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SPD-Zoff DGB-Chef zieht sich zurück

Nach der umstrittenen Unterstützung des Ministerpräsidenten geht SPD-Gewerkschafter Gebhardt früher in den Ruhestand.

Von Michael Bock 06.04.2016, 01:01

Magdeburg l Der DGB-Landesvorsitzende Udo Gebhardt zieht sich zum 30. September aus der Gewerkschaftsspitze zurück. Der 64-Jährige bestätigte am Dienstag auf Volksstimme-Anfrage, dass er in den vorzeitigen Ruhestand gehe. Eigentlich hätte er bis zum 31. März 2017 im Amt bleiben können.

Der Rückzug hat eine Vorgeschichte: Im vorigen Dezember hatte Gebhardt, der seit 2003 DGB-Chef ist, für großes Aufsehen gesorgt. Bei einem CDU-Landesparteitag legte sich der Gewerkschafter mächtig für Ministerpräsident Reiner Haseloff, den CDU-Spitzenkandidaten, ins Zeug. Mit Blick auf den Landtagswahlkampf sagte er: „Dann gib mal Gas, lieber Reiner. Was ich dazu beisteuern kann, werde ich gerne tun.“ Gebhardt und Haseloff kennen sich seit mehr als 25 Jahren. Beide schätzen sich.

Zudem lobte der Spitzengewerkschafter die Union über den grünen Klee: „Die CDU erfindet sich neu. Sie wird jung, urban, sportiv und digital.“ Zudem dankte er der CDU für die Umsetzung des Mindestlohns. Allerdings: Auf den Mindestlohn hatte stets die SPD gepocht.

Gewerkschaften und Sozialdemokraten schäumten. Der gelernte Maurer geriet unter massiven Druck. Die IG Metall zeigte sich entsetzt und zweifelte an Gebhardts parteipolitischer Unabhängigkeit. Der ruderte zurück und sagte: „Inhaltlich stehen wir SPD und Linken am nächsten.“

Doch ihm wurde nicht verziehen. Schon vor Monaten wurde getuschelt, dass Gebhardt nach der Landtagswahl – diese war am 13. März – aus dem Amt gedrängt werden soll.

Der Gewerkschafter selbst wollte keinen Zusammenhang zwischen seinem vorzeitigen Rückzug und dem Auftritt beim CDU-Parteitag (Gebhardt: „Das war ein Fehler“) herstellen. „Das ist intensiv im DGB diskutiert worden“, sagte er am Dienstag in einem Volksstimme-Gespräch. „Das gehört der Vergangenheit an.“ Zu seinen Gründen sagte er nur: „Ich habe Enkelkinder und eine Frau, die auf mich wartet.“

Nachfolgerin soll seine Stellvertreterin, Susanne Wiedemeyer, werden. Die 54-Jährige ist seit 1992 beim DGB tätig. Dort befasst sie sich mit den Themen Wirtschaft, EU- und Strukturpolitik, Sozialpolitik, öffentlicher Dienst und Beamte sowie Migration und Bekämpfung von Rechtsextremismus.

Die aus Freiburg im Breisgau stammende Juristin ist im Ehrenamt Vorstandsvorsitzende des Fördervereins für die Islamische Gemeinde Magdeburg. Sie ist geschieden und hat zwei Kinder.