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Karnevalszeit Zu Mardi Gras nach New Orleans

New Orleans ist die Karnevalshochburg der USA. Nirgendwo sonst wird so lange und so ausgiebig gefeiert wie beim Mardi Gras. Die Franzosen brachten den Brauch einst in die Neue Welt. Dort hat sich ein närrisches Eigenleben entwickelt.

Von Verena Wolff, dpa 03.01.2019, 04:06

New Orleans (dpa/tmn) – Auf einmal rollt nichts mehr. Die Räder des Traktors drehen durch, Karnevalswagen Nummer 26 steht. Jetzt heißt es anschieben. So war das nicht vorgesehen bei dem Umzug der Karnevalsgesellschaft Krewe of Thoths im schicken Garden District von New Orleans. Die Stimmung trübt es nicht.

Beim Mardi Gras rollen immer am Faschingssonntag mehrere Dutzend Wagen zur Parade durch das Viertel - riesengroß und bunt geschmückt. Bis zu 50 Mitglieder der Karnevalsgesellschaft, der Krewe, fahren oben mit und schmeißen ihre Präsente in Richtung der Zuschauer. Am Straßenrand sitzen, stehen und feiern Nachbarn, Familien mit Kindern, mehrere Generationen. Man kennt sich. Und wenn man sich nicht kennt, dann hat man innerhalb kurzer Zeit neue Freunde gefunden.

Eine Stadt im Ausnahmezustand

New Orleans feiert. Wochenlang. Vom Dreikönigstag an ist Mardi Gras, die Karnevalszeit. "Wirklich anstrengend wird es aber erst in den zwei Wochen vor dem Faschingsdienstag, dem eigentlichen Mardi Gras", sagt Kathleen Swiler LaGrange. Sie kann sich nicht entsinnen, auch nur einen einzigen Karneval nicht erlebt zu haben. "Wenn du aus New Orleans kommst, dann gehst du natürlich zum Mardi Gras", sagt sie.

Der Mardi Gras - übersetzt fetter Dienstag - ist viel unübersichtlicher als die deutschen Karnevalsfeiern. Mit einem Umzug und ein paar Bällen ist es in der Stadt am Mississippi River, die als "Wiege des Jazz" gilt, längst nicht getan. Tagelang sind die Krewes unterwegs. Jede Gesellschaft hat ihre eigene Route, manche Uptown, manche Downtown, manche in den Neighborhoods. Der Höhepunkt ist nicht der Rosenmontag, sondern eben der fette Dienstag.

"Das ist der letzte Tag vor dem Aschermittwoch und den 40 Tagen Fastenzeit, da lässt man es nochmal richtig krachen", sagt Arthur Hardy. Er ist in New Orleans während der Saison oft im Fernsehen zu sehen. Der ehemalige Lehrer hat 1977 zum ersten Mal einen Führer herausgebracht, in dem er alle Umzüge und Mitwirkenden zusammentrug und vorstellte. "Ich weiß nicht, warum vor mir noch niemand auf die Idee gekommen ist, so etwas zu machen", sagt er. In diesem Jahr gibt es die 43. Ausgabe.

Der erste Karnevalszug in New Orleans setzte sich 1857 in Bewegung. Am 24. Februar hielt damals die Mistick Krewe of Comus die erste Parade mit Themenwagen ab, gefolgt von einem Faschingsball. Es waren wohl die Franzosen, die das Fest aus Europa mitbrachten.

Mythen und Legenden

Bunt und abwechslungsreich sind die Karnevalswagen dieser Tage. Dafür ist ein Unternehmen in New Orleans zuständig: Die Kern Studios sind Teil der Mardi Gras World unweit des Hafens der Stadt. In einer Mischung aus Museum und Lagerhalle können Interessierte und Jecken das ganze Jahr über die sogenannten Props anschauen, die einzelnen Bestandteile der Wagen. "Rund 500 dieser Figuren werden jedes Jahr gefertigt", sagt Brooke Pickett, selbst Malerin und Sprecherin der Mardi Gras World. Nicht alle werden dabei ganz neu gebaut. "Wir versuchen, möglichst viel zu recyceln und wiederzuverwenden."

So satirisch und mitunter anzüglich wie der Karneval in Deutschland ist der Mardi Gras nicht. "Es gibt auch kein allgemeines Motto für den Mardi Gras", sagt Arthur Hardy. Jede Krewe setzt jedes Jahr ein eigenes Motto fest – meist kommt das aus der Welt der Legenden oder Mythen, Geschichte oder Prominenz. Von den Wagen wird nichts Essbares geworfen, sondern viel Plastik. Besonders beliebt sind dicke Ketten aus Perlen in den Farben Gold, Grün und Lila. "Sie stehen für Macht, Glauben und Gerechtigkeit, und das schon seit es 1872 zum ersten Mal Rex gab, den König des Mardi Gras", erklärt Hardy.

Feiern im French Quarter

Die Stadt im Ausnahmezustand, über Tage und Wochen – auch das ist schon seit vielen Jahrzehnten so. Die Bälle der Gesellschaften sind noch immer sehr exklusive Angelegenheiten. Ansonsten ist in den Tagen vor Aschermittwoch nichts so wie sonst in New Orleans. Die meisten Geschäfte, Schulen und Behörden haben geschlossen.

Durch einen Ort rollen keine Wagen: das French Quarter, die Partymeile von New Orleans. Seit den 1970er Jahren sind Umzüge dort verboten. "Die Wagen wurden immer größer, die Menschen immer mehr", sagt Hardy. Zu groß ist die Gefahr, dass jemand oder etwas zu Schaden kommt. Gefeiert wird in dem Viertel natürlich trotzdem, noch überschwänglicher als während des restlichen Jahres. Im French Quarter gibt es keine Sperrstunde, außer am Aschermittwoch.

Wenn die Exzesse des fetten Dienstags ihren Höhe- oder Tiefpunkt erreichen - je nach Perspektive -, kommt die Polizei und räumt um Mitternacht die Straßen leer. So geht der Kehraus in New Orleans. Am Aschermittwoch ist nicht nur alles vorbei, sondern es ist auch so, als wäre in den vergangenen Tagen nichts gewesen. Bis am nächsten Dreikönigstag wieder alles von vorne beginnt.

Tourismus-Webseite von New Orleans

Guide für Mardi Gras (Englisch)

New Orleans

Reisezeit: Der Mardi Gras liegt wie der deutsche Karneval. Aschermittwoch ist 46 Tage vor Ostersonntag. Der Mardi Gras 2019 fällt auf den 5. März.

Anreise und Formalitäten: New Orleans wird zur Karnevalszeit von Deutschland aus nicht nonstop angeflogen, Reisende müssen an einem der Flughäfen an der US-Ostküste umsteigen. Deutsche USA-Urlauber müssen sich zudem unter https://esta.cbp.dhs.gov eine elektronische Einreiseerlaubnis (Esta) besorgen. Sie kostet 14 US-Dollar und gilt zwei Jahre lang.

Informationen: Fremdenverkehrsbüro New Orleans, c/o Wiechmann Tourism Service, Scheidswaldstr. 73, 60385 Frankfurt, Tel.: 069/25 53 80, E-Mail: info@neworleans.de.

Zum Mardi Gras ist im French Quarter in New Orleans noch mehr Party als ohnehin schon. Foto: Verena Wolff
Zum Mardi Gras ist im French Quarter in New Orleans noch mehr Party als ohnehin schon. Foto: Verena Wolff
dpa-tmn
Kathleen Swiler LaGrange (links) und ihre Schwiegermutter Marilyn sind jedes Jahr beim Mardi Gras in New Orleans dabei. Foto: Verena Wolff
Kathleen Swiler LaGrange (links) und ihre Schwiegermutter Marilyn sind jedes Jahr beim Mardi Gras in New Orleans dabei. Foto: Verena Wolff
dpa-tmn
Festwagen auf dem Mardi Gras in New Orleans - jede Festgesellschaft hat ihren eigenen Umzug. Foto: Paul Broussard
Festwagen auf dem Mardi Gras in New Orleans - jede Festgesellschaft hat ihren eigenen Umzug. Foto: Paul Broussard
NOCVB
New Orleans im US-Bundesstaat Louisiana liegt am Mississippi River. Foto: Paul Broussard/NOCVB
New Orleans im US-Bundesstaat Louisiana liegt am Mississippi River. Foto: Paul Broussard/NOCVB
NOCVB
In der Mardi Gras World in New Orleans werden kunstvolle Figuren und Wagen für die Karnevalsumzüge gebaut. Foto: Verena Wolff
In der Mardi Gras World in New Orleans werden kunstvolle Figuren und Wagen für die Karnevalsumzüge gebaut. Foto: Verena Wolff
dpa-tmn
Die bunten Ketten werden am Mardi Gras von den Festwagen geworfen. Foto: Paul Broussard
Die bunten Ketten werden am Mardi Gras von den Festwagen geworfen. Foto: Paul Broussard
NOCVB
Das French Quarter ist die große Touristenattraktion in New Orleans - zum  Mardi Gras wird dort gefeiert, aber aus Sicherheitsgründen fahren keine Umzugswagen durch das Viertel. Foto: Paul Broussard
Das French Quarter ist die große Touristenattraktion in New Orleans - zum  Mardi Gras wird dort gefeiert, aber aus Sicherheitsgründen fahren keine Umzugswagen durch das Viertel. Foto: Paul Broussard
NOCVB
Der König des Mardi Gras rollt durch die Straßen - die Motive der Wagen sind weniger provozierend als in Deutschland. Foto: Verena Wolff
Der König des Mardi Gras rollt durch die Straßen - die Motive der Wagen sind weniger provozierend als in Deutschland. Foto: Verena Wolff
dpa-tmn
Kostümierte beim Mardi Gras in New Orleans - in der Stadt wird der Karneval wochenlang gefeiert. Foto: Cheryl Gerber
Kostümierte beim Mardi Gras in New Orleans - in der Stadt wird der Karneval wochenlang gefeiert. Foto: Cheryl Gerber
NOCVB