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Verkehrssicherheit Tipps zum Kauf von Motorradhelmen

Auf dem Motorrad gilt Helmpflicht - doch nicht alle Modelle bieten bauartbedingt den gleichen Schutz.

25.06.2018, 10:50

Unna/Stuttgart (dpa) l Oben ohne wie Peter Fonda einst im Kultstreifen „Easy Rider“ – Traum von Freiheit? Nein, denn ohne Helm zu fahren, ist nicht nur verboten, sondern auch lebensgefährlich. Aber welche Bauart ist am sichersten, und was kostet das? „Der Vollvisier- oder Integralhelm ist der Klassiker“, sagt Frank Braemer vom Bekleidungs- und Zubehör-Anbieter Polo. „Ein Universalhelm für alle Einsatzzwecke und jeden Motorradtyp, der die größte Sicherheit bietet, weil auch der Kinnbereich komplett geschützt ist.“ Dieser Helmtyp sei mittlerweile je nach Preis sehr aufwendig ausgestattet, etwa mit Sonnenblende oder sogar einem Funksystem.

Ralf Schefzig wiederum setzt auf den Klapphelm. „Der bietet durch den Klappmechanismus einerseits den Komfort eines Jethelms, etwa, wenn man im Sommer an der Ampel steht und mal durchatmen möchte“, sagt der Motorradtrainer beim Auto Club Europa (ACE), „garantiert mir andererseits während der Fahrt aber die Sicherheit eines Vollvisierhelms.“ Mit hochgeklapptem Kinnteil zu fahren, davon rät Schefzig allerdings ab. Dann erfülle der Helm nicht mehr die ECE-Norm 22/05, die geprüfte Sicherheit im geschlossenen Zustand garantiert.

„Es gibt Klapphelme, die zusätzlich als Jethelm geprüft werden“, ergänzt Till Ferges. Der Redakteur des Fachmagazins „Motorrad News“ verweist auf die sogenannte P+J-Homologation. Trotzdem rät auch er dann zum Fahren mit geschlossenem Helm. Man könne den Kiefer zwar noch als natürliche Knautschzone sehen, und Verletzungen in diesem Bereich müssten nicht zwangsläufig lebensbedrohlich sein. „Aber ich kenne Personen, die aufs Kinn gestürzt sind – die aus so einem Unfall resultierenden Folgeschäden wünscht man niemandem“.

Schefzig glaubt, dass ein offen gefahrener Klapphelm bei einem Sturz gefährlicher werden könne als ein Jethelm. „Bei einem Sturz kann es passieren, dass man mit dem hochgeklappten Kinnteil irgendwo hängenbleibt und sich schlimmste Nackenverletzungen zuzieht.“

Offene Jethelme erleben aktuell durch den ungebrochenen Retrotrend der Motorradbranche eine wahre Renaissance. Zum Flanieren auf den Boulevards mag das angehen, für hohe Geschwindigkeiten aber taugt der Jethelm nicht. „Jedes Insekt schlägt dann im Gesicht ein wie ein Stein“, so ACE-Mann Schefzig.

Und Ferges weiß aus eigener Erfahrung, „dass es statt Insekten auch mal hochgewirbelte Steinchen sein können“. Das könne nicht nur schmerzhaft, sondern auch sehr gefährlich sein, wenn man plötzlich für einen Moment abgelenkt ist.

Noch weit weniger Sicherheit bieten sogenannte Brain Caps. Diese Halbschalen enden bereits oberhalb der Ohren, werden aber wegen des lässigen Looks gerade von Chopper-Fahrern gerne getragen. „Lässig vielleicht, zulässig aber auf gar keinen Fall“, warnt Schefzig. „Wer von der Polizei erwischt wird, muss mit einem Verwarngeld rechnen, zudem kann die Weiterfahrt untersagt werden“.

Mindestens 100 Euro müsse man für einen guten Jethelm, um die 150 Euro für einen Vollvisierhelm anlegen, sagt Schefzig. Ferges hat gerade einen Jethelm getestet, der gar stolze 400 Euro kostet. „Auch eine Frage des verwendeten Materials“, sagt der Redakteur. Tipp: Auslaufmodelle von Markenherstellern seien oft wesentlich günstiger, aber nicht unbedingt schlechter als die neuesten Modelle.

Welchen Helm die Biker brauchen, hängt auch vom Einsatzzweck ab: „Wenn man einen 50-ccm-Roller mit 40 km/h Spitze fährt, kann man bereits für 100 Euro einen Helm bekommen, der den Schutzanforderungen entspricht“, sagt Braemer. „Kauft man aber ein Hochleistungsmotorrad mit 200 PS, reicht ein solcher Helm mit entsprechend geringer Ausstattung nicht aus“.

Er rät, sich im Fachgeschäft zu informieren und nicht ungesehen einen Helm aus dem Internet zu kaufen, „nur weil das Helmdekor zur Maschine passt“. Nur vor Ort könne man testen, ob ein Helm wirklich passt.