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ESC Der Favoriten-Check aus Sachsen-Anhalt

Wer gewinnt den Eurovison Song Contest? Musiker aus Sachsen-Anhalt haben sich einige Favoriten-Songs der Buchmacher angehört.

Von Elisa Sowieja 07.05.2016, 01:01

Magdeburg/ Stockholm l „Ein völlig farbloses Lied. Da bleibt nichts hängen.“ Okay, Uwe Hassbecker und Ritchie Barton gehören offenbar nicht zu den Menschen, die Geld darauf gesetzt haben, dass Russland das ESC-Finale am 14. Mai gewinnt. Dabei hätten die Silly-Musiker mit dieser Wette rosige Aussichten auf ein paar leicht verdiente Euros. Denn der Song, den sie so genüsslich verreißen, ist der Top-Favorit bei den Buchmachern.

„You Are The Only One“ heißt er und wird gesungen von Sergey Lazarev – einem Bauchmuskelmann mit Boygroup-Vergangenheit. Sein Elektro-Pop-Lied haut im Volksstimme-Favoriten-Check auch sonst niemanden aus den Latschen. Nur Angela Peltner, Sängerin bei 3viertelelf, die Sachsen-Anhalt 2015 beim Bundesvision Song Contest vertraten, räumt ihm gute Chancen ein – auch wenn sie persönlich ein Detail stört. „Dieses ‚Uffta‘ im Refrain mag ich nicht. Aber ich glaube, dass der Song wegen der Eurodance-Elemente bei den osteuropäischen Ländern ankommt.“

Platz zwei bei den Buchmachern, die Popnummer „J‘ai cherché“ vom Franzosen Amir, kommt in der Runde deutlich besser an. „Melodie und Rhythmus sind eingängig. Auch das Thema, die Suche nach Liebe und Menschlichkeit, gefällt mir. Amir könnte das Rennen machen“, urteilt Yvonne Grünwald. Und die ist Expertin: Als Akkordeonistin bei Elaiza stand sie 2014 selbst auf der ESC-Bühne.

Auch Schlagersängerin Linda Hesse hat es der Song angetan: „Der Refrain prägt sich ein, das französische Flair kommt super an. Und dazu dieser Sänger: Oh, là, là!“ Nur bei Gerard Oskamp, Chefdirigent der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie, fällt er durch: „Es ist zwar schön, dass auf Französisch gesungen wird. Aber das Lied ist sehr einfach gestrickt.“

Das beste Ergebnis im Favoriten-Check aus Sachsen-Anhalt kassiert der Beitrag, mit dem die Australier starten. Die sind so ESC-verrückt, dass sie – obwohl sie auch mit beiden Augen zugedrückt nicht zu Europa gehören – schon zum zweiten Mal mitmachen dürfen. Ihr Song ist eine kraftvolle Ballade: „Sound Of Silence“, gesungen von einer exotischen Schönheit namens Dami Im. „Ein perfektes ESC-Lied“, findet Angela Peltner. „Und die Stimme: Holla die Waldfee!“ Yvonne Grüwald meint: „Drama funktioniert oft, vor allem in Kombination mit Bühneneffekten.“ Einzig Martin Becker von Karat ist verhalten: „Das Lied wird geschmettert, als wäre es der Titanic-Song – es hat aber nicht die Größe.“

Beim Song aus dem Gastgeberland Schweden kann von Einigkeit keine Rede sein. Linda Hesse ist hellauf begeistert vom zuckersüßen Frans – gerade mal 17 Jahre alt – und seiner Popnummer „If I Were Sorry“: „Er singt aus dem Herzen, damit kann man die Menschen erreichen.“ Martin Becker erinnert das Lied sogar ein wenig an den großen Cat Stevens. Uwe Hassbecker und Ritchie Barton können da nur die Stirn runzeln. Ihr Urteil in einem Wort: „Langweilig!“ Hassbeckers Ratschlag an den jungen Sänger: „Er sollte noch ein paar Jahre üben.“

Grafik: Mandy Hannemann/Volksstimme

Auch der Beitrag aus Malta spaltet die Sachsen-Anhalter. Ira Losco, Zweite beim ESC 2007, singt die Ballade „Walk On Water“. Nichts Besonderes, finden die einen. Oder, um mit den Worten von Angela Peltner zu sagen: „Klingt wie am Reißbrett konstruiert.“ Die anderen loben Melodie und Stimme. Bei letzterer macht Gerard Oskamp nur eine kleine Einschränkung: „Ein bisschen ist sie ein Stöhnmädchen.“ Wie bitte?! „Das ist eigentlich ein französisches Phänomen. Fast jeder Satz beginnt mit einem leichten Stöhnen.“

Für die vorderen Plätze hat die Runde noch eine Sängerin auf dem Zettel, die bei den Buchmachern nur im Mittelfeld herumdümpelt: unsere Jamie-Lee Kriewitz, das Manga-Mädchen, das gern mal ein Kuscheltier auf dem Kopf trägt. „Sie hat internationales Format“, schwärmt Linda Hesse. „Man nimmt ihr das Girlie ab“, reiht sich Martin Becker ein. „Ghost ist ein Ohrwurm“, lobt Yvonne Grünwald. Die Silly-Musiker finden den Song sogar besser als die fünf besagten Favoriten. Doch den Sieg holen, sagen sie, werde Jamie-Lee wohl trotzdem nicht – schon deshalb, weil es Deutschland wegen der politischen Lage diesmal schwer habe.

Und dann gibt es noch einen heißen Außenseiter-Tipp: die Niederlande. Gerard Oskamp glaubt, Douwe Bob mit seinem entspannten Gittarren-Song „Slow Down“ könnte das Rennen machen. „Das Lied gefällt mir besser als die anderen sechs. Hier passiert kein Unsinn, außerdem finde ich die akustischen Elemente interessant.“ Allerdings, das gibt er offen zu, ist er ein kleines bisschen befangen. Oskamp kommt nämlich aus Holland.