Zuschlag an Müllheizkraftwerk Magdeburg 16 Millionen Impfdosen werden verbrannt
16 Millionen Impfdosen gegen Schweinegrippe werden am Dienstag im Magdeburger Müllheizkraftwerk verbrannt. Das inzwischen überlagerte Serum war von den Ländern gegen die im Jahr 2009 grassierende neue Grippe bestellt worden.
Magdeburg l 196 Europaletten mit 16 Millionen Ampullen werden am Dienstag im Magdeburger Müllheizkraftwerk Rothensee GmbH entsorgt, teilte das Sozialministerium gestern in Magdeburg mit. Für den Transport sind sechs bis acht Lkw-Ladungen notwendig. Ins Feuer gehen damit rund 130 Millionen Euro Steuergelder, weil sich die Mehrheit der Bevölkerung in der Grippesaison 2009/2010 nicht gegen die damals weltweit grassierende Schweinegrippe impfen ließ.
Bei den zu entsorgenden Impfdosen handelt es sich nach Angaben von Ministeriumssprecher Holger Paech um zentral eingelagerten Impfstoff aller Bundesländer, dessen Haltbarkeit inzwischen abgelaufen ist. Außerdem schützen die gegenwärtig im Umlauf befindlichen aktuellen Grippeimpfstoffe auch gegen das Schweinegrippe-Virus.
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Niedersachsen, das damals die Bestellung von 34 Millionen Impfdosen für Deutschland koordiniert hatte, wurden 28,7 Millionen Dosen nicht verbraucht. Der Schaden für den Steuerzahler beträgt insgesamt rund 239 Millionen Euro, weil die Krankenkassen nur zahlen, wenn das Serum auch geimpft wird. Ein Teil der verteilten Impfstoffe wurde inzwischen bereits dezentral entsorgt, beispielsweise über die Arztpraxen.
Sachsen-Anhalt hatte laut Sozialministerium rund 1,02 Millionen Impfdosen bestellt, 285000 Bürger ließen sich gegen das Schweinegrippe-Virus immunisieren. Mit einer Impfquote von 12,3 Prozent lag Sachsen-Anhalt an der Spitze in Deutschland. Für die rund 715000 nicht benötigten Impfampullen, deren Haltbarkeit abgelaufen ist, musste das Land 5,04 Millionen Euro zahlen. Zwischen Arendsee und Zeitz gab es neun Grippetote und 6700 Erkrankungsfälle, deutschlandweit etwa 250 Tote und 220000 Erkrankte.
Das Müllheizkraftwerk in Magdeburg-Rothensee ist ausgewählt worden, weil es das günstigste Angebot abgegeben hatte. Die Verbrennung der rund 80 Tonnen Impfstoff kostet insgesamt 14000 Euro. Sachsen-Anhalt muss entsprechend einem Länderschlüssel 420 Euro zahlen. Das Serum wird mit anderen Abfällen gemischt, in mehreren Stößen verbrannt und fließt in Form von Strom nach Magdeburg.
Im Juni 2009 hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die höchste Pandemie-Warnstufe ausgelöst, nachdem eine neue Variante des Virus-Subtyps A/H1N1 weltweit massive Erkrankungsfälle ausgelöst hatte, gegen die es zunächst keinen Impfstoff gab. Seite 5