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Fußball Dem WM-Pokal ganz nah

Schweinsteiger, Lahm, und Klose - sie hatten ihn schon in den Händen. Der WM-Pokal machte am Dienstag Station in Burg.

Von Matthias Fricke 05.08.2015, 01:01

Burg l  Um die zehnjährige Janice wird es stockfinster. Sie steht mit ihrem Großvater Udo Schmiehl in einem langen Korridor. Dann läuft eine helle Schrift an den Seitenwänden. Dazwischen überschlagen sich Reporterstimmen bis sie in ein „Ja! Jaaaa und nochmal Jaaaaaa!“ gipfeln, als Mario Götze in der 113. Spielminute im Spiel Deutschland gegen Argentinien im Maracana-Stadion von Rio de Janeiro der Siegtreffer gelang. Abpfiff, am Ende des Korridors geht ein Licht an. Sicherheitsleute stehen rechts und links.

In der Mitte leuchtet etwas Goldenes hinter einer Scheibe. Es ist der Heilige Gral des internationalen Fußballs. Der WM-Pokal, den die deutsche Mannschaft im vergangenen Jahr mit nach Berlin nehmen durfte. „Das ist absolut einmalig, sich diesen Pokal mal ganz aus der Nähe anzusehen“, sagt Udo Schmiehl. Der 62-Jährige hat sein Bändchen bereits am vergangenen Mittwoch gekauft. Das war nötig, weil es nur begrenzt Zutritt in den Truck gibt. Die Organisatoren des DFB haben alles genau ausgerechnet.

Elf Personen können sich für etwa fünf Minuten den Pokal ansehen und den Moment von einem Profi-Fotografen kostenlos festhalten lassen. Das sind maximal 260 Personen pro Stunde und exakt 2014 am Tag. So wie an den insgesamt 63 Stationen in Deutschland auch. Dass es am Ende in Burg nur mehrere Hundert Zuschauer sind, liegt womöglich an den Temperaturen von weit mehr als 30 Grad Celsius. Marco Sforzin vom DFB-Ehrenrunden-Team zeigt sich dennoch zufrieden: „Im Durchschnitt hatten wir rund 1800 Besucher pro Station.“

Die zehnjährige Janice kommt im nächsten Schuljahr auf das Gymnasium. Schon jetzt hat sie die Pokalvisite als schönstes Ferienerlebnis auserkoren. Doch es gibt für sie auch Fragen zu beantworten. Ist der Pokal überhaupt echt? Einer seiner Bewacher vom Ehrenrunden-Team erklärt: „Ja, das ist der echte Wanderpokal, den die deutsche Mannschaft mit nach Hause nehmen durfte.“

Der Original-Pokal wird nach dem Spiel immer wieder nach Zürich in die Fifa-Zentrale gebracht. Die Trophäe bleibt dort bis zur nächsten WM 2018 in einem Safe verschlossen. Was Philipp Lahm und Co. stattdessen mit nach Hause nahmen und was nun in dem Truck durch das Land gefahren wird, ist ein vergoldeter Zweit-Pokal. Allerdings hat dieser im Gegensatz zum Original einen Bronzekern. Und: 4,7 Kilogramm Gold seien auch daran verbaut.

Die Burger Schülerin hakt nach: Wollte den schon jemand  mit nach Hause nehmen? „Das fragen an jeder Station mehr als hundert Menschen“, sagt der Pokal-Bewacher. Es habe aber nie Zwischenfälle gegeben.

Während die Zehnjährige noch immer auf den goldenen Pokal schielt, berichtet Großvater Udo Schmiehl: „Sie hat da drin richtig Gänsehaut bekommen. Auch ich muss sagen, das war schon ein ganz besonderes Erlebnis. Schließlich kommt nicht alle Tage so ein Pokal nach Burg.“

Das sieht auch der Bürgermeister der Stadt Burg so, als er die Runde durch den Truck dreht. Jörg Rehbaum (SPD): „Das ist für uns wirklich eine Ehre, aus 800 Bewerbern ausgesucht zu werden. Das passt alles, zumal unsere Mannschaft jetzt auch in die Verbandsliga aufgestiegen ist.“

Der Mann hinter der Bewerbung des Burger BC 08 ist Torsten Schulz. Er entdeckte erst zwei Tage vor Einsendeschluss die DFB-Ausschreibung und schrieb sofort dorthin. „Da habe ich alle Fragen zur Logistik beantwortet und mit unserer Jugendarbeit geworben“, sagt das Vorstandsmitglied. Und darauf könnten die Burger auch stolz sein.

Die Talentschmiede mit neun Jugendteams habe schon gute Spieler hervorgebracht. Der jüngste ist Enis Bytyqi, der erst zum FCM und dann zur U 19 von Werder Bremen wechselte. „Na, und Wolfgang ‚Paule‘ Seguin, Europacupsieger von 1974, dürfte wohl der bekannteste sein“, sagt Schulze.

Vorstandsvorsitzender des BBC 08 Uwe Matthias zeigt sich begeistert: „Das wir unter so vielen Bewerbern ausgewählt worden sind, macht uns sehr stolz. Es ist für uns auch eine Bestätigung der guten Arbeit, die wir im Verein leisten.“

Und so sieht es auch der Geschäftsführer des Fußballverbandes Sachsen-Anhalt, Christian Reinhardt: „Die Burger haben in den letzten Jahren hervorragende Nachwuchsarbeit geleistet. Deshalb haben sie es auch verdient, von der DFB-Jury bedacht worden zu sein.“ Bis zum Abend nutzen die kleinen und großen Fans die Gelegenheit, dem Pokal zum Greifen nahe zu kommen. Heute ist er bereits in Wolfsburg, der dann 53. Station auf der „Ehrenrunde“ quer durch die Republik. In Sachsen-Anhalt ist der zweite und letzte Stopp am kommenden Mittwoch im Saalekreis.

Die am 26. Mai begonnene Tour findet am 23. August ihren Abschluss in Kamen (Nordrhein-Westfalen). Danach bleibt die „Fifa Winners Trophy 2014“ im Deutschen Fußball-Museum in Dortmund.