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Gedenkstätte Marienborn will sich stärker öffnen

Die Gedenkstätte "Deutsche Teilung" in Marienborn soll bis 2019 besucherfreundlicher gestaltet werden.

Von Dörthe Hein 18.02.2016, 23:01

Marienborn (dpa) l Marienborn an der Autobahn 2, einst größter Grenzübergang zwischen Ost und West, war ein Ort von Schikane und Tristesse. Inzwischen ist es ein Erinnerungsort. Die neue Leiterin der Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn, Susan Baumgartl, will den ehemaligen Grenzübergang stärker öffnen und verständlicher machen. „Mir ist aufgefallen, dass der Besucher ziemlich alleingelassen wird auf dem großen Gelände“, sagte Baumgartl.

Ein neues Besucherleitsystem sei geplant. Es solle im gleichen Design entstehen wie die neue Dauerausstellung, die voraussichtlich 2019 fertig sein soll. „Die Schwierigkeit ist, den Charakter des Geländes nicht zu verfälschen. Die Aura darf nicht verletzt werden.“ Die 36 Jahre alte Kulturwissenschaftlerin Baumgartl leitet die Gedenkstätte seit Anfang Dezember 2015.

Sie will auch prüfen, ob weitere Teile des ehemals größten deutsch-deutschen Grenzübergangs für Individualreisende zugänglich gemacht werden können – etwa die Passkontrolle oder der Kommandoturm. „Wir schauen, ob die Bereiche aber vielleicht auch so sensibel sind, dass die nur im Rahmen von Führungen besucht werden können.“ Heute erschließe sich für den Besucher nicht gleich, welch kontrollierter Ort Marienborn war. Rund 1000 Menschen seien dort beschäftigt gewesen. Täglich passierten Tausende Fahrzeuge den Grenzübergang. Schikane war an der Tagesordnung.

Baumgartl denkt zudem darüber nach, den Montag als Schließtag abzuschaffen. „Für Besuchergruppen machen wir ohnehin schon viele Ausnahmen.“ 2015 habe die Gedenkstätte rund 152 000 Besucher gehabt. Die Bedeutung der Grenz-Gedenkstätte geht für Baumgartl weit über die Geschichte der deutschen Teilung hinaus. „Es geht um Erfahrungen mit einem menschenverachtenden Grenzsystem.“

Das sei angesichts der Diskussionen über eine mögliche Abschottung Deutschlands vor weiteren Flüchtlingsströmen hochaktuell. Es gehe um die Frage, was es über eine Gesellschaft aussagt, wie sie mit ihren Grenzen umgeht. Aber auch, welche Motive Flüchtlinge haben. Jugendliche, aber auch Flüchtlinge sieht die Gedenkstätten-Leiterin als wichtige Zielgruppen.

„Politische Bildung ist für mich Wertevermittlung. Welches sind die Rechte und Freiheiten des Einzelnen, und wie passt das mit dem Gemeinwesen zusammen?“ Hier wolle sich die Gedenkstätte als Institution stärker einbringen.