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Drama in der Altmark Wilde Schießerei am Forellenteich

Ein Streit unter Anglern in Rohrberg eskalierte. Drei Männer wurden in der Nacht zu Freitag niedergeschossen, einer fast totgeprügelt.

Von Oliver Schlicht 07.05.2016, 01:01

Rohrberg l Der etwa 500 Meter lange und 200 Meter breite Forellenteich am Ortsrand der kleinen Gemeinde Rohrberg etwa 15 Kilometer südwestlich von Salzwedel war am Himmelfahrtstag dicht von Anglern belagert. Auch aus dem nahen Niedersachsen hatten sich Gäste eingefunden – der Sprache nach zu urteilen russlandstämmig Deutsche, wie Zeugen übereinstimmend erzählen. Sie kamen ihren Autokennzeichen zu urteilen aus dem Raum Hannover, aus Gifhorn und aus Wolfsburg.

Die Gruppen kannten sich untereinander offenbar nicht, wie gestern ein Mann aus Gifhorn beteuerte. Als sicher darf aber gelten, dass der Wodka in Strömen geflossen ist. Die Polizei wird später von einem durchweg stark alkoholisierten Personenkreis sprechen.

„Die Hannoveraner waren so 10 bis 15 Leute mit mehreren Pkw und einem Anhänger“, erzählt Marco Fuchs, der mit anderen Familienangehörigen zu denen gehörte, die am Abend noch länger am Teich blieben. Unter einem Partyzelt wurde er gemeinsam mit seinen Brüdern ab 22 Uhr etwas entfernt Zeuge der Auseinandersetzung.

Auf der schräg gegenüberliegenden Teichseite gerieten mehrere Männer aneinander. Es soll, so wird am See erzählt, beim Streit um einen Angelplatz gegangen sein. Von den Russlanddeutschen, die gestern teilweise noch am See waren, wollte sich keiner zum Streitgrund äußern.

„Wir hörten kurz nach 22 Uhr drei Knallgeräusche kurz hintereinander“, erzählen die Männer von Familie Fuchs. Es habe nicht wie Pistolenschüsse geklungen, sondern „als habe jemand eine Spraydose ins Feuer geworfen“. Aber es wurde tatsächlich geschossen. Eine gewehrähnliche Waffe mit Schalldämpfer Marke Eigenbau soll verwendet worden sein, war aus Polizeikreisen zu erfahren.

Den Tathergang beschreibt der zuständige Polizeisprecher Frank Küssner so: „Nach dem Streit hat ein 50-Jähriger drei Männer im Alter von 42, 41 und 36 Jahren niedergeschossen. Dann wurde er von anderen Beteiligten überwältigt und entwaffnet.“ Der Schütze sei dann selbst angegriffen worden. „Er wurde sehr schwer am Kopf verletzt. Es gelang ihm aber, ins Wasser zu flüchten“, so Küssner. Der Mann versteckte sich etwa 200 Meter vom Tatort entfernt im Schilf.

Unterdessen trafen schnell mehrere Rettungsfahrzeuge ein. Gegen 22.30 Uhr wurde die Polizei hinzugerufen, als die Ärzte vor Ort Schussverletzungen feststellten. Ein Mann aus Gifhorn erzählt, zwei Männer seien am Kopf, einer am Bauch getroffen worden.

Gegen 1 Uhr früh – inzwischen war ein großes Polizeiaufgebot vor Ort – begann ein Hubschrauber mit Wärmebildkamera nach dem flüchtigen Schützen zu suchen. Er wurde wenig später im Schilf entdeckt. Der Mann war so schwer verletzt, dass er mit dem Rettungshubschrauber abtransportiert werden musste.

Freitagabend war einer der Männer aus Hannover immer noch nicht außer Lebensgefahr. „Er wurde ins künstliche Koma versetzt“, erzählte ein Bekannter von ihm am See nach Rücksprache mit dem Krankenhaus in Wolfsburg. Die Polizei ermittelt sowohl gegen den Schützen als auch gegen Unbekannt wegen versuchten Totschlags. Ein Haftbefehl wurde noch nicht erlassen.

Grund zur Annahme, dass es um mehr als um einen Streit von Betrunkenene ging, gibt es derzeit nicht, so die Polizei. Eine Überprüfung habe ergeben, dass die am Forellenteich in Rohrberg anwesenden Männer russlanddeutscher Herkunft bislang nicht straffällig geworden seien. Auch gebe es keine Hinweise auf Verbindungen zu Rockergruppen oder dem Rotlichtmilieu.