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Ende des Overtourism? Erste Erfolge im Kampf gegen Touristenmassen

In vielen Städten und Regionen werden wachsende Touristenzahlen zunehmend zum Problem. Doch es gibt erste Erfolge bei den Maßnahmen dagegen. Und auch bei Urlaubern setzt offenbar ein Umdenken ein.

Von Michael Zehender, dpa 06.03.2019, 14:16

Berlin (dpa/tmn) - Überfüllte Altstädte, genervte Einheimische, zunehmende Umweltprobleme: Die Schattenseiten des Tourismus werden an vielen Orten immer offenkundiger. Das viel diskutierte Stichwort dazu lautet Overtourism.

Auch viele Touristen sehen die Probleme - und würden deshalb sogar ihr Verhalten ändern, zeigt eine auf der Reisemesse ITB (noch bis 10. März) in Berlin vorgestellte Umfrage. Zwei von drei Urlaubern aus Deutschland wären bereit, eine Reise auf eine andere Jahreszeit zu verschieben, wenn dadurch eine Überfüllung am Ferienziel verhindert werden könnte.

Anderen Reisezeiten, alternative Ziele

In der repräsentativen Norstat-Umfrage im Auftrag von Travelzoo und der ITB-Veranstalter äußerten sich 67 Prozent der Befragten entsprechend. Mehr als die Hälfte der Befragten (59 Prozent) würde auch ein anderes Ziel wählen, um weniger andere Urlauber anzutreffen. Dafür würden viele Touristen auch mehr Geld ausgeben: 59 Prozent zwischen 100 und 200 Euro mehr, 29 Prozent sogar 300 bis 500 Euro.

Die Befragten sehen aber auch die Reiseveranstalter in der Pflicht: 67 Prozent erwarten vor der Buchung Informationen, ob am Ferienort mit vielen Urlaubern zu rechnen ist. Auch Vorschläge zu anderen Reisezeiten und alternativen Destinationen sind auf der Wunschliste.

Billigflieger und Kreuzfahrten

Das Thema Overtourism ist seit einiger Zeit in der Diskussion. Viele Städte und Regionen haben mit Touristenmassen zu kämpfen. Die Gründe hierfür sind vielschichtig. Neben dem Boom der Billigflieger dürften auch Vermittler privater Unterkünfte wie Airbnb oder immer mehr Kreuzfahrtpassagiere in Hafenstädten zu dem Problem beitragen.

Eine der am stärksten betroffenen Städte ist Dubrovnik in Kroatien. Doch hier ist Besserung in Sicht - zumindest wenn man der Chefin des städtischen Tourismusverbandes Glauben schenkt. "Ich bin zuversichtlich, dass wir das Overtourism-Problem in den nächsten zwei bis drei Jahren hinter uns haben", sagte Romana Vlasic auf der ITB.

Gegenmaßnahmen in Dubrovnik

Bereits 2018 habe die Stadt ein großangelegtes Programm aufgesetzt. Dieses sieht unter anderem eine bessere Koordinierung der in der Stadt ankommenden Kreuzfahrtschiffe vor. Vom laufenden Jahr an sind höchstens zwei Schiffe pro Tag erlaubt. Reguliert werde darüber hinaus zum Beispiel auch, in welchem Abstand Busse die Kreuzfahrtpassagiere in die Altstadt bringen.

Alle Lösungen funktionierten jedoch nur mit einer starken Einbindung der örtlichen Bevölkerung, sagte Vlasic. Dubrovnik hat rund 40.000 Einwohner. Immer wieder gab es in den vergangenen Jahren Probleme mit den rund zwei Millionen Touristen pro Jahr, die enge Altstadt war manchmal völlig überfüllt. "Teilweise konnten selbst die Übernachtungsgäste in den Hotels nicht mehr vor die Tür", so Vlasic.

Mit Themenrouten leiten

Auch in den Niederlanden werden Overtourism-Gegenmaßnahmen ergriffen. Damit Ziele wie Amsterdam nicht überlastet werden, verfolgen die Tourismusverantwortlichen die Strategie, Urlauber über Themenrouten gewissermaßen umzuleiten und so auch zu weniger frequentierten Zielen zu führen.

Solche Routen gibt es etwa zum Goldenen Zeitalter, zum Maler van Gogh oder zum Thema Wasser, das in Holland eine große Rolle spielt. Laut Bram Straatman, Direktor des Fremdenverkehrsamtes für Belgien und Deutschland, funktioniert diese Strategie "sehr gut".

ITB

Nur noch zwei am Tag: Im Kampf gegen Overtourism hat Dubrovnik die Zahl der Kreuzfahrtschiffanläufe reduziert. Foto: Andrea Warnecke
Nur noch zwei am Tag: Im Kampf gegen Overtourism hat Dubrovnik die Zahl der Kreuzfahrtschiffanläufe reduziert. Foto: Andrea Warnecke
dpa-tmn
Alternativen zur Hauptstadt mit ihren Grachten: Damit Amsterdam nicht überlastet wird, versuchen die Niederlande, Urlauber durch Themenrouten zunehmend in andere Landesteile umzuleiten. Foto: Lea Sibbel
Alternativen zur Hauptstadt mit ihren Grachten: Damit Amsterdam nicht überlastet wird, versuchen die Niederlande, Urlauber durch Themenrouten zunehmend in andere Landesteile umzuleiten. Foto: Lea Sibbel
dpa-tmn