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Infektionen mit Salmonellen Eine Therapie mit Antibiotika ist oftmals nicht erforderlich

Von Uwe Seidenfaden 22.05.2010, 06:49

Salmonellen-Infektionen sind häufig und unangenehm. Zum Glück ist der Durchfall, den diese Bakterien auslösen, meist nach wenigen Tagen vorüber. Nicht so bei einer Leserin, die seit Monaten wiederholt an Durchfällen leidet und das auf eine Salmonellen-Infektion zurückführt. Mediziner erklären, worauf insbesondere ältere Menschen und Eltern von Kindern achten sollten ?

Magdeburg. Kein Mensch ist allein. Es gibt eine Vielzahl von Organismen, die beinahe jeden Teil des menschlichen Körpers bevölkern. Normalerweise herrscht zwischen dem körpereigenen Abwehrsystem und den unzähligen mikroskopisch kleinen Lebewesen ein Waffenstillstand. Doch wehe dem, dessen Immunsystem nicht auf die Angriffe vorbereitet ist. Gnadenlos nutzen Mikroben jede Schwachstelle aus, um sich als ungebetene Eindringlinge im Körper ihres Opfers zu vermehren. Ein leichtes Spiel haben sie vor allem bei älteren Menschen, die durch Vorerkrankungen geschwächt sind, und bei Kindern, deren Zellen die Abwehr mikroskopischkleiner Feinde erst noch lernen müssen.

Unter den vielen potenziellen Angreifern sind laut der Weltgesundheitsorganisation Salmonellen besonders häufig. " Es gibt mehr als 2000 verschiedene Salmonellenstämme ", so Dr. Ulrich Arnold vom Institut für Mikrobiologie des Magdeburger Uniklinikums. " Nur wenige sind für den Menschen wirklich gefährlich. " Diese beherrschen jedoch ihr Piraten-Handwerk. Die betroffenen Menschen leiden neben einem wässrigen Durchfall und Erbrechen oft auch unter Bauchkrämpfen und zudem gelegentlich unter Kopf- und Muskelschmerzen. Auch Fieber ist insbesondere bei jüngeren Patienten nicht selten.

Meist bessern sich die Beschwerden nach wenigen Tagen von selbst. Aber etwa fünf Prozent der Salmonellen-Infektionen verlaufen nach Angaben des Berliner Robert Koch-Instituts so schwer, dass sie einer medizinischen Behandlung bedürfen. Dann sind Antibiotika sowie Elektrolytlösungen als Ersatz für ausgeschiedene Salze, Säuren und Basen das Mittel der Wahl. " Nach etwa zehn bis 14 Tagen ist üblicherweise eine deutliche Besserung eingetreten ", so Dr. Ulrich Arnold. In seltenen Fällen zieht sich die Infektion aber auch länger hin. Dafür kann es mehrere Gründe geben.

Hausarzt veranlasst

genauere Diagnostik

Einerseits ist es denkbar, dass der Salmonellentyp, der die Darmfunktion des Patienten stört, nicht auf das eingesetzte Antibiotikum reagiert. Andererseits ist es auch möglich, dass andere Krankheitserreger wie bespielsweise Campylobacter oder E. coli, die Beschwerden verursachen. " Der Hausarzt kann eine genauere Analyse der Infektionserreger veranlassen und danach eine weitere, gezieltere Antibiotika-Therapie veranlassen ", so der Mikrobiologe des Uniklinikums. " Es sollten aber auch andere Ursachen, wie beispielsweise chronisch entzündliche Darmerkrankungen, ein postinfektiöses Reizdarmsyndrom oder eine mikroskopische Kolitis ausgeschlossen werden ", ergänzt Dr. Ulrike von Arnim, Oberärztin der Universitätsklinik für Gastroenterologie und Infektiologie. Sollte sich das bestätigen, ist eine andere Therapie erforderlich.

Einen Arzt sollt man bei länger anhaltenden Stuhlveränderungen ( z. B. Verstopfung im Wechsel mit Durchfall, oder bei Blutbeimengungen im Stuhl ) aufsuchen. Hinter solchen Symptomen kann sich ein Darmtumor verbergen.

Kopfsalat unter dem

Wasser abspülen

Um bakterielle Ursachen als Ursache von Durchfallerkrankungen auszuschließen, raten die Mediziner vor allem zur Küchenhygiene. Salmonellen werden meist durch Eier, Eispeisen ( z. B. Mayonnaisen und Eis ) sowie durch rohes Fleisch übertragen. " Ein Kleinkind, das ein Hühnerei in die Hand nimmt und danach die Finger ableckt, kann sich prinzipiell schon dadurch infizieren ", sagt der Magdeburger Mikrobiologe Dr. Arnold. Den Ausschlag gibt die Zahl der aufgenommenen Krankheitserreger und die Stärke der körpereigenen Immunabwehr. Deshalb empfiehlt sich immer eine gründliche Küchenhygiene.

• Die Hände sollten vor und nach der Küchenarbeit gründlich mit warmen Wasser und Seife gewaschen werden.

• Frisches Hack- und Schabefleisch, Geflügel, Eispeisen und Mayonnaisen sollten möglichst umgehend nach dem Kauf verarbeitet werden.

• Fleisch sollte man immer gut durchgaren ( bis kein roter Saft mehr austritt ),

• Geschirr- und Küchentücher sind regelmäßig zu reinigen. Die Salmonellen werden schon durch mehr als 60 Grad heißes Wasser abgetötet.

" Ist die Keimzahl hoch und das Immunsystem geschwächt, kann auch infiziertes Gemüse und Obst eine infektiöse Durchfallerkrankung auslösen ", sagt Dr. Arnold. Bei Salaten rät der Mediziner deshalb zum gründlichen Waschen unter Wasser, um die Keimzahl zu reduzieren. Bei Zitrusfrüchten reicht das Schälen.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung in Berlin weist darauf hin, dass auch im Haushalt gehaltene Reptilien mit Salmonellen infiziert sein können. Besonders oft betrifft das Schildkröten. Sie scheiden die Bakterien unbemerkt aus, ohne selbst Krankheitsanzeichen zu haben.

Gemessen an anderen Infektionsquellen wie Eispeisen und Geflügel ist das Risiko durch die Heimtierhaltung von Schildkröten aus dem Zoofachhandel allerdings eher gering. Von einer Überwinterung der Schildkröten in dem Kühlschrank, in dem auch Lebensmittel für Menschen aufbewahrt werden, raten Experten dennoch ab.