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800 Millionen Euro Uniklinik will viermal so viel Geld

Magdeburgs Uniklinik hat einen neuen Chef - der sagt: Der Standort braucht viermal so viel Geld wie bisher. Es geht um 800 Millionen Euro.

Von Jens Schmidt 14.03.2019, 00:01

Magdeburg l Der Professor kennt die Uniklinik-Szene ziemlich genau. Seit gut 25 Jahren ist Hans-Jochen Heinze am Magdeburger Campus, seit 1993 leitet er die Klinik für Neurologie. Er war im Wissenschaftsrat, Deutschlands wichtigstem Beratergremium, und hat alle Unikliniken durchleuchtet. „Niedersachsen gibt seinen beiden Unikliniken zwei Milliarden Euro“, erzählt er. Selbst nicht ganz so reiche Länder wie Schleswig-Holstein gingen in die Vollen. Und: Alle suchen Ärzte, Pfleger, Forscher und Professoren. „Der Kampf um die besten Köpfe ist in vollem Gange – und die gehen dort hin, wo die besten Bedingungen sind.“ Wenn Magdeburg da mithalten will, gibt es für den neuen Ärztlichen Direktor nur eines: mehr investieren.

Bisher genehmigte der Landtag dem Uniklinikum im Jahresschnitt knapp 20 Millionen Euro. Für den Ärztechef ist jetzt schon klar: Das reicht nicht. Viermal so viel pro Jahr müsste es schon sein. Etwa 800 Millionen Euro innerhalb der nächsten zehn Jahre. Das Geld müsse ja nicht gänzlich aus der Landeskasse kommen. Die Uniklinik würde gern öfter und freier selber Kredite aufnehmen. Die Zinsen stehen günstig, allein das Finanzministerium spielt noch nicht mit. Denn: Uni-Schulden sind auch Landes-Schulden. Und das Land muss bei Darlehen vorsichtig sein, da es ansonsten eine Abmahnung vom Bund riskierte und überdies Konsolidierungshilfen von jährlich 80 Millionen Euro verlöre.

Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD) sucht mit seinem Ressortkollegen Finanzminister André Schröder (CDU) noch nach Auswegen. Zudem setzt er auch auf Berlin und erhofft sich einige Millionen aus der Bundeskasse: Der Bund beteiligt sich nämlich künftig an der Wissenschafts-Finanzierung – bisher war das reine Ländersache.

Ganz oben steht das Herzzentrum, das nach langem Hin und Her gebaut wird. Die Kosten rasten von einst 42 Millionen Euro auf 123 Millionen Euro in die Höhe. Das nächste „Riesenthema“ sieht Ärztechef Heinze in einer neuen Notaufnahme. Es gab schon Pläne. Doch dann änderten sich die Gesetze: Also müsse der Komplex größer und mehrstöckig werden. Statt 30 000 sollen künftig bis zu 100 000 Patienten im Jahr behandelt werden können. Außerdem sollen Kinderklinik und Gynäkologie zu einem Mutter-Kind-Zentrum zusammengefasst werden.

Der Chefsessel musste neu besetzt werden, da die Amtszeit des langjährigen Direktors Jan Hülsemann endete. Der Aufsichtsrat der Uniklinik hatte für Verhandlungen mit Heinze plädiert. Dann gab es Störfeuer – vermutlich aus der SPD. Dort rieben sich einige an den Gehaltshöhen. Die Rede war von 550 000 Euro. Uniklinik-Chefs erhalten zwischen 300 000 und 600 000 Euro. Nach einigem Gezerre hat man sich dem Vernehmen nach auf unter 400 000 Euro geeinigt.

Minister und Aufsichtsratschef Willingmann ist froh, dass er den treuen Professor hat. Denn der gebürtige Gummersbacher Heinze, verheiratet, vier Kinder, ist begehrt. Mehrfach gab es Angebote von anderen Unis: Bonn, Groningen, Leipzig, Freiburg. Heinze hat alle abgelehnt.