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AfD Poggenburg macht Rolle rückwärts

Vor zwei Monaten kündigte André Poggenburg seinen Rückzug als Parteivorsitzender an. Jetzt will er "vielleicht" weitermachen.

Von Hagen Eichler 18.05.2016, 01:01

Magdeburg l Nach dem triumphalen Einzug der AfD in den Landtag hatte Parteichef Poggenburg auch die Führung der Landtagsfraktion übernommen. Kritik an der Doppelfunktion suchte er zu zerstreuen. Das Spitzenamt in der Partei werde er im Mai abgeben, kündigte er vor zwei Monaten an – beide Aufgaben zugleich seien für eine Person ohnehin zu viel.

Am Sonnabend wird die Landespartei in Eisleben ihren neuen Vorsitzenden wählen – und der wird wohl André Poggenburg heißen. Der 41-Jährige steht jedenfalls für eine erneute Kandidatur bereit. „Wenn sich kein geeigneter anderer Kandidat findet, würde ich mir das überlegen“, bestätigt Poggenburg der Volksstimme.

Eine Bedingung stellt er: Künftig müsse der Parteivorsitzende zur Entlastung zwei Vizes bekommen. Derzeit fungiert Matthias Lieschke als „organisatorischer Stellvertreter“ des Parteivorsitzenden – ein Amt, das es laut Satzung gar nicht gibt.

Seit Freitag wissen die AfD-Kreisvorsitzenden offiziell von Poggenburgs Sinneswandel. Die Wiederwahl des Amtsinhabers gilt nun als wahrscheinlichstes Szenario. Denn trotz zweimonatiger Fahndung nach einem Nachfolger für Poggenburg hat kein Interessent seinen Hut in den Ring geworfen. Die Partei-Schwergewichte sind bereits mit Funktionen in der Fraktion versorgt und winken ab.

Ein Selbstgänger ist die Wiederwahl indes nicht. Einige Mitglieder halten ihren Vorsitzenden für unzuverlässig und überlastet. Der Kreisverband Mansfeld-Südharz will per Satzungsänderung erreichen, dass Partei- und Fraktionsvorsitz getrennt werden. „Das sind zwei komplexe Aufgaben. Wenn das eine Person gleichzeitig macht, fällt etwas hinten runter“, warnt Kreisvorsitzende Jens Diederichs. Sollte die Parteibasis die Trennung der Ämter beschließen, wäre Poggenburg eine erneute Kandidatur verwehrt.

Diederichs, gelernter Justizvollzugsbeamten und jetzt Landtagsabgeordeter, fordert Poggenburgs Rückzug vom Parteiamt. „Ich erwarte, dass er zu seinem Wort steht. Irgendwo muss Verlässlichkeit sein.“

Über insgesamt neun Vorstandsposten wird der Landesparteitag im „Mansfelder Hof“ von Eisleben abstimmen. Dabei dürfte es auch um Regionalproporz gehen: Aktive aus Sachsen-Anhalts Norden monieren, dass die derzeitige Parteiführung ausschließlich aus dem Süden kommt. Dort hat die Partei ihren Schwerpunkt, dort holte sie mit einer Ausnahme ihre Direktmandate.

Und noch ein Problem: Die Parteibasis ist im Vorstand durch nur noch eine Person vertreten. Alle anderen verdienen ihr Geld seit der Wahl in Magdeburg: als Abgeordnete im Landtag.