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Statistik Jeder sechste Unfall im Land mit Wild

Der Wildwechsel auf Sachsen-Anhalts Straßen hat stark zugenommen. Unfälle mit Wild erreichen deshalb den zweithöchsten Wert seit 1991.

Von Matthias Fricke 24.03.2016, 09:15

Magdeburg l In Sachsen-Anhalt ist die Zahl der Verkehrsunfälle nach einem Tiefststand im Jahr 2014 im vergangenen Jahr wieder auf etwas mehr als 74.000 angestiegen.

Besonders auffällig bei den Unfallursachen ist die erneute Zunahme der Wildunfälle. Die Zahl stieg um 1300 auf 13.030 Zusammenstöße. Damit haben diese Unfälle mit der Hauptunfallursache „Wenden/Rückwärtsfahren“ fast gleichgezogen. „Jeder sechste angezeigte Zusammenstoß war somit ein Wildunfall“, erklärt Marco Weigelt, Verkehrsreferent in Sachsen-Anhalts Innenministerium. Die meisten dieser Zusammenstöße endeten zwar glimpflich, dennoch wurden 30 Menschen dabei schwer verletzt, 140 leicht.

„Angesichts dieser alarmierenden Zahlen will das Innenministerium am 19. Mai Vertreter des Umwelt- und Verkehrsministerium zu gemeinsamen Gesprächen einladen“, sagt der Polizeioberat. Es gebe zwar eine Reihe von Pilotprojekten, wie elektronische Warnschilder mit Kontaktschleifen oder blaue Reflektoren am Fahrbahnrand, es müsste aber eine „richtige Lösung“ für das Land gefunden werden. „Diese muss auf Tauglichkeit und Einsatz in der Fläche überprüft werden. Es geht hier schließlich nicht nur um eine Strecke von hundert Metern“, sagt der Verkehrsreferent.

Insgesamt würden sich ohnehin immer mehr Unfälle auf die Autobahnen und Landstraßen verlagern. Hier gab es einen Anstieg von etwa sieben Prozent - und 26 Tote. Die Besonderheit im vergangenen Jahr: Während es auf den Autobahnen 2 und 38 weniger krachte, gab es auf der A 14 und A 9 mehr Unfälle.

Zudem waren 60 Prozent der Getöteten und fast die Hälfte aller Schwerverletzten außerhalb der Ortschaften zu beklagen. Bei über einem Drittel aller schweren Unfälle mit Toten und Verletzten waren im vergangenen Jahr unangepasste Geschwindigkeit und fehlender Sicherheitsabstand die Ursache.

Vor allem die Zahl der Schwerverletzten stieg im vergangenen Jahr erneut auf einen Wert an, der zuletzt vor sieben Jahren erreicht wurde. Mit 145 Todesopfern erhöhte sich die Zahl im Vergleich zum vergangenen Jahr um sieben. Auf eine Million Einwohner berechnet starben somit 65 Menschen auf den Straßen des Landes. Im Bundesländer-Vergleich ist demnach das Risiko, im Straßenverkehr in Sachsen-Anhalt zu sterben, besonders hoch. Gefährlicher ist es laut der Statistik nur noch in Brandenburg mit 73 Toten auf eine Million Einwohner. Bundesweit liegt die Zahl bei 43.

Zugenommen haben im vergangenen Jahr auch die Lkw-Unfälle. Die Zahl stieg um 201 auf 11.080. Nahezu drei Viertel aller Zusammenstöße mit Lkw-Beteiligung verursachten die Brummifahrer selbst. Auch in diesem Bereich sind für dieses Jahr verstärkte Kontrollen angekündigt. Die Unfallursache Übermüdung stieg um 77 Unfälle auf 225.

Die Polizeigewerkschaft GdP kritisierte fehlende Kontrollen. So ging die Zahl der Messstunden um 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück. Landeschef Uwe Petermann forderte: „Angesichts von 145 Todesfällen auf den Straßen in Sachsen-Anhalt muss die Kontrolldichte spürbar erhöht werden. Das ganze Gegenteil ist aber der Fall.“ Jedes Jahr gehen die Messstunden mit den Radargeräten kontinuierlich zurück. Während es 2008 noch 51 600 waren, verringerten sie sich um mehr als die Hälfte auf 21 341 Messstunden.

Polizeioberrat Marco Weigelt, Verkehrsreferent im Innenministerium: „Man muss natürlich dabei berücksichtigen, dass seit 2010 die Zahl der Beamten um 800 reduziert wurde.“ Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) kündigte deshalb an, dass die künftig geplanten 20 Hilfspolizisten ausschließlich für die Verkehrsüberwachung eingesetzt werden sollen. Ihre Ausbildung startet ab Mai. Nach dreimonatiger Ausbildung könnten die Frauen und Männer ab August eingesetzt werden. Stahlknecht: „Angesichts der Unfallzahlen werden wir die Kontrolldichte erhöhen. Das halte ich für eine dringende Aufgabe.“ Das Land Sachsen-Anhalt wolle sich deshalb im April auch wieder am Blitzmarathon beteiligen.