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Tourismus Türkei-Reisen nicht einfach umbuchbar

Die Krise in der Türkei trifft auch den Tourismus. Doch bereits gebuchte Trips können nicht einfach storniert werden.

20.07.2017, 23:01

Berlin/Istanbul (dpa) l Die besorgten Hinweise der Bundesregierung für Türkei-Urlauber bringen neue Unsicherheit für die Touristikbranche. Sicherheitsbedenken und politische Großwetterlagen beeinflussten das Urlaubsverhalten, sagte eine Sprecherin des Deutschen Reiseverbandes DRV. Wie sich das im Einzelfall konkret auswirke, sei derzeit aber nicht abzusehen. Für die Gewährung kostenfreier Stornierungen oder Umbuchungen sehen Veranstalter bisher keinen Anlass.

„Die Reisen für die Urlauber finden wie gebucht statt“, stellte der DRV klar. Für Stornierungen und Umbuchungen gälten die Allgemeinen Geschäftsbedingungen der Veranstalter. So habe das Auswärtige Amt keine Neubewertung der Sicherheitslage vorgenommen, so dass es auch keine Verschärfung der Reisehinweise und keine Reisewarnung für das Land gebe.

Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) hatte Türkei-Reisende zu „erhöhter Vorsicht“ aufgerufen. Er reagierte damit auf die Verhaftung des deutschen Menschenrechtlers Peter Steudtner und anderer Personen.

Verbraucherschützer forderten die Reiseveranstalter zu Kulanz bei Umbuchungen auf. „Wenn das Auswärtige Amt jetzt auch Reisende zu erhöhter Vorsicht mahnt und bei kurzfristigen Aufenthalten empfiehlt, sich in Listen bei Konsulaten und Botschaften einzutragen, gehen Urlaubsfreuden und Erholung baden“, sagte NRW-Verbraucherzentralenvorstand Wolfgang Schuldzinski.

Doch der verschärfte Reisehinweis berechtigt in der Regel nicht zum kostenlosen Umbuchen oder Stornieren. „Ein Pauschalreisender kann den Reisevertrag bei erheblicher Gefährdung seiner Person durch höhere Gewalt kostenlos kündigen“, erklärt der Reiserechtsexperte Ernst Führich. Höhere Gewalt liege aber nicht vor. „Ohne eine Reisewarnung muss ein Urlauber selbst beweisen, dass er erheblich gefährdet ist.“

Denkbar sind hier Gefahren, die entweder die Reisedurchführung oder die Person selbst betreffen – etwa eine willkürliche Festsetzung durch die türkischen Behörden, auf die nun auch das Auswärtige Amt in seinen Reisehinweisen explizit hinweist. Nach Ansicht von Führich dürften Richter im Streitfall allenfalls bei bestimmten Berufsgruppen wie Journalisten eine Gefährdung bestätigen, nicht aber beim durchschnittlichen Pauschalurlauber.

Infografik: Der türkische Tourismus in der Krise | Statista Mehr Statistiken finden Sie bei Statista

Neue Prognosen für das Türkei-Geschäft wagten die Reisekonzerne aber noch nicht. Massive Einbrüche würden aber nicht erwartet, sagte eine Sprecherin der Rewe-Reisesparte DER Touristik mit Marken wie ITS und Jahn-Reisen. Tui-Chef Fritz Joussen hatte zuletzt - wie bereits 2016 - rund eine Million Türkei-Urlauber angepeilt. Dazu sollte auch beitragen, dass Tui auch wieder russische Urlauber in das Land bringt.