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Reise Auf den Spuren Bismarcks unterwegs

Im Rahmen des Bismarck-Jahres machten sich 20 Teilnehmer aus dem Pfarrbereich auf den Weg nach Hinterpommern.

Von Thomas Roloff 25.09.2015, 07:46

Schönhausen l  Erste Station war Stettin, die alte Hauptstadt der großen Ostseeprovinz, der Bismarck in besonderer Weise verbunden war. Dann besuchte die Gruppe die Orte Külz und Kniephof. Bismarcks Eltern zogen 1815 auf diese von einem Onkel geerbten Güter. In Kniep­hof wuchs Bismarck auf. Das heute leider völlig ruinöse Herrenhaus ist allerdings erst sehr viel später durch seinen Neffen Philipp erbaut worden, der das Gut 1868 gekauft hatte.

Dann schloss sich als ein Höhepunkt der Reise ein Empfang bei den Besitzern des Schlosses Trieglaff an, auf dem bis in das Jahr 1945 die Familie Thadden lebte. Adolf von Thadden galt in der Bismarck-Zeit als das Haupt der einflussreichen pommerschen Pietisten. Durch ihn kam der junge Bismarck in Kontakt zur konservativen Szene Preußens. Besonders verbunden war er aber auch seiner Tochter Marie von Thadden. Das wunderschön restaurierte Herrenhaus, der wieder instand gesetzte Park, vor allem aber die Gastfreundschaft der Hausherren machten auf die Reisegruppe großen Eindruck. Ein Gang an die Gräber der Familie Thadden, die heute in Form eines Lapidariums gepflegt werden, machte deutlich, wie man inzwischen verschiedenen Orts versucht, sich der Geschichte zu stellen und angemessen mit ihr umzugehen.

Weiter ging die Fahrt nach Zimmerhausen, wo man das leider auch vollkommen ruinöse Herrenhaus der Familie Blanckenburg besuchte. Moritz von Blanckenburg war einer der wichtigsten Jugendfreunde Bismarcks.

Die zweite Übernachtung fand in einem schönen kleinen Hotel der Ostseestadt Köslin statt. Von dort aus ging die Reise nach Alt Kolziglow. In der Kirche des Ortes hatte Bismarck am 28. Juli 1847 seine Johanna, eine geborene von Puttkamer, aus dem nahe gelegenen Reinfeld geheiratet. Jahre später sagte der Fürst einmal: „Ich weiß nicht, wie ich das früher ausgehalten habe; sollte ich jetzt leben wie damals, ohne Gott, ohne Dich, ohne Kinder – ich wüsste doch in der Tat nicht, warum ich das Leben nicht ablegen sollte wie ein schmutziges Hemd.“ Allein dieses Zitat zeigt, wie sehr beide durch Liebe und Treue verbunden waren und warum ihre Ehe ein Leben lang gehalten hat.

In der geschmackvoll restaurierten, inzwischen katholischen Kirche hielt Pfarrer Ralf Euker eine schöne Andacht, bevor die Fahrt weiter nach Varzin führte. Den Besitz Varzin kaufte Bismarck 1868 für 400 000 Taler, die der König ihm nach dem Sieg über Österreich 1866 gestiftet hatte. Das von weiten Buchenwäldern gesäumte Haus war über viele Jahre sein Lieblingsaufenthalt. Von dort aus lenkte er die Geschicke des durch ihn gegründeten Reiches. Davon zeugt sein prachtvolles Arbeitszimmer, das den Geschmack des Kanzlers noch immer erkennen lässt. Am 27. November 1894 starb dort seine Frau Johanna und wurde zunächst im Park beigesetzt. Der Altreichskanzler zog sich in den Sachsenwald bei Hamburg zurück. Nach seinem Tod wurde auch Johanna im dortigen Mausoleum endgültig bestattet.

Die Reise an die Lebensstationen und Wirkungsstätten des Eisernen Kanzlers hat allen Teilnehmern sehr gefallen. Besonderen Eindruck machte die sehr persönlich gehaltene und kenntnisreiche Leitung der Pommernfahrt durch Lisaweta von Zitzewitz.

Das Jubiläumsjahr wird am 3. Oktober ab 15 Uhr in Schönhausen durch einen Gottesdienst zu 25 Jahren Deutsche Einheit abgeschlossen. Am Gottesdienst nimmt auch Propst Christoph Hackbeil teil.