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Müllskandal Kronzeuge belastet Finzelberg schwer

Kronzeuge Uwe S. behauptet, Ex-Landrat Finzelberg mit zehntausenden Euro bestochen zu haben.

01.12.2015, 12:21

Magdeburg l Mal 10 000 Euro, mal 20 000 Euro, manchmal sogar noch mehr – Kronzeuge Uwe S. hat Lothar Finzelberg (parteilos) im Korruptionsprozess um den Müllskandal am Dienstag schwer belastet. Im Auftrag der mitangeklagten Tongrubenbetreiber von Möckern und Vehlitz habe er dem damaligen Landrat mehrfach Zehntausende Euro zukommen lassen, sagte der 53-Jährige am Dienstag vor dem Magdeburger Landgericht.

Im Gegenzug soll Finzelberg dafür Einfluss auf Genehmigungen im Zusammenhang mit den Tongruben genommen haben. Laut Staatsanwaltschaft wurden dort zwischen 2005 und 2008 rund 1,3 Millionen Tonnen Hausmüll illegal entsorgt.

Uwe S. kennt die mitangeklagten Tongrubenbetreiber Edgar E. und Siegfried K. bereits seit den 1990er Jahren. Sie wickelten gemeinsame Geschäfte ab. „Wir waren befreundet“, sagte S. Weil die Tongruben damals keine Gewinne abwarfen, habe ihn Edgar E. 2003 gefragt, ob er den Kontakt zum damaligen Landrat Finzelberg herstellen könne. Daraufhin habe er ein Gespräch vermittelt. „Danach sagte Edgar E.: ‚Uwe, wir müssen Herrn Finzelberg ein bisschen unterstützen.‘“

Nach einer Abendveranstaltung habe S. dann Finzelberg in einem Auto in der Burger Innenstadt die ersten 10 000 Euro übergeben. Von da an habe Finzelberg regelmäßig Bargeld und Autos erhalten – zum Teil kam das Geld von Edgar E. und Siegfried K., zum Teil von Uwe S.

Sein Motiv: Uwe S. wollte dauerhaft am Millionengeschäft der Tongrubenbetreiber teilhaben. Sie hätten mit der Müll­einlagerung in Möckern und Vehlitz ein bis zwei Millionen Euro monatlich verdient, sagte Uwe S. Im Jahr 2006 stellte ihm Siegfried K. eine Unternehmensbeteiligung in Aussicht. Weil es jedoch erst 2008 dazu kam, erhielt S. in der Zwischenzeit eine „Abfindung“ in Höhe von fünf Millionen Euro, später folgten noch einmal zwei Millionen Euro im Rahmen anderer Geschäfte.

Heute ist Uwe S. insolvent. Seine Familie pflegt aber weiterhin geschäftliche Beziehungen zum Angeklagten Siegfried K. Seine Tochter hat mit dessen Lebensgefährtin eine gemeinsame Firma.

Nachdem die illegale Mülleinlagerung im März 2008 aufgeflogen war, habe es im Landratsamt ein Treffen mit den Tongrubenbetreibern gegeben, so Uwe S. „Wir haben besprochen, wie man sich verhält“, sagte er. Dabei habe Finzelberg noch einmal 50 000 Euro gefordert und schließlich 35 000  Euro über Umwege erhalten.

Finzelberg würdigte S. am Dienstag kaum eines Blickes. Er bestreitet die Vorwürfe vehement. Die Verteidigung hält den Genthiner Geschäftsmann für unglaubwürdig. Er war 2010 wegen mehrerer Delikte zu einer siebenjährigen Freiheitsstrafe verurteilt worden (Brandstiftung, Subventionsbetrug). Weitere Ermittlungsverfahren stellte die Staatsanwaltschaft ein, weil Uwe S. gegen Finzelberg und die Tongrubenbetreiber aussagte.

Am heutigen Mittwoch darf die Verteidigung Uwe S. erstmals befragen.