1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Ostdeutsche misstrauen Schulsystem

Studie Ostdeutsche misstrauen Schulsystem

Das deutsche Schulsystem bekommt in Ostdeutschland schlechte Noten - lediglich in Sachsen sieht es anders aus.

Von Hagen Eichler 16.02.2016, 00:01

Magdeburg/Berlin l 2002 Menschen wurden im Auftrag der Unions-Fraktionsvorsitzenden von dimap zu ihrer Meinung über das Schulsystem befragt. Am zufriedensten waren die Bremer, die Saarländer und die Bayern. Am niedrigsten ist die Zustimmungsrate in den ostdeutschen Ländern, mit Ausnahme von Sachsen. In Sachsen-Anhalt bewerteten nur 36 Prozent das Schulsystem als sehr gut oder gut, 57 Prozent hingegen als weniger gut oder schlecht.

Gefragt wurde nicht nach der Lage im eigenen Bundesland, sondern nach der Schule in Deutschland insgesamt. Deutlich besser kam die berufliche Bildung weg. Im Bundesschnitt fanden 82 Prozent diese sehr gut oder gut – das Schulsystem kam im Schnitt nur auf 56 Prozent.

Wenig Akzeptanz erfährt die sogenannte Inklusion, also das gemeinsame Lernen behinderter und nicht behinderter Kinder. 94 Prozent der Befragten meinten, dass es gesonderte Schulen für Kinder mit besonderem Förderbedarf auch künftig geben sollte. 51 Prozent der Befragten war das Konzept der Inklusion sogar unbekannt. Am niedrigsten war der Bekanntheitsgrad in Sachsen-Anhalt: 73 Prozent wussten damit nichts anzufangen – in Bremen waren es nur 20 Prozent.

Sachsen-Anhalts CDU-Fraktionschef André Schröder will bei der Inklusion nun auf die Bremse treten. „Realitätssinn und Augenmaß“ seien gefragt, Förderschulen seien unverzichtbar. „So viele Förderschulen wie möglich, so viel Inklusion wie nötig“, müsse das Motto sein. Bislang war die Richtung eine andere. Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) hatte die Inklusion stets als eine der wichtigsten Aufgaben in der Schulpolitik bezeichnet. Der Anteil der Förderschüler ist in Sachsen-Anhalt in den vergangenen Jahren gesunken, weil zunehmend mehr Eltern ihr Recht nutzen, ihr Kind an einer Regelschule anzumelden.

Ausgesprochen groß ist die Zustimmung zur Begabtenförderung. 92 Prozent äußerten, dies sei wichtig. Fraktionschef Schröder sieht darin den Beleg dafür, dass die Deutschen Schulexperimente ablehnten: „Die Mehrheit will nicht eine Schule für alle.“ Mit den Plänen der Linken, die Gemeinschaftsschule auszubauen, würden Gymnasien und Förderschulen hingegen zur Ausnahme werden, warnte er.

Zurückhaltend gab sich Schröder beim Thema Abiturbedingungen in Sachsen-Anhalt. Er sei offen, wenn es darum gehe, Benachteiligungen gegenüber anderen Ländern zu beenden. „Einen Wettbewerb nach unten, welches Land die leichtesten Abitur-Anforderungen hat, darf es aber nicht geben.“