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Prozess Autodiebe wollten einen VW zweimal klauen

Am Landgericht Stendal wurde ein spektakuläres Verfahren eröffnet.

Von Wolfgang Biermann 08.01.2016, 23:01

Stendal l Der Prozess am Landgericht Stendal wegen schweren Raubes beginnt unpünktlich. An den vier Angeklagten, die sich allesamt auf freiem Fuß befinden, liegt es nicht. Sie erschienen am Freitag pünktlich im Gerichtssaal.

Den vier Männern wird der Diebstahl von Luxuslimousinen vorgeworfen. Nach ihrer Festnahme am 24. November 2014 waren sie in unterschiedlicher Dauer in U-Haft. Zwei von ihnen sind danach schon in anderen Verfahren verurteilt worden. Als Haupttäter gilt der vorbestrafte 28-jährige Andreas H. aus Tangerhütte. Ebefalls vorbestraft ist Nico G. (37) aus der gleichen Region.

Die Staatsanwaltschaft Stendal hat zwei Sitzungsteilnehmer in das Verfahren entsandt. Auch das Gericht hat aufgerüstet und zu den vorhandenen zwei Schöffen zwei weitere vereidigt. Wegen der langen Verfahrensdauer bis Ende Juli, falls einer krank werde oder wegen Urlaub ausfalle, heißt es.

Bevor es endlich losgehen kann, stellt einer der sieben Verteidiger den Antrag, „aus prozessualen Gründen“ Teile der Anklage nicht verlesen zu lassen. Nach Beratung wird der Antrag vom Gericht verworfen. Staatsanwalt Gerd Regel kann mit fast einstündiger Verspätung mit dem Verlesen der Anklage beginnen. Das dauert über eine halbe Stunde. Die Angeklagten hören den Ausführungen regungslos zu.

Dabei wird noch ein weiterer Anklagepunkt bekannt. Das Quartett im Alter von 23 bis 37 Jahren ist des Raubes von drei hochwertigen Pkw und des Diebstahls von sechs Lkw in unterschiedlicher Tatbeteiligung angeklagt. Neu ist, dass sie, als die Polizei einen geklauten VW-Caddy sichergestellt hatte, versucht haben sollen, diesen ein zweites Mal zu stehlen – bei dem von der Polizei beauftragten Abschleppunternehmen. Weitere Details zu den Raubzügen werden in der Anklage genannt. So hat Nico G. wohl einen Fingerabdruck an einem ausgebrannt aufgefundenen A7 hinterlassen. Bei Andreas H. sind in der Wohnung Papiere eines Magdeburger BMW-Besitzers entdeckt worden.

Im Verfahren schweigen bislang alle Angeklagten. Beim nächsten Prozesstermin am 14. Januar soll der 73-jährige BMW-Besitzer aus Magdeburg als Zeuge aussagen. Die Angeklagten hatten ihn in seiner Wohnung aufgesucht und ausgeraubt, so der Vorwurf.