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Ausflüge ins Grüne "Unser kleines Versailles" - Gärten in der Normandie

Auf einer Reise durch die Normandie können Urlauber prächtige Gärten besuchen. Der Künstlerpark von Monet ist zwar bekannt - doch es gibt noch viel mehr grüne Refugien zu entdecken.

Von Daniela David, dpa 21.03.2019, 03:57

Bayeux (dpa/tmn) - Bei Gärten in der Normandie denken viele an das grüne Refugium des Malers Claude Monet in Giverny. Doch neben diesem weltberühmten Künstlergarten gibt es in der Region rund 120 Gärten unterschiedlicher Ausprägungen, vom französischen Barockgarten bis zum englischen Landschaftspark.

Château de Brécy

"Elektrische Leitungen in Sichtweite habe ich in die Erde verlegen lassen", sagt Didier Wirth, der Eigentümer von Château de Brécy im Departement Calvados. Ungetrübt soll der Blick sein in dem streng symmetrischen Schlossgarten aus dem 17. Jahrhundert.

Mehrere Gärtner schneiden die Gehölze akkurat in Kugel-, Kegel- und Glockenform. Aufwändig ist auch die Pflege des großen Parterres aus Buchsbaum, das wie Stickereien aus Pflanzen aussieht. Wer diese hohe Gartenkunst einmal weiterführen wird, ist unklar. "Meine Kinder interessieren sich nicht für den Garten", sagt Wirth, 77, Präsident des französischen Nationalkomitees für Parks und Gärten.

Intérieur à Ciel ouvert

Ein Kontrastprogramm ist der zeitgenössische Garten Intérieur à Ciel ouvert. Auf dem Gelände einer ehemaligen Mülldeponie südlich von Caen haben Benoît Delomez und seine Frau Dominique ein dicht bewachsenes Pflanzenparadies geschaffen und mit Kunstwerken versehen. Der Bildhauer musste 50 Lastkraftwagen Erde anliefern lassen. "Inzwischen haben wir allein 135 Sorten Farne und 30 Sorten Stechpalmen", sagt Delomez. Eine Rambler-Rose schlängelt sich durch gigantische Bambusse. Überall fließt Wasser. Holzwege führen über verschiedene Ebenen zu einem transparenten Glaskubus.

Jardin Retiré

"Ich mache keine Reisen mehr", erzählt Annie Blanchais. "Meine Welt ist mein Jardin Retiré, mein zurückgezogener Garten." Die blonde Normannin mit dem freundlichen Gesicht und der Erde unter den Fingernägeln zupft und schnippelt unentwegt, während sie durch ihr raffiniertes Dickicht führt. Einzelne Garteninseln hat sie wie romantische Bühnenbilder inszeniert. Die Tanzlehrerin legte um ihr Haus in Bagnoles-de-l'Orne einen 2500 Quadratmeter großen Schattengarten mit Bäumen, Sträuchern, Hortensien und 80 verschiedenen Sorten Waldreben an. Eine ist nach der Tänzerin Josephine Baker benannt. Sie blüht in Rosa.

Die Gärtnerin initiierte in ihrer Stadt das Fête des Plantes. Zu diesem Gartenfest blüht der Kurort auf. Gartenbegeisterte flanieren zwischen Blumentöpfen und Gartenkunst im Park des Rathauses. Im Schatten seltener Bäume trinken sie einen Cidre oder verspeisen eine Tarte Tatin. Was wäre die Normandie ohne ihre Apfelbäume?

Jardin de la Ferme Ornée

Jean-Pierre Morby, 63, ist zwar kein Apfelbauer, zählt aber trotzdem 120 verschiedene Apfelsorten in seinem Jardin de la Ferme Ornée in Carrouges. Das Gartenformat der Zierfarm stammt aus dem England des 18. Jahrhunderts. Schönes sollte mit dem Nützlichen verbunden werden.

Gemeinsam mit seiner Frau Cecile hat Morby auf einem Acker einen 15 Hektar großen Garten bepflanzt - sieben Gartenräume voller Gehölze und Stauden. Madame kümmert sich um die Farben, Monsieur um die Struktur. Er liebt Bäume, vor allem Magnolien, 135 Sorten hegt er.

Zu einer Tour durch die Gärten der Normandie gehört auch der Besuch adliger Besitzungen. Wie der Garten von Schloss Bizy. "Das ist unser kleines normannisches Versailles", sagt Nicole Dutertre. Die Französin führt durch die herrschaftlichen Salons. Alles umweht die Atmosphäre einer längst vergangenen Epoche. Im 80 Hektar großen Park rinnt das Wasser über Stufen. Vereinzelt zieren märchenhafte Tierfiguren die Becken. Vieles in diesem Garten wurde während der Französischen Revolution zerstört.

