23-Jährige erstochen: Staatsanwaltschaft erhebt Anklage
Verliebtheit ist nicht immer gegenseitig, und schlägt manchmal in Hass um: Ein 35-Jähriger soll eine junge Frau mit Stalking-Angriffen jahrelang gequält und erstochen haben. Nun kommt er vor Gericht.
Hannover (dpa/lni) - Vier Monate nach dem gewaltsamen Tod einer jungen Frau in Hannover hat die Staatsanwaltschaft Anklage wegen Mordes gegen einen 35-Jährigen aus Dessau erhoben. Der Mann soll am 11. Januar in die Wohnung der 23-Jährigen eingedrungen sein und sie in ihrem Badezimmer erstochen haben, wie Oberstaatsanwalt Thomas Klinge am Mittwoch sagte. Zuvor hatte die "Hannoversche Allgemeine Zeitung" über die Anklage berichtet.
Im Jahr 2017 hätten sich die beiden kennengelernt, der Angeklagte habe sich in die junge Frau verliebt, die aber kein Interesse an einer Beziehung hatte. Dann sei es zu Stalking-Angriffen gekommen.
Der Tatverdächtige hatte sich einen Tag nach dem Verbrechen der Polizei in Dessau in Sachsen-Anhalt gestellt und die Tat gestanden. Die "Obsession" des Mannes habe sich immer mehr gesteigert, erklärte Klinge. Die junge Frau habe den Angeklagten als aufdringlich empfunden und ab Mitte 2018 keinen Kontakt mehr gewollt. Seitdem stalkte der 35-Jährige den Angaben zufolge sein Opfer, es kam zu Verunglimpfungen im Internet und mehr als 200 Anrufen am Tag.
Dann sei seine Besessenheit in Hass umgeschlagen, sagte Klinge: Ende 2019 soll der 35-Jährige beschlossen haben, die Frau aus Rache zu töten. Die Tat sei geplant gewesen: Er habe ein Messer gekauft, sei über den Balkon in die Wohnung der Frau eingedrungen, habe sie im Badezimmer überrascht und erstochen.
Die Frau hatte in Dessau früheren Angaben zufolge schon einmal Anzeige gegen unbekannt erstattet, ebenso im Mai 2019 in Hannover, weil Fake-Profile von ihr bei Instagram angelegt worden waren. Die Ermittlungen verliefen damals ergebnislos.