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Flüchtlinge Schlafen auf dem Campingplatz

Sachsen-Anhalt steht vor immensen Herausforderungen: Prognosen zufolge sollen bis zum Jahresende 23.000 Asylsuchende ins Land kommen.

09.09.2015, 05:09

Magdeburg | 2016 rechnen Experten noch einmal mit wesentlich mehr Menschen. Sie alle werden im Anschluss an die Unterbringung in der Zentralen Anlaufstelle in Halberstadt in einem festen Schlüssel auf die Landkreise und kreisfreien Städte verteilt – und alle bei uns Schutz suchenden Menschen benötigen angesichts des nahenden Winters möglichst ein festes Dach über dem Kopf. Wie Kommunen und Landkreise im nördlichen Sachsen-Anhalt mit dieser gewaltigen Aufgabe umgehen, haben die Volksstimme-Lokalredaktionen zusammengetragen.

Bis Jahresende werden in Magdeburg 2600 Flüchtlinge erwartet. Stimmen die Prognosen, werden der Landeshauptstadt allein im September 409 Flüchtlinge zugewiesen. Im kommenden Jahr werden ersten Schätzungen zufolge in Magdeburg damit mindestens 4500 Flüchtlinge leben. Im Gegensatz zu anderen Großstädten wie Dresden sollen in Magdeburg aber keine Flüchtlinge in Turnhallen untergebracht werden oder Zeltstädte entstehen. Erst am Montag machte der Magdeburger Stadtrat den Weg frei zur Anmietung von 470 Flüchtlings-Wohnungen. Die Stadt verfolgt damit ihr Konzept der dezentralen Unterbringung. Auch ein Hotel mit 57 Zimmern soll als Gemeinschaftsunterkunft angemietet werden, da die Kapazitäten in den bereits sieben vorhandenen Gemeinschaftsunterkünften ausgelastet sind.

Im Landkreis Börde leben derzeit 1200 Flüchtlinge. Bis zum Jahresende wird mit weiteren 1000 gerechnet. Die Flüchtlinge sind im gesamten Kreisgebiet untergebracht. Neben den Gemeinschaftsunterkünften in Harbke, Haldensleben, Weferlingen und Wolmirstedt hat der Kreis viele Wohnungen, unter anderen auch in Calvörde und Zielitz, angemietet. In Colbitz sind Flüchtlinge im Heidecamp, einem ehemaligen Campingplatz, in Ferienhäuschen untergebracht. Eine Unterbringung in Containern, Zelten oder Turnhallen konnte bisher vermieden werden.

Inzwischen wird im Salzlandkreis der überwiegende Teil der Flüchtlinge dezen-tral untergebracht. Während 568 Asylbewerber derzeit in den fünf Gemeinschaftsunterkünften in Schönebeck, Bernburg (3) und Aschersleben leben, stehen weiteren 898 Flüchtlingen 245 Wohnungen im gesamten Kreisgebiet zur Verfügung. Dennoch stößt der Salzlandkreis an seine Kapazitätsgrenzen. Insgesamt sollen in diesem Jahr 2254 Flüchtlinge zugewiesen werden. Dabei sollen die Asylbewerber möglichst nicht in Turnhallen oder Zeltlagern untergebracht werden. Ein Notfallplan sieht jedoch dann doch die Nutzung leerstehender Schulen vor.

Derzeit befinden sich 1200 Flüchtlinge im Landkreis Anhalt-Bitterfeld. Landrat Uwe Schulze (CDU) geht davon aus, weitere 1000 Flüchtlinge noch in diesem Jahr aufzunehmen. In Zerbst gibt es derzeit 63 Flüchtlinge. Bis Jahresende soll ihre Zahl auf 336 anwachsen. Alle sollen in Zerbst in Wohnungen untergebracht werden.

Stand 31. August 2015

Der Landkreis Jerichower Land rechnet bis Ende des Jahres mit 1035 Flüchtlingen – 166 pro Monat im kommenden Quartal. Für 2016 prognostiziert er insgesamt 2250 Flüchtlinge. Derzeit werden die Asylbewerber in Burg und Genthin untergebracht. Dafür steht in Burg eine Gemeinschaftsunterkunft mit 150 belegten Plätzen zur Verfügung. Diese wird derzeit um ein weiteres Gebäude (weitere 150) erweitert. Dazu kommen 29 Wohnungen in Burg und 25 in Genthin. Die Verwaltung ist derzeit auf der Suche nach weiteren Einrichtungen im gesamten Kreis. „Die Städte Burg und Genthin stoßen langsam an ihre Grenzen“, sagt Landrat Steffen Burchhardt (SPD). Eine Objektliste wird dem Kreistag am 30. September vorgelegt.

