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Erkrankung Grippe-Welle überrollt Sachsen-Anhalt

Die Influenza-Welle beeinträchtigt das öffentliche Leben in Sachsen-Anhalt. Der Höhepunkt der Erkrankung ist dabei noch nicht erreicht.

Von Alexander Walter 10.02.2017, 00:01

Magdeburg l Sachsen-Anhalt stöhnt unter der Grippe-Welle. Einzelne Krankenhäuser arbeiten an der Grenze ihrer Kapazitäten. Allein in der Uni-Klinik Magdeburg wurden 51 Fälle diagnostiziert, 3 Patienten liegen auf der Intensivstation. In Dessau verstarb eine Patientin. Immer mehr Erkrankte behandeln auch das Städtische Krankenhaus der Landeshauptstadt sowie die Kliniken in Wernigerode und Quedlinburg.

Die Influenza-Welle beeinträchtigt daneben das öffentliche Leben: In Magdeburg wird eine ganze Straßenbahnlinie nach der Einstellung des Betriebs auch in der kommenden Woche nicht fahren. In Ilsenburg mussten Teile der Stadtverwaltung schließen, in Salzwedel sind 20 Kita-Erzieher erkrankt. Auch Polizei, und Bahn melden steigende Zahlen kranker Mitarbeiter. „Wir haben erhebliche Probleme“, sagt Marc Becher, Sprecher der Polizeidirektion Nord. Zu Dienstausfällen kam es hier wie dort aber nicht. Bislang sei die Bewältigung des Einsatzalltags nicht gefährdet, sagt Becher.

Wie schlimm die Grippe-Welle ausfällt, ist unklar. „Sie hat uns vier Wochen früher erwischt als in der letzten Saison“, sagt Uwe-Gerd Liebert, Chef des Instituts für Virologie an der Uni Leipzig.

Liebert glaubt, der Höhepunkt der Grippe-Welle ist trotzdem nicht überschritten. Darauf deuteten Untersuchungen von Experten hin. Die Erkrankung könne problemlos bis April dauern. Seit Jahresbeginn wurden laut Landesamt für Verbraucherschutz landesweit 3065 Fälle gemeldet. Das sind sieben Mal mehr als im Vorjahr. Die Dunkelziffer dürfte deutlich darüber liegen, denn längst nicht alle Fälle werden gemeldet. „Was wir sehen, ist die Spitze des Eisbergs“, sagt Thomas Nawrath, Sprecher der Barmer-Krankenkasse.

Am schwersten betroffen ist der Süden des Landes. Allein in Halle zählten die Behörden 650 Fälle. Doch der Norden zieht nach: „Pro Woche bekommen wir zurzeit mehr als 20 Meldungen herein“, sagt Iris Schubert vom Landkreis Stendal.

Grund für die Ausbreitung ist neben einer neuen Variante des Grippe-Virus auch die Impfmüdigkeit. Nur 55 Prozent der über 60-Jährigen lassen sich die schützende Spritze geben. Liebert rät Bürgern, sich auch jetzt noch impfen zu lassen. Selbst wenn der Schutz nicht hundertprozentig sei, verlaufe die Erkrankung oft milder. Kinderärzten bereitet unterdessen der sogenannte RS-Erreger Sorgen, für den es keinen Impfschutz gibt. Die Virus-Erkrankung kann bei Säuglingen zur schweren Entzündung der Lungenbläschen führen. „Wegen RS-Fällen arbeiten wir an der Grenze unserer Kapazitäten“, sagt Matthias Heiduk vom Städtischen Klinikum Magdeburg.

Während bundesweit auch die Zahl der Keuchhustenfälle zugenommen hat, sind die Zahlen in Sachsen-Anhalt rückläufig. Auch diese Virus-Erkrankung ist besonders für Säuglinge gefährlich. Experten raten neben der frühzeitigen Impfung des Kindes auch Kontaktpersonen zur Immunisierung.