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Staßfurt Rätselhaftem Staub auf der Spur

Wegen ätzender Ablagerungen hat das Landesverwaltungsamt Kontrollen in Staßfurter Industriebetrieben durchgeführt.

Von Franziska Richter 21.08.2015, 18:27

Staßfurt l Nachdem die Volksstimme über die rätselhaften Niederschläge in einem Staßfurter Wohngebiet berichtet hatte, trat am Freitag das Landesverwaltungsamt auf den Plan. Die Behörde hat am Freitag unangekündigte Kontrollen in mehreren Industriebetrieben in Staßfurt durchgeführt und mit Betroffenen gesprochen.

Anwohner vermuten, dass die Ablagerungen durch Staub oder Gase aus einem Gewerbegebiet kommen. Dort sind mehrere Chemiebetriebe ansässig. Ergebnisse der Kontrollen können noch nicht mitgeteilt werden, erklärt Katharina Steinhardt, Sprecherin des Landesverwaltungsamtes. „Wir müssen unsere Untersuchungen erst auswerten. Aber wir kümmern uns um das Problem und bleiben solange dran, bis wir der Sache auf den Grund gegangen sind“, so Steinhardt.

Der Landrat des Salzlandkreises, Markus Bauer (SPD), fordert Taten: „Ich bin dringend daran interessiert, dass das Problem aufgeklärt wird.“ Bereits 2013 seien beim Landkreis Beschwerden von Firmen und Anwohnern über ähnliche Vorkommnisse eingegangen, berichtet der Landrat von Recherchen seiner Verwaltung. Da das Umweltamt des Kreises in solchen Fällen aber nicht zuständig sei, musste das Problem an die oberste Kontrollbehörde, das Landesverwaltungsamt, weitergeleitet werden. Markus Bauer selbst, der seit 2014 Landrat ist, war das Problem nach eigener Aussage bis gestern nicht bekannt.

Auch der neue Staßfurter Oberbürgermeister Sven Wagner (SPD) habe von den Vorfällen nichts gewusst, sagte er der Volksstimme. „Wir hoffen, dass die Ursachen gefunden werden und hier schnellstmöglich Abhilfe geschaffen wird.“

In dem Staßfurter Wohngebiet beobachten Anwohner Ablagerungen unbekannter Art: In ihre Dächer, Fenster, Gartenmöbel und Autos frisst sich eine Substanz in die Oberfläche, die nicht mehr entfernt werden kann. Auf weißem Lack von Autos entstehen unzählige rote Löcher, auf schwarzem Lack wiederum weiße Löcher. Textilien verfärben sich gelb.

Betroffene aus der Förderstedter Straße in Staßfurt berichten, dass es ähnliche Vorfälle bereits in den vergangenen Jahren gegeben habe, aber nie so extrem wie in diesem Sommer. Zeitweise komme penetranter chemischer Geruch dazu.

Die Anwohner fragen sich besorgt, ob der Stoff nicht auch gesundheitsschädigend ist. „Wir atmen das Zeug ja ein, es ist überall auf dem Grundstück verteilt“, sagt Mario Stopic, der selbst betroffen ist. Der Nachbarsjunge hat Sandkastenverbot. Von ihren Obstbäumen essen die Anwohner nichts mehr.

Der finanzielle Schaden ist immens: Dächer und Fenster sowie die Lackierungen der Autos müssen komplett erneuert werden. Teilweise handelt es sich um bis zu 120 000 Euro Schaden pro Haushalt.