Im Landkreis Stendal gibt es derzeit 914 Asylbewerber, knapp die Hälfte sind Minderjährige. Bislang lebt das Gros der Menschen in der Kreisstadt Stendal, wo rund 450 in einer Gemeinschaftsunterkunft untergebracht sind. Weitere leben in insgesamt 393 Wohnungen in der Hansestadt. Lediglich vier Personen sind außerhalb der Kreisstadt untergebracht. „Wir werden keine Zelte aufstellen“, betonte Landrat Carsten Wulfänger (CDU). Seine Behörde sucht mit Hochdruck Wohnungen im gesamten Kreisgebiet. Am heutigen Mittwoch hat Wulfänger alle Bürgermeister des Landkreises bei sich versammelt, um insbesondere über die Wohnsituation zu sprechen. Die Flüchtlinge sollen über das gesamte Kreisgebiet verteilt werden. Der Landkreis hat eine Hotline für private Wohnungsanbieter eingerichtet. Insgesamt sollen zunächst 1,1 Millionen Euro für neuen Wohnraum investiert werden, der Kreistag wird Ende September darüber befinden.

Der Altmarkkreis nimmt momentan 150 Flüchtlinge monatlich auf, bis Ende des Jahres insgesamt knapp 1000. Geplant ist für alle Fälle eine winterfeste Notunterkunft in der Turnhalle der ehemaligen Käthe-Kollwitz-Schule mit 120 Plätzen, um Zelte definitiv zu vermeiden. Landrat Michael Ziche: „Zelte wird es bei uns nicht geben.“ Hauptsächlich sollen die Flüchtlinge in Wohnungen unterkommen, wobei Familien mit Kindern Vorrang haben. Das geschieht bereits in mehr als 100 angemieteten Wohnungen in den Orten Gardelegen, Kalbe, Mieste, Pretzier und Salzwedel. Zudem gibt es zwei Gemeinschaftsunterkünfte in Salzwedel mit zusammen 150 Plätzen, eine in Gardelegen mit 40 Plätzen und dort auch einen kreiseigenen Wohnblock mit 26 Wohneinheiten. Konkrete Gespräche über Unterbringungsmöglichkeiten in Wohnungen werden aktuell mit den Bürgermeistern von Arendsee, Klötze und der Verbandsgemeinde Diesdorf-Dähre geführt.

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Für Flüchtlinge in Not wurden diverse Spendenkonten eingerichtet. Das größte Sammelkonto kommt von der „Aktion Deutschland Hilft“ und dem „Bündnis Entwicklung Hilft“:
Empfänger: ADH & BEH, Commerzbank, IBAN: DE 53 200 400 600 200 400 600, Stichwort: Flüchtlingshilfe Irak/Syrien, BIC COBADEFFXXX

„Aktion Deutschland Hilft“ ist ein Bündnis der Hilfsorganisationen action medeor, ADRA Deutschland, Arbeiter-Samariter-Bund, AWO International, CARE Deutschland-Luxemburg, Der Paritätische, HELP – Hilfe zur Selbsthilfe, Johanniter-Unfall-Hilfe, Malteser Hilfsdienst und World Vision Deutschland.

„Bündnis Entwicklung Hilft“ ist der Zusammenschluss der deutschen Hilfswerke Brot für die Welt, Christoffel-Blindenmission, Kindernothilfe, medico international, Misereor, terre des hommes und Welthungerhilfe.
www.entwicklung-hilft.de

Außerdem sammeln (u.a.):
Deutsches Rotes Kreuz
IBAN: DE 633 70 20 50 0000 50 23 307, BIC: BFSWDE33XXX, Stichwort: „Flüchtlinge Nahost“

UNO-Flüchtlingshilfe
IBAN: DE 78 37 05 01 98 00 20 00 88 50; BIC: COLSDE33, Sparkasse KölnBonn, Stichwort: Nothilfe Irak

Hier plant die Landesregierung neue Anlaufstellen für Flüchtlinge:

So werden die Flüchtlinge auf die Landkreise verteilt: