1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Experten fordern bessere Kinderbetreuung

EIL

Wirtschaftsdialog Experten fordern bessere Kinderbetreuung

Seit zwei Jahren tritt die Wirtschaft in Sachsen-Anhalt auf der Stelle. Experten fordern die Landesregierung zum Handeln auf.

25.11.2015, 23:01

Magdeburg l Nur 0,4 Prozent Wachstum gab es 2014, im ersten Halbjahr 2015 ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gar nicht gewachsen. Über Ursachen und Gegenmaßnahmen haben am Dienstagabend auf Einladung der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung Wirtschaftsexperten mit SPD-Chefin Katrin Budde in Magdeburg diskutiert.

Für Ökonom Oliver Holtemöller vom Institut für Wirtschaftsforschung in Halle liegt die Hauptursache für die Stagnation im Bevölkerungsrückgang, der durch die Alterung der Gesellschaft und durch die Abwanderung junger Arbeitskräfte anhält. „Weniger Menschen produzieren eben auch weniger.“ Hinzu komme die kleinteilige Wirtschaftstruktur, das Fehlen großer Unternehmen. Holtemöller zufolge kann die Landesregierung diese Entwicklung nur bedingt beeinflussen, sie müsse ihre wenigen Möglichkeiten aber besser nutzen.

An dem Abend findet er vor allem für eine Forderung große Zustimmung: Nach der für eine qualitativ bessere Kinderbetreuung. „Es reicht nicht, Kindertagesstätten und Schulen zu sanieren, das Land sollte vor allem in die Köpfe und nicht in Beton investieren.“ Wissenschaftliche Studien würden belegen, dass Kinder, die in den ersten Lebensjahren intensiv gefördert werden, später im Beruf erfolgreicher sind.

Sachsen-Anhalts Arbeitgeberpräsident Klemens Gutmann unterstützt diese Forderung ausdrücklich: „Wenn in der frühkindlichen Bildung mehr getan werden würde, dann wäre ich schon sehr zufrieden.“ Dass bei der Qualität der Bildung noch Luft nach oben ist, zeigt sich Holtemöller zufolge auch daran, dass in Sachsen-Anhalt noch immer deutlich mehr junge Menschen die Schule ohne Abschluss verlassen als in anderen Bundesländern, die Quote liegt derzeit bei mehr als 12 Prozent. Und ohne Abschluss haben die Jugendlichen kaum Chancen auf einen Job. SPD-Chefin Budde verteidigt in der Diskussion zwar die kostspieligen Schulsanierungen, lässt aber erkennen, dass es künftig mehr um Qualität in der Bildung gehen muss.

Holtemöller und Gutmann sind sich zudem einig darin, dass das Land nicht auf große Firmenansiedlungen hoffen sollte. „Es kommt darauf an, dass das Land junge Menschen bestmöglich ausbildet, damit sie in der Lage sind, Innovationen zu schaffen und selbst Firmen zu gründen“, so Holtemöller.

Uneinigkeit besteht an dem Abend in der Frage, wie ernst das schwache Wirtschaftswachstum zu nehmen ist. „Ich fühle mich als Unternehmer hier trotzdem sehr wohl“, sagt Magdeburgs IHK-Präsident Klaus Olbricht. Doch auch er hat Wünsche an die Landesregierung. Die Wirtschaftsförderung müsse verlässlicher werden, die Regierung sollte sich zudem für ein neues Zuwanderungsgesetz stark machen, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Und nicht zuletzt wünsche er sich mit Blick auf die Landtaswahl im kommenden Jahr „stabile Verhältnisse“.