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Sportförderung Kanute tauscht Paddel gegen Pfefferspray

Für seinen Traum von der Olympia-Teilnahme arbeitet Yul Oeltze täglich hart. Gleichzeitig bereitet er sich auf die Zeit danach vor.

06.12.2016, 01:00

Magdeburg l Für vier Wochen tauscht er Kanu und Paddel gegen Streifenwagen und Pfefferspray – Yul Oeltze absolviert derzeit eines seiner jährlichen Polizei-Praktika am Hauptbahnhof in Magdeburg. Der Sportler des SC Magdeburg begann nach seinem Abitur 2013 am Magdeburger Sportgymnasium mit der Ausbildung zum Polizeimeister.

„Für uns Sportler ist das optimal. Dabei können wir Training und Beruf kombinieren“, erklärt der 23-Jährige. Unter der Woche wohnt der Kanute im Wohnheim der Polizeisportschule im brandenburgischen Kienbaum. Für vier Wochen ist er nun jedoch im Berufsalltag angekommen und geht auf Streife durch den Magdeburger Hauptbahnhof.

Allerdings niemals allein: „Da ich noch in der Ausbildung bin, muss immer ein Kollege mit dabei sein“, erzählt er. Jetzt als Polizist in Uniform herumzulaufen sei für einen Sportler jedoch noch etwas ungewohnt. „Allerdings ist es schön, auch mal wieder ein paar Tage am Stück nachmittags zu Hause zu sein. Während der Schulungszeiten in Kienbaum bin ich ja nur mal am Wochenende zu Hause.“ Seine Schichten beginnen morgens um 6 Uhr und enden meist um 14 Uhr. In Kienbaum ist das anders. An den meisten Tagen haben die Anwärter dort morgens und abends eine Trainingseinheit. Dazwischen haben die Sportler Unterricht und Einsatzübungen. „An manchen Tagen kommt man da nicht vor 20 Uhr nach Hause und fällt dann nur noch völlig fertig in sein Bett“, erzählt Oeltze. Selbst im Winter geht es mit dem Kanu auf den See: „Solang der See nicht gefroren ist, wird draußen trainiert und die Kälte kann richtig schmerzen. Es kam schon vor, dass ich nach ein paar Stunden auf dem Wasser meine Füße nicht mehr gespürt habe.“

Da hat er es während seines Praktikums auf der Polizeiwache doch etwas wärmer. Der größte Unterschied zwischen dem Leben als Sportler und dem als Polizist ist für Oeltze der Leistungsdruck: „Als Kanute trainierst du das gesamte Jahr für den einen Tag (Weltmeisterschaft). Als Polizist gibt es diesen einen Tag nicht und vor allem werde ich länger Polizist als Sportler sein. Mit Anfang 30 wird es schon schwierig, das Level zu halten.“ Bis dahin ist jedoch noch eine Menge Zeit für den WM-Bronze-Gewinner von 2014. In jedem Jahr gibt es eine Weltmeisterschaft und eine Europameisterschaft, bei denen Yul Oeltze angreifen will. Und 2020 in Tokio finden die nächsten Olympischen Spiele statt.

In diesem Jahr verpasste er die Qualifikation für die Sommerspiele in Rio noch knapp: „Daran hatte ich noch lange zu knabbern. Aber 2020 bin ich dann im besten Alter und will mich im Canadier qualifizieren.“