1. Startseite
  2. >
  3. Leben
  4. >
  5. In Bier und Limonaden stecken wahre Dickmacher

Medizinischer Sonntag über die Vermeidung von Übergewicht In Bier und Limonaden stecken wahre Dickmacher

21.09.2009, 05:01

Essen hält bekanntlich Leib und Seele zusammen. Und zu viel des Guten schadet nur. Wie aber ist es möglich, dass rechte Maß zu finden und sich gesund zu ernähren ? Darüber informierten Ärzte auf dem gestrigen Medizinischen Sonntag – einer Gemeinschaftsveranstaltung des Magdeburger Uniklinikums, der Magdeburger Urania und der Volksstimme. Von Uwe Seidenfaden

Magdeburg. " Oh, wie ist das hinderlich, wenn man ringsherum an sich so viel Fettigkeit besitzt, dass man pusten muss und schwitzt und nichts weiter denkt als bloß : Wie werde ich den Speck nur wieder los ?" reimte vor über hundert Jahren Wilhelm Busch. Der deutsche Dichter und Zeichner wusste genau, worüber er schrieb. Schließlich war auch er auf dem Höhepunkt seines Lebens recht wohlbeleibt.

Millionen Bundesbürgern geht es ähnlich. Etwa die Hälfte der Deutschen gilt als übergewichtig und jeder fünfte Deutsche ist fettleibig. Darunter sind mehr Männer als Frauen. Letztere machen dafür häufiger Diäten – oftmals allerdings vergeblich. Für viele ist es eine frustrierende Erfahrung, dass dauerhafte Korrekturen des Körpergewichtes nach unten alles andere als leicht sind.

Umso wichtiger ist es, ein normales Körpergewicht über die Lebensjahrzehnte zu halten und mit einer bedarfsgerechten Ernährung möglichst frühzeitig zu beginnen. Professor Claus Luley und Privat-Dozentin Dr. Sabine Westphal, die sich seit vielen Jahren im Universitätsklinikum Magdeburg mit dem Thema des Fettstoffwechsels befassen, halten deshalb auch Vorträge vor Kindern. Darin versuchen sie, der nachwachsenden Generation ein Grundwissen über eine gesunde Ernährung zu vermitteln. Dieses Ziel verfolgten beide Wissenschaftler auch mit ihren Vorträgen, die sie gestern vor einem Publikum von zumeist erwachsenen Besuchern des Medizinischen Sonntags hielten.

Professor Claus Luley erklärte zunächst einige grundlegende ernährungsmedizinische Begriffe wie Brennwert, Kalorien und Energiebedarf des Körpers. Die Zuhörer erfuhren etwas darüber, wie die in der Nahrung gespeicherte Energie im Körper kurz- und langfristig gespeichert wird und welche Rolle das Insulin dabei spielt. " Die meiste Energie verbraucht der Körper beim Joggen ", so Professor Luley. Auf einer Strecke von neun Kilometer sind es 950 kcal. Etwas weniger sind es beim Kanufahren und beim Schwimmen. Aber selbst in Ruhe " verbrennen " die Zellen des Körper noch gespeicherte Energie – wenngleich auch nur eine geringe Menge. Frauen, die in der Regel weniger Muskelmasse als Männer besitzen, sind dabei im Nachteil. Sie müssen mehr trainieren, um überschüssiges Fett wieder loszuwerden.

35 Minuten Radeln für ein Stückchen Kuchen

" Sich gesund zu ernähren, heißt nicht hungern, sondern überflüssige Kalorien einzusparen und richtig zu essen ", so Dr. Westphal. Das Prinzip einer ausgewogenen Kost ist eigentlich ganz einfach : Dazu gehören reichlich pfl anzliche und wenig tierische Lebensmittel sowie ein sparsamer Umgang mit Salz und Zucker. Die Magdeburger Medizinerin nannte zahlreiche Beispiele, wie man den überschüssigen Kalorienkonsum reduzieren kann. Statt Schweinskopfsülze kann man beispielsweise magere Kasslersülze essen. Statt Bockwürste aus Schweinefleisch sollte man besser zu Würstchen aus Gefl ügelfl eisch greifen. Und statt Kartoffelsalat, Pommes oder Bratkartoffeln ist ein zünftiger Bauernsalat viel bekömmlicher und zudem weniger kalorienreich. Viele Fette stecken in Schmierwürsten wie Leberwurst. Wer auf eine schlanke Linie achtet, sollte darauf verzichten, so die Ärzte.

Ein Gewichtsproblem vieler Männer resultiert aus der täglichen Flasche Bier – oder auch zwei und mehr Flaschen. " Ein Glas Bier ( 0, 33 Liter ) enthält 165 kcal ", so Dr. Westphal. Wer diese Menge täglich konsumiert, legt im Jahr acht Kilogramm zu ! Um die zusätzliche Energiemenge zu kompensieren, muss man täglich eine Viertelstunde joggen oder 25 Minuten Rad fahren. Auch das tägliche Schokoladenstückchen vor dem Einschlafen oder das Stück Kuchen am Nachmittag begünstigen die Entstehung von Übergewicht. Wer darauf dennoch nicht verzichten will, muss täglich 20 Minuten joggen oder 35 Minuten Rad fahren, so die Medizinerin.

" Tückisch sind Kohlenhydrate wie Zucker, Brötchen und Brot aus weißem Mehl, Kartoffeln oder Mehlnudeln ", argumentierte Professor Luley. Der Körper nutzt das zum Fettaufbau.

Unmengen an Zucker fanden die Wissenschaftler in Fruchtsaftgetränken – immerhin 52 Zuckerstückchen in eineinhalb Liter Cola !

Solange die Politik in Deutschland keine Ernährungsampel auf Fertigprodukten durchsetzen kann, sollte der Kunde deshalb sehr genau die meist kleingedruckten Kalorienangaben auf der Zutatenliste studieren, sofern diese von den Herstellern überhaupt angegeben werden. Übergewicht ist nämlich kein Schönheitsproblem, sondern verursacht zahlreiche Spätfolgen, darunter Diabetes, Herzerkrankungen, Gallensteine und vieles mehr.