Außerhalb von Tangermündes Altstadt legen Archäologen menschliche Überreste frei, auf denen in jüngster Vergangenheit getanzt und gefeiert wurde 1000 Jahre alte Knochen weisen auf einen Friedhof slawischer Siedler hin
Tangermünde l Auf etwa 1000 Jahre alte Knochenreste sind Archäologen am Rande von Tangermündes Altstadt gestoßen. Ein halber Meter Erdreich war es, der in den vergangenen Jahrhunderten die Tangermünder von den hier zur Ruhe gebetteten Menschen trennte.
Diesen Montag hatte es Grabungsarbeiter Peter Fuhrmann geschafft und ein fast komplett erhaltenes Skelett freigeputzt. Es liegt zwischen einem Neubau und einer neu angelegten Straße, die zu modernen Häusern am Elbhang führt. Alle Objekte stehen auf dem Gelände des früheren Elbparks - einer Gaststätte mit Saal. Das bedeutet, das Skelett lag in der Vergangenheit direkt unter dem Elbpark. Auf ihm wurde getanzt und gefeiert.
Der Boden ist sehr fest, fast nur aus Lehm
Weshalb dieser Mensch nicht tiefer bestattet wurde, kann der Grabungsarbeiter nur vermuten. "Der Boden hier ist sehr fest, fast nur Lehm." Das ist vielleicht auch der Grund, weshalb nur wenige Meter weiter, ebenfalls dicht unter der Erdoberfläche weitere Knochenreste gefunden wurden.
Im Mai waren Arbeiter bei Vorbereitungen für den Bau eines Carports auf einen Schädelknochen gestoßen. Erst wurde die Kriminalpolizei informiert. Dann kamen die Archäologen zum Zuge. Torsten Müller, zu diesem Zeitpunkt noch an anderer Stelle in der Stadt beschäftigt, nahm sich einen halben Tag frei, um den Fund zu begutachten. Und er stellte mit Bestimmtheit fest, dass es kein Schädel der Gegenwart, sondern ein sehr viel älterer Fund ist. Das Areal, auf dem dann auch noch weitere Knochen entdeckt wurden, wurde gesichert.
Grabungsarbeiter Peter Fuhrmann hat das fast vollständig erhaltene Skelett, etwa 1,70 Meter groß, geputzt, fotografiert, eingemessen, gezeichnet und aufgenommen. "Höchstwahrscheinlich ist es aus dem frühen Mittelalter", sagt er. Zur Zeit können er und Torsten Müller nur Vermutungen anstellen, aus welcher Zeit die Funde stammen. "Solange wir keine Beigaben finden, lässt sich das schlecht sagen", erklärt Müller. Fest steht, dass all die gefundenen Knochen christlich bestattet wurden - in Ost-West-Richtung. "Es ist also eine normale mittelalterliche Bestattung."
Ohne Beigaben ließen sich alle die Funde nur mit der sogenannten C14-Datierung analysieren. Mit der C14- oder Radiokarbonmethode ist es möglich, das absolute Alter von organischen Stoffen, unter anderem Knochenresten und auch Getreide, zu bestimmen. "Ganz grob gesagt, liegen sie hier seit etwa 1000 oder vielleicht auch 1200 Jahren", lautet Torsten Müllers erste Vermutung.
Petra Hoffmann, Leiterin der Tangermünder Stadtführerkinder, ist erfreut, dass zum Ende der Arbeiten auf dem großen Areal des früheren Elbparks noch Knochen gefunden wurden. "Über die Jahrhunderte war der Friedhof des Dorfes Carlbau in völlige Vergessenheit geraten", erzählt sie. Slawen hatten außerhalb der Stadtmauer gesiedelt und hier auch ihre Toten begraben.