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Lebensretter Sachsen-Anhalter bewachen Ostseestrände

Jahr für Jahr machen hunderte Rettungsschwimmer Dienst an der Küste. Sie fehlen in den hiesigen Freibädern.

Von Jennifer Lorbeer 05.05.2016, 06:00

Magdeburg/Halle l Kräftige Windböen fegen über den feinen Sandstrand. Wegen der starken Wellen haben Rettungsschwimmer an den Stränden die rote Flagge gehisst: „Baden verboten“. Drei junge Männer gehen trotz Warnung in die Ostsee. Nach kurzer Zeit kommen zwei von ihnen aus dem Wasser wieder heraus. Der dritte fehlt. Eine intensive Suche der Wasserwacht beginnt, endet aber erfolglos. Einige Stunden später spült das Meer den gesuchten jungen Mann an den Strand.„Das war ein besonders prägendes Erlebnis“, sagt der Magdeburger Felix Achtzehn von der Wasserwacht. Er hat das Geschehen bei einem seiner vergangenen Einsätze an der Ostsee in unmittelbarer Nähe verfolgt.

Während die Urlauber sich am Strand entspannen können, bedeutet dies hingegen für Wasserwacht-Mitglied Felix Achtzehn und seine Kollegin Sophie Boguslawski vom Verein der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) ein ordentliches Stück Verantwortung. Die beiden sind ausgebildete Rettungsschwimmer, unterstützen seit Jahren freiwillig ihre Kameraden beim Sommereinsatz an der deutschen Küste.

Die ehrenamtlichen Kräfte werden vor allem in der Badesaison vor Ort benötigt. 5500 bis 6000 Freiwillige ordere der DLRG nach Auskunft eines Sprechers, um die Strände zwischen Mai und September an Nord- und Ostsee abzusichern. 300 davon kommen aus Sachsen-Anhalt. Mehr als ein Drittel der aktuell rund 800 Mitglieder.

Die zur Küste ausrückenden Kräfte sorgen damit vor allem bei der DLRG regelmäßig für Personalnot in Freibädern, so Sachsen-Anhalts Chef Holger Friedrich. Er führt auch den wirtschaftlichen Faktor als Punkt für die saisonale Fluktuation an. Die Gründe von Sophie und Felix, die jeweils für etwa zwei Wochen jährlich an der Küste wachen, sind jedoch nicht finanzieller Natur. „Wenn man sich die Summe anguckt, die wir als Aufwandsentschädigung bekommen, gehen die meisten von uns mit plus minus Null raus“, sagt Boguslawski, die in Halle Lehramt in den Fächern Sport und Französisch studiert. „Man verdient eigentlich sogar weniger an der Ostsee als im Binnenland“, berichtet Achtzehn, der mit 13 Jahren bei der DRK Wasserwacht Magdeburg Mitglied wurde. „Für mich hat dieser Einsatz an der Küste einfach einen großen Reiz, im Vergleich zu acht bis neun Stunden Freibad-Wache.“ Außerdem hat der 18-jährige Maschinenbau-Student eine Qualifikation als Rettungsboot-Führer. Als dieser kommt er im Binnenland selten zum Einsatz. Bei Küstenveranstaltungen wie dem „Hanse Sail“ in Rostock rette er dann auch mal Segler oder alkoholisierte Zuschauer mit dem Boot aus dem Wasser.

Als Rettungsschwimmer am Strand oder an Land bestehen aber laut Felix Achtzehn 90 Prozent aller Einsätze aus der Behandlung von Schnittverletzungen, Insekten- oder auch Sonnenstichen: „Wir sind halt für den Fall vor Ort, wenn wirklich etwas passiert.“

Sophie Boguslawski sagt, dass ihr Ehrenamt eine Lebensaufgabe ist. „Ich sehe das an den Kindern, die ich zwei Mal pro Woche trainiere“, berichtet die 24-Jährige, die seit 2009 Rettungsschwimmerin bei der DLRG ist. „Da wird nicht hinterfragt, warum wir das machen, sondern wir machen das einfach gern.“ Man gewinne an der Ostsee Freundschaften und Erfahrung, es gehe nicht um Geld, so Boguslawski.