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Versteigerung Bahnhöfe unterm Hammer

Sechs Bahnhöfe in Sachsen-Anhalt kommen am Freitag unter den Hammer. Den günstigsten gibt‘s schon ab 1000 Euro.

Von Elisa Sowieja 26.05.2016, 01:01

Magdeburg/Leipzig l Wo einst Lokomotiven gewartet wurden, verleiht René Meyer heute Fahrräder. Vor drei Jahren hat er den Bahnhof Ballenstedt Ost gekauft. Den Lokschuppen nutzt er als Geschäft, im Wasserturm wohnt er. Auch andere Sachsen-Anhalter haben schon einem alten Bahnhof eine neue Bestimmung gegeben – zum Beispiel als Pension (Ilsenburg), Fitnessstudio (Bad Bibra) oder Puppen- und Teddymuseum (Nienhagen/Harz). Wer sich mit seinem eigenen Bahnhof verwirklichen will, der kann am Freitag bei einer Auktion zuschlagen.

Die Sächsische Grundstücks- auktionen AG versteigert in Leipzig vier Objekte in der Altmark, eines in der Börde und eines im Salzlandkreis. Eigentümer ist die Bahn. Die angebotenen Bahnhöfe sind gar nicht mal teuer. Den niedrigsten Startpreis hat der in Tangerhütte mit nur 1000 Euro. Dafür gibt‘s ein 6900 Quadratmeter großes Grundstück mit Empfangsgebäude, Güterschuppen und Nebengelass. Der stillgelegte Bahnhof liegt am Stadtrand, die Züge halten heute an einer modernen Schnittstelle für Bahnen und Busse im Zentrum.

In Groß Ammensleben in der Börde hingegen kann der Besitzer von seinem Empfangsgebäude aus sogar rüber zum Bahnsteig gehen und auf den Zug warten, der hält dort nach wie vor. Ab 3000 Euro können Bieter hier einsteigen. Das Mindestgebot in Seehausen (Altmark) liegt dreimal so hoch. Dafür spielen die Gärten und Garagen auf dem Grundstück 2100 Euro Miete im Jahr ein.

Bei diesen Schnäppchenpreisen gibt‘s allerdings einen Haken: Die Bahnhöfe sind in sanierungsbedürftigem oder sogar ruinösem Zustand. Bis auf eine Ausnahme gibt‘s nirgends Heizungen und Toiletten. Hinzu kommt: Vier Bahnhöfe stehen unter Denkmalschutz, die Sanierung muss also mit der Behörde der Kommune abgestimmt werden. Und das bedeutet Extra-Anforderungen. Lokschuppen-Besitzer Meyer brauchte etwa für sein Tor das gleiche Holz, das beim Bau vor 150 Jahren verwendet wurde.

Ladenhüter sind Bahnhöfe aber keineswegs, sagt Torsten Herbst von der Presseagentur des Auktionators. „Sie verkaufen sich nicht schlechter als andere Immobilien.“ Es käme immer auf Faktoren wie Lage, Zustand und Einnahmen an. Herbst: „Oft sind Bahnhöfe wegen der großen Grundstücke als Logistikfläche zum Beispiel für Speditionsfirmen interessant.“ Pro Auktion würden meist fünf bis zehn Bahnhöfe den Besitzer wechseln. „Aus Sachsen-Anhalt wurden im vergangenen Jahr mit Sicherheit zehn bis 15 Immobilien verkauft.“

Wer übrigens keine Idee für eine gewerbliche Nutzung hat, für den könnten die Bahnhöfe Tangerhütte und Seehausen/Mechau trotzdem infrage kommen: Dort darf man auch wohnen.

Weitere Infos zur Auktion unter www.sga-ag.de