Im berühmtesten Garten der Normandie von Claude Monet tummeln sich allzu viele Besucher aus aller Welt. Nur der Gartentourist, der früh genug dran ist, kann sich vom Zauber dieses impressionistischen Refugiums ungestört betören lassen.

Jardins du Château de Brécy

Jardin Intérieur à Ciel Ouvert

Le Jardin Retiré

La Ferme Ornée de Carrouges

Château Acquigny

Château de Bizy

Foundation Claude Monet

Info Gartenfest

Webseite Tourismusverband zur Normandie

Gärten in der Normandie

Anreise: Am besten mit dem Flugzeug nach Paris und von dort weiter mit einem Mietwagen in die Normandie. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln sind viele Gärten nicht oder nur mühsam zu erreichen.

Gärten: Die meisten Gärten sind von Frühjahr bis Herbst geöffnet und kosten Eintritt. Für ihren Besuch sollte man sich zuvor genau nach den Öffnungszeiten erkundigen. Häufig sind Gartenführungen möglich, zumeist auf Französisch, manchmal auch auf Englisch. Während des alljährlichen "Rendez-vous aux jardins" öffnen landesweit viele private Gärten ihre Pforten. Das Gartenfest in Bagnoles-de-l'Orne findet wieder am 1. und 2. Juni 2019 statt.

Informationen: Atout France - Französische Zentrale für Tourismus, Postfach 10 01 28, 60001 Frankfurt, E-Mail: info.de@france.fr.

Symmetrie geht über alles im Garten von Château de Brécy. Foto: Daniela David
Symmetrie geht über alles im Garten von Château de Brécy. Foto: Daniela David
dpa-tmn
Akkurat gestutzt sind die Gewächse im Schlossgarten von Château de Brécy - eine zeitraubende Arbeit für die Gärtner. Foto: Daniela David
Akkurat gestutzt sind die Gewächse im Schlossgarten von Château de Brécy - eine zeitraubende Arbeit für die Gärtner. Foto: Daniela David
dpa-tmn
Didier Wirth ist Eigentümer von Château de Brécy - der Schlossgarten ist streng symmetrisch angelegt. Foto: Daniela David
Didier Wirth ist Eigentümer von Château de Brécy - der Schlossgarten ist streng symmetrisch angelegt. Foto: Daniela David
dpa-tmn
Büste im Garten von Château de Brécy - die Anlage stammt noch aus dem 17. Jahrhundert. Foto: Daniela David
Büste im Garten von Château de Brécy - die Anlage stammt noch aus dem 17. Jahrhundert. Foto: Daniela David
dpa-tmn
Herr über ein Pflanzenparadies: Benoît Delomez im zeitgenössischen Garten Intérieur à Ciel ouvert. Foto: Daniela David
Herr über ein Pflanzenparadies: Benoît Delomez im zeitgenössischen Garten Intérieur à Ciel ouvert. Foto: Daniela David
dpa-tmn
Gärtnern statt reisen: Annie Blanchais in ihrem Jardin Retiré. Foto: Daniela David
Gärtnern statt reisen: Annie Blanchais in ihrem Jardin Retiré. Foto: Daniela David
dpa-tmn
Blumenpracht: das Fête des Plantes in Bagnoles-de-l'Orne. Foto: Daniela David
Blumenpracht: das Fête des Plantes in Bagnoles-de-l'Orne. Foto: Daniela David
dpa-tmn
Gartenfreund: Jean-Pierre Morby in seinem Jardin de la Ferme Ornée. Foto: Daniela David
Gartenfreund: Jean-Pierre Morby in seinem Jardin de la Ferme Ornée. Foto: Daniela David
dpa-tmn
Magnolie im Jardin de la Ferme Ornée - 135 Sorten der Pflanze gibt es in dem Garten zu sehen. Foto: Daniela David
Magnolie im Jardin de la Ferme Ornée - 135 Sorten der Pflanze gibt es in dem Garten zu sehen. Foto: Daniela David
dpa-tmn
Stattliches Herrenhaus: das Château d'Acquigny im Departement Eure. Foto: Daniela David
Stattliches Herrenhaus: das Château d'Acquigny im Departement Eure. Foto: Daniela David
dpa-tmn
Im Künstlergarten von Claude Monet - Besucher sollten den Garten abseits der Hauptstoßzeiten besichtigen, um etwas Ruhe zu haben. Foto: Daniela David
Im Künstlergarten von Claude Monet - Besucher sollten den Garten abseits der Hauptstoßzeiten besichtigen, um etwas Ruhe zu haben. Foto: Daniela David
dpa-tmn
Touristenmagnet: Von einer kleinen Brücke aus schauen Besucher über einen Teich im Künstlergarten von Claude Monet. Foto: Daniela David
Touristenmagnet: Von einer kleinen Brücke aus schauen Besucher über einen Teich im Künstlergarten von Claude Monet. Foto: Daniela David
dpa-tmn