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Bildung Mehr Schüler an Privatschulen

In Sachsen-Anhalt sind Plätze an Privatschulen begehrt. Doch die Schulen haben ein Problem: Sie brauchen mehr Lehrer.

12.03.2016, 14:03

Magdeburg (dpa) l Immer mehr Kinder und Jugendliche in Sachsen-Anhalt gehen auf eine Privatschule. Die Zahl der Schüler an allgemeinbildenden Schulen privater Träger stieg von fast 10.900 im Schuljahr 2009/2010 auf 15.700 im vergangenen Schuljahr, teilte der Verband Deutscher Privatschulen in Sachsen-Anhalt.

"Dieser Trend dürfte sich auch im laufenden Schuljahr weiter fortgesetzt haben", sagte Landesverbands-Geschäftsführer Jürgen Banse der Deutschen Presse-Agentur in Magdeburg. Konkrete Zahlen lagen ihm jedoch noch nicht vor. Der Anteil der Schüler an Privatschulen erhöhte sich im genannten Zeitraum von 6,3 auf 8,5 Prozent.

Besondere Angebote wie zweisprachiger Unterricht, die Konzentration auf musische und künstlerische Fächer oder auch Naturwissenschaften machen die privaten Schulen nach Banses Auffassung attraktiv. Außerdem böten die Schulen in privater Trägerschaft häufig besondere pädagogische Konzepte oder seien konfessionell gebunden, was den Eltern oft wichtig sei. "Hinzu kommt, dass die Privaten kleiner und damit auch familiärer sind als die öffentlichen Schulen", sagte der Verbands-Geschäftsführer.

Interesse an der Einrichtung privater Schulen signalisieren häufig auch Bürgermeister von Gemeinden, in denen öffentliche Schulen geschlossen werden. "Oft kommen in solchen Fällen auch Anfragen von Landtagsabgeordneten", sagte Banse. Meist winken die Interessenten demnach aber ab, wenn sie hören, dass ein privater Träger drei Jahre lang warten muss, bis er Geld vom Land bekommt. Vorher muss alles aus Eigenmitteln finanziert werden.

Lehrpersonal zu finden, entwickelt sich Banse zufolge derzeit sehr schwierig – was demnach aber bei den öffentlichen Schulen nicht anders ist. "Es werden einfach zu wenige Lehrkräfte ausgebildet", sagte er. Um die, die noch von den Unis kommen, ist ein Wettbewerb entstanden, der auch aus anderen Bundesländern nach Sachsen-Anhalt hineingetragen wird. "Und mit der Aussicht auf Verbeamtung können wir natürlich nicht winken."

Eher skeptisch steht die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Sachsen-Anhalt den Privatschulen gegenüber. "Wir würden es lieber sehen, wenn die Schülerzahlen dort rückläufig wären", sagt GEW-Sprecher Alexander Pistorius. Er verweist dabei unter anderem darauf, dass es sich – trotz gedeckelter Beiträge – eher wohlhabende Familien leisten könnten, ihre Sprösslinge auf Privatschulen zu schicken. "Eine Spaltung der Bildung darf nicht stattfinden."

Zudem macht sich die GEW Sorgen darüber, dass Lehrkräfte an den Schulen privater Träger schlechter bezahlt würden als deren Kollegen an öffentlichen Schulen. Dem hielt Banse jedoch entgegen, dass sich die Privaten – schon um im Wettbewerb um die besten Köpfe mithalten zu können – bei der Bezahlung der Lehrkräfte an den Tarifvertrag der Länder orientierten. Den dürften sie um höchstens 20 Prozent unterbieten.