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Bilanz Wirtschaftskriminalität wird weniger

Verschleppte Insolvenzen und Kapitalanlagebetrug verursachen hohe Schäden an. In Sachsen-Anhalt werden sie seltener.

06.08.2015, 16:11

Magdeburg (dpa) l Durch Wirtschaftsstraftaten sind in Sachsen-Anhalt im vergangenen Jahr laut LKA-Statistik geringere Schäden entstanden als noch 2013. Insgesamt brachten Täter ihre Opfer 2014 um rund 88 Millionen Euro, im Jahr zuvor waren es noch fast 111 Millionen Euro, wie das Landeskriminalamt (LKA) am Donnerstag in Magdeburg mitteilte. Die Zahl der Fälle ging von 1809 auf nun 1374 zurück. Dazu gehören Betrugsdelikte, Insolvenzstraftaten sowie Taten im Zusammenhang mit Arbeitsverhältnissen.

Schwankungen zwischen den Jahren seien völlig normal, sagte LKA-Direktor Jürgen Schmökel. In einigen Jahren schlügen größere Delikte zu Buche, zudem dauerten manche Verfahren länger und würden erst nach ihrem Abschluss erfasst. Schmökel wies darauf hin, dass viele Unternehmen es nicht anzeigten, wenn sie Opfer von Wirtschaftskriminellen geworden seien. Auch viele Privatpersonen gingen aus Scham nicht zur Polizei.

Das Besondere an der Wirtschaftskriminalität sei, dass sie nur 0,7 Prozent aller Kriminalitätsfälle im Land ausmache, aber für knapp die Hälfte aller Vermögensschäden sorge. "Kein anderer Bereich ist schadensträchtiger", sagte Schmökel. Es entstünden aber nicht nur direkte finanzielle Schäden, sondern auch Wettbewerbsverzerrungen und mögliche Firmenzusammenbrüche. Menschen könnten ihren Arbeitsplatz verlieren.

Besonders große Schäden entstünden durch Straftaten bei Firmeninsolvenzen. 2014 habe es dabei Schäden in Höhe von mehr als 65 Millionen Euro gegeben. Beispielsweise würden Lohn- und Sozialversicherungsbeiträge nicht gezahlt, es gehe auch um die Forderungen von Gläubigern. Durchschnittlich entstand laut Schmökel 2014 bei Insolvenzstraftaten durchschnittlich ein Schaden von 260 000 Euro. 2009 habe der Schnitt noch bei 130 000 Euro gelegen. Bei fast jeder dritten Insolvenz hätten die Ermittler 2014 Straftaten entdeckt.

Grundsätzlich versuchten die Wirtschaftskriminellen auf immer neuen Wegen, an Geld zu kommen. Sie setzten zunehmend auf den Faktor Mensch und dessen Schwächen. Gezielt würden etwa Firmenmitarbeiter mit Bitte um Vertraulichkeit mittels gefälschter Mails dazu gebracht, Geld aus der Firma abzuziehen. Ihnen werde vorgegaukelt, sie kommunizierten mit einem hierarchisch deutlich über ihnen positionierten Geschäftsführer. Die Methode des Social Engineering werde zunehmend genutzt, sagte Schmökel.

Wirtschaftsdelikte werden laut dem LKA-Chef deutlich häufiger aufgeklärt als andere Straftaten. Die Aufklärungsquote lag 2014 bei 93,2 Prozent. Die Quote über alle Straftaten liegt bei rund 57 Prozent. Dass die Polizei bei der Wirtschaftskriminalität erfolgreicher sei, liege auch daran, dass die Anzeigen meist von Kontrollbehörden kämen und meist nicht nach unbekannten Tätern gesucht werden müsse. Es müsse eher geprüft werden, ob jemand eine Straftat begangen habe oder nicht.