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Technik Das Fahrrad zum E-Bike nachrüsten

Bei hochwertigen Rädern kann sich der Einbau eines Motors lohnen.

Von Tom Nebe 11.07.2017, 23:01

Heidelberg (dpa) l Wenn sich die Straße noch Hunderte Meter den Berg hinaufwindet oder der Gegenwind einen fast rückwärts fahren lässt, denkt mancher Radler sicher: Etwas Unterstützung beim Treten wäre nun super. Wem das Geld für ein neues Pedelec fehlt, der kann unter Umständen sein Fahrrad mit einem Motor nachrüsten.

Firmen liefern dafür Bausätze zum Umbau in Eigenregie – oder bauen selbst um. Manche Radfachhändler bieten den Einbauservice ebenfalls. Günstig ist allerdings auch der nachträgliche Motoreinbau nicht. Es gibt außerdem viel zu beachten.

Es gibt drei Antriebsarten: Der Motor kann in die hintere oder vordere Radnabe eingebaut werden, eine weitere Möglichkeit ist das Tretlager. „Wir versuchen immer, erst ans Hinterrad zu gehen“, sagt Thilo Gauch von der Firma Electric Bike Solutions. Das Vorderrad ist die zweite Wahl, als letztes kommt das Tretlager in Betracht.

Der Hinterradeinbau biete sich an, weil das Rahmendreieck meist stabiler ist als die zwei Gabelrohre vorne, sagt Gauch. Auch zum Abstellen und Schieben des Rades ist diese Lösung angenehmer.

Die Preise für Nachrüstbausätze beginnen bei mehreren hundert Euro. Wer den Umbau von Profis erledigen lässt, ist schnell mit mehr als 1000 Euro dabei. Im Vergleich zu einem neuen Pedelec ist das zwar in der Regel immer noch wesentlich günstiger. Es ist aber nicht nur eine Preisfrage, ob die Nachrüstung lohnt.

Entscheidender sind Zustand und Ausgangsqualität des Fahrrads: Rahmenkonstruktion, Rahmenmaterial, Art der Bremse, Laufleistung. Firmen wie Electric Bike Solutions oder Senglar lassen Räder vorher von einem Fachmann prüfen. Dieser entscheidet, ob das Rad technisch überhaupt für einen Umbau infrage kommt. Wer einen Einbausatz kaufen will, muss vorab stets Fotos des Fahrrads schicken, sagt Jochen Treuz von Senglar.

Einen Ratschlag geben die Experten in Radläden durchaus. „Eine verbindliche Aussage wird aber kaum jemand treffen“, sagt Felix Lindhorst. Er arbeitet beim Bundesinnungsverband für das Deutsche Zweiradmechaniker-Handwerk. Eher wenige Fahrradläden rüsten um, sagt er. „Die meisten scheuen sich vor den rechtlichen Konsequenzen.“ Sie müssen dann die Produkthaftung für das ganze Vehikel übernehmen.

Als ein Entscheidungskriterium gilt, wie hochwertig das Rad ist. Treuz wird konkret: Ab einem Zeitwert von 400 bis 500 Euro könne man darüber nachdenken. Idealerweise sollte das Fahrrad nicht älter als vier bis fünf Jahre sein.

Drei bis vier Stunden brauchen Treuz und seine Kollegen für einen Umbau. Wer den Antrieb in Eigenregie anschraubt, dürfte dafür fünf bis sechs Stunden benötigen, schätzt der Experte, der auch ein Buch über das Thema geschrieben hat. Wer nie selbst an seinem Rad schraubt, sollte die Finger davon lassen. Übermäßiges Detailwissen ist laut Thilo Gauch aber auch nicht gefragt: „Mehr als Reifenwechsel muss man nicht drauf haben.“ Vor allem sind Geduld und Lust nötig.

Allerdings: Wer selber umbaut, der trägt letztlich das Risiko. Die Gewährleistung des Radherstellers erlischt, und die Produkthaftung liegt nun bei einem selbst. Wie sieht es mit der Versicherung aus? Pedelecs sind rechtlich gesehen weiterhin Fahrräder. Das heißt: Der Versicherungsschutz der Privathaftpflicht bleibt weiterhin bestehen, teilt der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Kommen bei Unfällen Dritte zu Schaden, zahlt die Versicherung dafür.

Problematisch können aber Umrüstungen zu S-Pedelecs und E-Bikes sein. Dafür brauchen Nutzer eine Typengenehmigung. „Da gelten ganz andere rechtliche Vorgaben“, sagt Lindhorst. Die sollten bekannt sein und eingehalten werden. Sonst sei man im schlimmsten Fall ohne Fahr- und Betriebserlaubnis und außerdem ohne Versicherungsschutz unterwegs. In dem Fall zahle die private Haftpflicht für Schäden nicht, warnt der GDV.