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Saniertes steinernes Schiff Die Burg Pfalzgrafenstein im Rhein

Ein einstiges DDR-Grenzboot bringt Touristen zu einem der bekanntesten Fotomotive des Rheins, zur Inselburg Pfalzgrafenstein. Nach einer Sanierung gibt es in dem alten Gemäuer Neues zu entdecken.

Von Jens Albes (Text) und Thomas Frey (Foto), dpa 28.06.2019, 15:49
Fünf Jahre hat die Sanierung der historischen Burg Pfalzgrafenstein gedauert und 400.000 Euro gekostet. Foto: Thomas Frey/dpa
Fünf Jahre hat die Sanierung der historischen Burg Pfalzgrafenstein gedauert und 400.000 Euro gekostet. Foto: Thomas Frey/dpa dpa

Kaub (dpa) - Was wäre eine Burg ohne Verlies? In einer der bekanntesten Inselburgen Deutschlands können Besucher erstmals seit vielen Jahrzehnten wieder in historische Gefängnisräume hinabsteigen.

Nach einer Sanierung präsentiert sich die Zollfeste Pfalzgrafenstein im Rhein vor Kaub mit renovierten Böden, rekonstruierten Wandfarben, teils neuer Beleuchtung - und zwei geöffneten Verliesräumen im Hauptturm. Einst haben hier Kriegsgefangene, säumige Zollzahler und Kriminelle gesessen - und zeitweise wohl mit Hochwasser gekämpft. Erneuert worden ist auch die Präsentation der Burg mit Audioguides, Hörstationen und nachgebauten Möbeln.

"Als 700 Jahre alte, unzerstörte Zollfeste mitten im Fluss ist die Pfalzgrafenstein europaweit eine Besonderheit", sagt die Burgführerin Ute Graßmann. Im Welterbe Oberes Mittelrheintal mit der wohl höchsten Burgendichte der Erde sei sonst nur noch die Marksburg hoch über Braubach von Zerstörung und Verfall verschont geblieben.

Sanierung dauerte fünf Jahre

Die Sanierung der Pfalzgrafenstein für gut 400.000 Euro nahe dem weltberühmten Loreley-Felsen hat sich laut der rheinland-pfälzischen Landeseinrichtung "Burgen, Schlösser, Altertümer" (BSA) von 2014 bis zu diesem Sommer hingezogen. "Mal war der Rhein zu niedrig, dann wieder zu hoch. Immer wieder hat es Zwangspausen gegeben", berichtet BSA-Direktorin Angela Kaiser-Lahme. "Da sind auch Firmen abgesprungen."

Der scheidende Kauber Bürgermeister Karl-Heinz Lachmann (SPD) freut sich über die Sanierung "unseres super Aushängeschilds". "Wir haben in den letzten zehn Jahren auch zweieinhalb Millionen Euro in unser Blücher-Museum investiert", ergänzt er. In der Neujahrsnacht 1814 hatten unter Führung von Generalfeldmarschall Gebhard Leberecht von Blücher preußische und russische Truppen über die Pfalzgrafenstein auf das linke Rheinufer übergesetzt und Napoleon verfolgt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg ist Kaubs Einwohnerzahl vor allem wegen wegbrechender Jobs deutlich von etwa 2500 auf nun rund 850 gesunken. Viele junge Leute sind weggezogen. Touristische Attraktionen und die vor zehn Jahren eröffnete Jugendherberge seien für das ehemalige Lotsenstädtchen daher umso wichtiger, sagt Lachmann.

Das steinerne Schiff

Der französische Schriftsteller Victor Hugo hat vor fast zwei Jahrhunderten die Burg als "steinernes Schiff, ewig auf dem Rhein schwimmend und ewig vor der pfalzgräflichen Stadt vor Anker" beschrieben. Heute bringt ein umgebautes DDR-Grenzpatrouillenboot vom einstigen Volkseigenen Betrieb (VEB) Yachtwerft Berlin die Touristen zum Rhein-Inselchen Falkenau, wo sich das Gemäuer erhebt. Bootsführer und Burgverwalter Volker Ochs sagt: "Wetter, Wind, Wellen und Kunden sind jeden Tag anders, das ist sehr abwechslungsreich." Um die 25 000 Besucher kommen laut BSA-Chefin Kaiser-Lahme jedes Jahr.

Übersetzt hat diesmal auch Familie Herger aus dem bayerischen Starnberg. Tochter Magdalena (11) freut sich in einem Raum mit historischen Brettspielen, "dass man ganz hoch auf den Turm kann". Ihr Bruder Max (7) findet es toll, "mal so ein Schiffsschloss von innen zu sehen". Touristen können in der Burg frei herumlaufen.

Weiter oben in der einstigen Kommandantenwohnung mit dem wiederhergestellten Farbanstrich von etwa 1700 sagt der Besucher Klaus Spindler aus dem baden-württembergischen Bad Wimpfen: "Alle zehn Kilometer hat hier früher jemand Zoll kassiert, das hat mich beeindruckt." Seine Frau Heike meint: "Die Burg ist sehr schön. Aber wohnen wollte ich hier mitten im Rhein nicht - wenn ich heimkäme und vergessen hätte, Salz und Klopapier zu kaufen, wäre das blöd."

Glanzpunkt der Buga 2029

Die Pfalzgrafenstein, zu der Einheimische jetzt im Sommer auch gerne einmal schräg zur starken Rheinströmung schwimmen, geht auf das Jahr 1327 zurück: Zuerst entsteht damals im Mittelalter der fünfeckige Hauptturm auf der Insel Falkenau. Später folgen rundherum die Ringmauer und weitere Ausbauphasen - bis ins 18. Jahrhundert.

Trompetensignale und später Glockenläuten auf der Pfalzgrafenstein fordern einst herannahende Schiffer auf, in Kaub anzulegen und Zoll zu zahlen. Wer sich widersetzt, wird erst mit Pfeilen und später mit Gewehr- und Kanonenkugeln zum Halten gezwungen.

Bürgermeister Lachmann sieht die Pfalzgrafenstein schon als einen Glanzpunkt der geplanten Bundesgartenschau (Buga) 2029 im Welterbe Oberes Mittelrheintal. "Spätestens bis dann brauchen wir auch Toiletten", sagt er. "Jetzt gibt es auf der Insel noch keine."