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Justiz Jeden Tag 16 Gewaltopfer im Land

Pro Tag werden in Sachsen-Anhalt 80 Menschen Opfer von Kriminalität, darunter 16 von Gewalttaten, so der Opferschutzbericht der Justiz.

Von Matthias Fricke 18.11.2015, 00:01

Magdeburg l Das 51-jährige Opfer des Balkon-Vergewaltigers von Magdeburg nahm am 3. Februar dieses Jahres mit Genugtuung die Verurteilung des Täters auf. Doch die seelischen Wunden werden vermutlich nie heilen. Weder die verhängte Haftstrafe von viereinhalb Jahren, noch die 5000 Euro Schadenersatz ändern daran etwas. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte die Frau bei der Schilderung der Ereignisse in jener Nacht vor dem Gericht noch einmal durch die Hölle gehen müssen. Deshalb begleitete sie im gesamten Verfahren eine Mitarbeiterin des Weißen Ringes.

Rüdiger Buhlmann, Landesvorsitzender des Opferhilfevereins: "Wir stehen den Betroffenen bei und kümmern uns." So wie um die Frau, betreut der Weiße Ring jährlich etwa 180 Kriminalitätsopfer im Land.

Hinweis: Um Beratungsstellung einzelner Orte in Sachsen-Anhalt anzeigen zu lassen, geben Sie bitte im Suchfeld der Karte den Ortsnamen ein.

Der Weiße Ring ist aber nicht das einzige Hilfsangebot. Am Magdeburger Amts- und Landgericht gibt es für solche Fälle die „Zeugenbegleitung“ des Sozialen Dienstes der Justiz. Geschulte Mitarbeiter sollen dort den Opfern im gesamten Verfahren zur Seite stehen. Justizministerin Angela Kolb (SPD): „Diese Begleitung wollen wir künftig auch in anderen Gerichten anbieten.“ Zunächst sei das Landgericht Halle und später auch andere Standorte für diese spezielle Opferhilfe vorgesehen.

„Viele Hilfsangebote sind auch gar nicht bekannt“, so Kolb. Aus diesem Grund habe der Opferschutzbericht, der nach 2010 zum zweiten Mal vorgelegt wurde, alle Angebote dokumentiert und zusammengefasst. Opfer hätten ein Recht auf Schutz und Unterstützung.

28.903 Menschen sind im vergangenen Jahr Opfer einer Straftat geworden. Im Jahr 2011 waren es noch 28.709. Die Zahlen haben sich somit zwar kaum geändert, die Hilfsangebote laut Kolb aber verbessert. Sie sagt: „Wir sind im Land gut aufgestellt.“ So gibt es neben den staatlichen Hilfen des Sozialen Dienstes der Justiz auch ergänzend zahlreiche freie Träger. Vereine bieten mehr als 30 spezialisierte Opferhilfen an, von Frauenzentren bis zur Beratungsstelle ProMann.

In Sachsen-Anhalt gibt es zudem 20 Frauenhäuser, vier Anlaufstellen nach sexueller Gewalt und vier mobile Opferberatungsstellen. Ab 2016 soll es auch einen Fachanwalt für Opferschutz kostenfrei geben. Kolb wolle auch in den Gerichten darum werben, häufiger im Strafverfahren auch die Schadensersatzforderungen von Opfern zu berücksichtigen.

www.opferschutz.sachsen-anhalt.de