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Zwischen Kiesel und Kiefer - Japanischer Garten in Kanazawa

Der Park zählt zu den drei perfekten Gärten Japans: Der Kenroku-en in Kanazawa, einer Hafenstadt im Westen des Landes. Nicht nur das harmonische und geordnete Arrangement beruhigt den Geist - auch die Teezeremonie erdet den Besucher.

Von Julia Kilian, dpa 24.12.2015, 04:00

Kanazawa (dpa/tmn) - Es knirscht unter der Schuhsohle. Die Luft riecht nach Moos und feuchter Rinde. Hier in Kanazawa, einer Hafenstadt im Westen Japans, spaziert man auf Kieselsteinen und zwischen Kiefern. Der Park Kenroku-en zählt zu den drei sogenannten perfekten Gärten Japans.

Das ist einer der schönsten Gärten im Land, erzählt Touristenführerin Tomoko Kawabata. Hinter ihr hechelt eine Gruppe Urlauber her, hin zu einem Ort, an dem Zeit wenig zählt. Der Weg führt zu einem der Teehäuser im Garten, vorbei an Bäumen und entlang von Bächen und Seen. Der Garten sieht aufgeräumt aus. Fette Karpfen treiben im Wasser.

Die Gäste kommen zu einer der typischen Teezeremonien, die man buchen kann. Sie streifen ihre Turnschuhe ab und schlurfen auf Strümpfen über die Tatami-Matten. Frauen in pastellfarbenen Kimonos verbeugen sich. Mit einem Bambusbesen mischt eine das Grünteepulver Matcha an. Teezeremonien seien im normalen Leben sehr selten, erklärt Tomoko. Wenn man Durst hat, trinkt man seinen Tee schnell, nicht in einer Zeremonie. Bitter ist der Grüntee auf der Zunge. Nach einer halben Stunde schiebt eine Frau die Türen des Pavillons auf, ein weiteres Gärtchen wird sichtbar.

Auf einem Feld wachsen Pflaumenbäume, eine karge Holzbrücke führt über einen Bach. Während man über die Kieswege läuft, hört man es kratzen. Frauen mit blauen Uniformen und großen Strohhüten harken Laub zusammen. Die Besucher laufen vorbei an riesigen Kiefern, deren Äste gestützt werden. Im Winter werden sie sogar mit Seilen nach oben gezogen, damit sie nicht abbrechen unter der Last des Schnees.

Der Japanologe Christian Tagsold glaubt, dass fernöstliche Gärten ein Bedürfnis unserer heutigen Welt ansprechen: das Verlangen nach Ordnung, nach Reduktion. Japanische Gärten wirkten wie von Le Corbusier gebaut, aber mit einem Naturelement, erklärt der Wissenschaftler von der Universität Düsseldorf. Er hat sich lange mit japanischen Gärten befasst und sagt: Das, was wir als traditionell japanisch empfänden, habe noch gar nicht so viel Tradition.

Zwar gebe es schon lange Gärten in Japan, aber gezielt vermarktet habe man sie erst mit den Weltausstellungen in den 1870er Jahren. Die waren sich gar nicht klar, dass sie da etwas haben, was so gut ankommen würde, erklärt Tagsold. Von Zen-Gärten habe erstmals eine Amerikanerin in den 1930er Jahren gesprochen. Seitdem habe man versucht, Gärten mehr diesen Erwartungen anzupassen.

Und was bedeutet der Titel perfekter Garten? Die angeblich drei perfekten Gärten in Kanazawa, Okayama und Mito hätten in einer bestimmten Zeit als besonders schön gegolten, erklärt Tagsold. Heute werde der Titel vor allem touristisch ausgeschlachtet. Schön und anmutig ist der Kenroku-en trotzdem.

Kenrokuen Garten - Informationen auf Englisch

Geschichte der Gartenanlage - englisch

Touristeninformationen von Kanazawa - englisch

Informationsbroschüren zum Download - englisch

Anreise nach Kanazawa - englisch

Japanologe Christian Tagsold - Uni Düsseldorf

Japanische Fremdenverkehrszentrale (JNTO)

Kanazawa-Tourism

Klima und Reisezeit: Die Stadt hat je nach Jahreszeit einen ganz eigenen Charme. Die einzige Zeit, die nicht empfehlenswert ist, ist der regnerische Juni: Dann ist es feucht und heiß.

Anreise: Von Osaka erreicht man Kanazawa in etwa drei Stunden mit dem Zug. Der nächste Flughafen ist Komatsu Airport, von dort gibt es Flüge nach Tokio. Mitunter legen auch Kreuzfahrtschiffe im Hafen an.

Einreise: Für einen touristischen Aufenthalt brauchen deutsche Staatsangehörige kein Visum.

Informationen: Ansprechpartner: Japanische Fremdenverkehrszentrale (JNTO), Kaiserstraße 11, 60311 Frankfurt, Tel.: 069/203 53.

Ordnung muss sein: Arbeiterinnen in blauen Uniformen und mit großen Strohhüten harken die Blätter auf den Wegen zusammen. Foto: Julia Kilian
Ordnung muss sein: Arbeiterinnen in blauen Uniformen und mit großen Strohhüten harken die Blätter auf den Wegen zusammen. Foto: Julia Kilian
dpa-tmn
Auf Holztafeln hinterlassen Besucher des Schreins in Kanazawa ihre Wünsche. Foto: Julia Kilian
Auf Holztafeln hinterlassen Besucher des Schreins in Kanazawa ihre Wünsche. Foto: Julia Kilian
dpa-tmn
Kanazawa wird eher selten von Touristen in Japan besucht. Sehenswert ist vor allem das Geisha-Viertel mit seinen hölzernen Bauten. Foto: Kanazawa City
Kanazawa wird eher selten von Touristen in Japan besucht. Sehenswert ist vor allem das Geisha-Viertel mit seinen hölzernen Bauten. Foto: Kanazawa City
Kanazawa City
Holzbauten im alten Geisha-Viertel von Kanazawa, einer der Touristenattraktionen in der westjapanischen Hafenstadt. Foto: Julia Kilian
Holzbauten im alten Geisha-Viertel von Kanazawa, einer der Touristenattraktionen in der westjapanischen Hafenstadt. Foto: Julia Kilian
dpa-tmn
Traditionell: Frauen in Kimonos und mit Blumenschmuck im Haar begrüßen die Touristen im Kenroku-en Park. Foto: Julia Kilian
Traditionell: Frauen in Kimonos und mit Blumenschmuck im Haar begrüßen die Touristen im Kenroku-en Park. Foto: Julia Kilian
dpa-tmn
Wasser ist auch ein Element, das sich im Kenroku-en findet. Kein Wunder: Auf die meisten Menschen dürfte es eine beruhigende Wirkung haben. Foto: JNTO/Akimasa Yuasa
Wasser ist auch ein Element, das sich im Kenroku-en findet. Kein Wunder: Auf die meisten Menschen dürfte es eine beruhigende Wirkung haben. Foto: JNTO/Akimasa Yuasa
JNTO
Blick von der Veranda des Teehauses in den Garten: Der Kenroku-en ist ein Ort der Entspannung und Kontemplation. Foto: JNTO
Blick von der Veranda des Teehauses in den Garten: Der Kenroku-en ist ein Ort der Entspannung und Kontemplation. Foto: JNTO
JNTO
Im Wasser schwimmen dicke Karpfen wie reglose Plastikfiguren. Foto: Julia Kilian
Im Wasser schwimmen dicke Karpfen wie reglose Plastikfiguren. Foto: Julia Kilian
dpa-tmn
Der Kenroku-en in Kanazawa ist gut gepflegt, so wie es sich für einen japanischen Garten gehört. Wildwuchs findet sich dort eher nicht. Foto: Julia Kilian
Der Kenroku-en in Kanazawa ist gut gepflegt, so wie es sich für einen japanischen Garten gehört. Wildwuchs findet sich dort eher nicht. Foto: Julia Kilian
dpa-tmn
Tee und klebrige Süßigkeiten aus Reis werden im Teehaus im Kenroku-en gereicht. Echte Zeremonien zur Zubereitung des Heißgetränks sind auch in Japan selten geworden. Foto: JNTO
Tee und klebrige Süßigkeiten aus Reis werden im Teehaus im Kenroku-en gereicht. Echte Zeremonien zur Zubereitung des Heißgetränks sind auch in Japan selten geworden. Foto: JNTO
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