch nicht. Während die infektiösen Ursachen von Magenerkrankungen abnehmen steigen die Magenbeschwerden durch Medikamenten-Nebenwirkungen. Das gilt insbesondere für besonders oft angewendete Medikamente wie Aspirin, Diclofenac und Ibuprofen. Die ärztlichen Empfehlungen bei regelmäßiger Einnahme von Medikamenten zur Schmerzbehandlung und Prophylaxe von Herzkreislauferkrankungen berücksichtigen deshalb heute auch die Magenschutz.

Die Zahl von Menschen, die an Magentumoren erkranken, ist in den vergangenen Jahren dank der besseren Ernährung ( weniger Gepökeltes ) und der medikamentösen Beseitigung des Magenbakteriums rückläufig, so Professor Hans Lippert.

Doch nicht immer, so räumten die Ärzte auf dem Medizinischen Sonntag ein, können Magenprobleme auf eine konkrete Ursache zurückgeführt werden. Wenn organische Ursachen ausgeschlossen werden, sprechen die Ärzte von einem Reizmagen. Ein Auslöser kann zum Beispiel eine eingeschränkte Beweglichkeit der Magenwände sein. Der Magen entleert sich dann nicht mehr rasch genug in den Zwölffingerdarm und es tritt ein vorzeitiges Völlegefühl aus. Auch Stoffwechselstörungen wie die Zuckerkrankheit, Medikamentennebenwirkungen oder operative Eingriffe können Magenprobleme verursachen. Unter der Voraussetzung einer guter Diagnostik bekommt ein Teil der Patienten die Beschwerden mit einem verändertem Essverhalten und mit Medikamenten wieder gut in den Griff.