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Bundeswehr Militär wappnet sich

Zum Hauptaktionstag der Bundeswehrgegner am Sonnabend in der Heide setzen Bundeswehr und Polizei mehrere hundert Einsatzkräfte ein.

Von Matthias Fricke 29.07.2015, 01:01

Letzlingen l Brennende Bagger und andere Baumaschinen, freigelegte Schienen, besprühte Bundeswehreinrichtungen. Das ist die Protest-Bilanz des vergangenen Jahres. Mehr als eine halbe Million Euro Schaden enstand dabei. Weil Bundeswehrgegner sich heimlich auf das Gelände des Gefechtsübungszentrums in der Colbitz-Letzlinger Heide schlichen, sprach die Polizei mehr als 70 Bußgelder in Höhe von 400 bis 500 Euro aus.

Droht dies auch in diesem Jahr? Zurzeit herrscht Ruhe im Protestcamp „War starts here“ (Krieg startet hier). Friedliche Workshops und Diskussionen sind bis zum Wochenende geplant. Nicht mehr als 30 Personen wurden nach Polizeiangaben bisher auf dem Gelände bei Potzehne in der Nähe von Letzlingen gesichtet. Höhepunkt soll aber der Aktionstag an diesem Sonnabend sein.

Dazu sind die Mobilisierungen in der linksextremen Szene  weitgehend ausgeblieben. Auch Aufrufe, das Gelände zu „entern“, gab es in diesem Jahr nicht. „Es hat in jedem Fall nicht das Ausmaß der vergangenen Jahre. Die Vorbereitungen sind eher unstrukturiert“, sagt der Leiter des Landesverfassungschutzes Jochen Hollmann.

Auch die Bundeswehr hat vom Militärischen Abschirmdienst offenbar keinen Warnhinweis, wie in den vergangenen Jahren, erhalten. „Es herrscht absolute Ruhe“, sagt Oberstleutnant Oberstleutnant Thomas Poloczek, Sprecher des Bundeswehrkommandos Sachsen-Anhalt.

Doch diese „Ruhe“ könnte auch trügerisch sein, wie die vergangenen Jahre zeigten. Auch dort blieb es bis zum eigentlichen Protestwochenende weitgehend ruhig.

Aus diesem Grund bereiten sich Polizei und Bundeswehr zumindest für den nächsten Sonnabend als Hauptaktionstag von „War starts here“ besonders vor. Die Truppe will mit mehreren hundert Soldaten und Militärpolizisten das Gelände sichern, so gut man überhaupt die rund 230 Quadratkilometer sichern kann.

Unterstützt werden die Soldaten von der Landespolizei. Diese will auch eine Gruppe Pferde anfordern.

„Ansonsten fahren wir unseren Kräfteaufwand aber zurück“, sagt Polizeisprecher Marc Becher. Eine Zahl über die Einsatzkräfte will er nicht nennen. In den vergangenen Jahren setzte die Polizei mehrere Hundertschaften ein. Das soll diesmal nicht mehr der Fall sein.

Ansonsten wolle sowohl die Bundeswehr als auch die Polizei friedlichen Protest wohlwollend begleiten. „Wir werden eine versammlungsfreundliche Taktik in diesem Jahr haben“, sagt Becher. Auch im Camp selbst werden etwas versöhnlichere Töne angeschlagen. So sagte eine Sprecherin der Volksstimme, dass es „einen anderen Umgang mit einigen Sachen“ geben werde.

Allerdings kündigte das Organisationsteam auch ungeplante Aktionen an. „Es gibt kein zentrales Konzept oder eine Camp-Aktion“, sagt Hanna Podding. Kategorisch auf Distanz zu den Aktionen in den vergangenen Jahren wolle aber keiner der Organisatoren gehen.

Im Gefechtsübungszentrum des Heeres auf dem Truppenübungsplatz Altmark entsteht bis 2017 auf sechs Quadratkilometern „Schnöggersburg“. Dort wird mit rund 520 Gebäuden, Straßen und Plätzen errichtet. Der „Ballungsraum“ soll von bis zu 1500 Soldaten genutzt werden, um sich bestmöglich auf Operationen in bebauten Gebieten vorzubereiten.