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Landwirtschaft 24 Millionen Euro Schäden durch "Paul"

Das Sturmtief hat Ende Juni auf den Feldern in Sachsen-Anhalt schwere Schäden angerichtet. Bauern beklagen Ernteausfälle.

07.07.2017, 23:01

Magdeburg l Sturmtief „Paul“ hat in den landwirtschaftlichen Betrieben Sachsen-Anhalts für die schwersten Schäden seit der Wiedervereinigung gesorgt. Auf den Feldern im Bundesland sei ein Schaden in Höhe von 24 Millionen Euro entstanden. Das teilte die Versicherung Vereinigte Hagel mit, bei der ein Großteil der Landwirte im Land gegen Ernteausfälle durch Hagel, Sturm, Starkregen oder Frost versichert ist.

Bei der für Sachsen-Anhalt zuständigen Bezirksdirektion Hannover haben 250 Betriebe aus dem Bundesland 660 Schäden angemeldet. Insgesamt ist im Land eine Fläche von 58.000 Hektar betroffen, sagte der Leiter des Bezirksdirektion Peter Schemmel der Volksstimme. Die schwersten Schäden gab es in den Landkreisen Jerichower Land und Börde. Hier beklagen Landwirte auf einigen Feldern Ernteausfälle in Höhe von 80 Prozent. Die schwersten Verluste gab es bei Getreide, Mais, Raps und Hülsenfrüchten.

„Paul“ war am 22. Juni mit Starkregen, Hagel und Windgeschwindigkeiten um die 100 Stundenkilometer über das Land hinweggezogen. Den Schaden durch Ernteausfälle in anderen Bundesländern beziffert die Vereinigte Hagel bislang auf rund sechs Millionen Euro.

„Insgesamt hat der Hagelschlag Landwirte in Sachsen-Anhalt regional unterschiedlich stark getroffen, im Verhältnis zu anderen Bundesländern haben wir jedoch eine sehr hohe Schadensquote“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt, Marcus Rothbart, der Volksstimme. Es sei sehr bedauerlich, dass so kurz vor der Ernte die Arbeit eines Jahres vernichtet werde.

Der tatsächliche Schaden auf den Feldern in Sachsen-Anhalt sei vermutlich noch höher, so Rothbart. Der Verbandsvertreter: „Leider gibt es auch Landwirte, die nur einen Teil ihrer Kulturen versichert haben oder überhaupt nicht gegen Hagelschäden versichert sind. Deren Schäden fließen nicht mit in die Zahlen der Versicherer ein.“

Vor allem im Großraum Magdeburg klagen Landwirte über Verluste. Uwe Schmidt, Geschäftsführer der Dawa Agrar GmbH Dahlenwarsleben nordwestlich der Landeshauptstadt, beziffert seinen Schaden auf rund 90.000 Euro. „Die Versicherung ersetzt vielleicht die Hälfte.“ Zuckerrüben und Winterweizen sind in dem Betrieb betroffen, die Maisernte habe „Paul“ sogar zu gut 80 Prozent vernichtet, schätzt Schmidt. „Wir hatten aber noch Glück“, sagt er.

Bei der Ohreland KG in Samswegen (Landkreis Börde) waren auch am Freitagvormittag noch immer Gutachter der Versicherung vor Ort, um alle Schäden zu begutachten. Von den 1900 Hektar Ackerland seien auf 1700 Hektar Schäden entstanden, sagte Betriebsleiter Tim Kuesling. Die Wintergerste sei zu 80 Prozent vernichtet, auch die Maisfelder seien schwer getroffen.

Der Verlust bei der Futterplanze stellt tierhaltende Betriebe wie die Ohreland KG vor weitere Herausforderungen. 1200 Milchkühe hält Kuesling. „Die Kühe können die Versicherungsbescheide nicht essen,“ sagt er. Bei der nahen Zuckerfabrik in Klein Wanzleben hat der Landwirt deshalb bereits Press-Schnitzel gekauft um den Futtermittel-Engpass zu überbrücken.

Landesweit hatte „Paul“ Ende Juni Zerstörungen in Millionenhöhe angerichtet. Die Öffentlichen Versicherungen Sachsen-Anhalt (ÖSA) hatten bis Ende der vergangenen Woche bereits 3000 Schadensmeldungen in Höhe von rund fünf Millionen Euro entgegengenommen.