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AfD-Streit Feind, Todfeind, Parteifreund

Querelen im Kreisverband der AfD in Wittenberg, Sachsen-Anhalt: Landtagsabgeordneter will den Kreisvorsitzenden absägen.

Von Michael Bock 05.05.2017, 01:01

Magdeburg l In der AfD wird mit immer härteren Bandagen gekämpft. Derzeit wird mit allen Mitteln versucht, den Wittenberger Kreisvorsitzenden Dirk Hoffmann aus dem Amt zu drängen. Hoffmann war erst Ende Februar als Kreischef bestätigt worden.

Der AfD-Landtagsabgeordnete Matthias Lieschke (Kemberg) baut jetzt massiv Druck an der Basis auf. In einem Schreiben vom 1. Mai an die „werten Mitglieder“ des Kreisverbandes Wittenberg fordert er Hoffmann auf, „nun endlich Konsequenzen aus seinem Fehlverhalten zu tragen“. Hintergrund ist, dass der Landesvorsitzende André Poggenburg dem Wittenberger und auch anderen Kreischefs vorwirft, an einer Verschwörung zum Sturz des Landesvorstands beteiligt gewesen zu sein. Hoffmann, der seit 2013 in der AfD ist, hält den Vorwurf für „haltlos“. Er habe in der Chatgruppe, der der Landesvorstand subversive Aktivitäten vorwirft, nicht geschrieben, dass der Vorstand ausgetauscht werden solle, sagte der 52-Jährige am Donnerstag. Über die Medien brandmarke ihn Poggenburg aber als Drahtzieher eines Putschversuchs. Hoffmann bekräftigte, dass der Parteivorsitzende bis zum gestrigen Tag auf keines seiner Gesprächsangebote eingegangen sei.

Der AfD-Landtagsabgeordnete Lieschke versucht jetzt, die Parteibasis gegen Hoffmann aufzuwiegeln. In dem Brief an die etwa 30 Mitglieder des Kreisverbandes greift er die Chatguppe, in der sich zeitweise bis zu 60 Leute austauschten, scharf an. „Ihr alle kennt die Zusammenhänge der Verbündetengruppe“, schreibt er. „Es ging um Umsturz und eigene Posten. Speziell Dirk hat dort als Rädelsführer agiert und sah sich schon als neuer Landesfürst.“ Der Kreisverband sei „in einer wirklich schlechten Verfassung. Wir wachsen nur langsam, und gute Mitglieder haben uns verlassen. Wir müssen endlich wieder Ruhe in unseren Kreisverband bekommen.“ Lieschke stellt die Frage: „Will man zu Stillstand und Ignoranz stehen oder zu Veränderung und demokratischer Zusammenarbeit? Steht Ihr zu Dirk oder zu unserem Landesvorstand?“

Lieschke sagte der Volksstimme, im Kreisverband würden die Stimmen immer lauter, dass sich Hoffmann in die zweite Reihe zurückziehen solle. Er lädt die Mitglieder am 10. Mai zum Stammtisch ins „Haus des Handwerks“ in Wittenberg ein.

Dann kann es richtig spannend werden. Parteichef Poggenburg will kommen, Hoffmann auch. Ins Visier der Parteispitze sind neben Hoffmann auch die Kreisvorsitzenden Daniel Roi (Anhalt-Bitterfeld), Lydia Funke (Burgenlandkreis) und Yvonne Sturm (Harz) geraten. Poggenburg hatte kurz vor Ostern mutmaßlichen Verschwörern ein Ultimatum gestellt, freiwillig von ihren Ämtern zurückzutreten. Dieses ist verstrichen, ohne dass etwas passierte.

Der Landesvorstand hat im Zusammenhang mit den Chat-Aktivitäten bereits beschlossen, „dass mehr als ein Kreisvorsitzender des Amtes enthoben werden soll“. Andere sollten abgemahnt werden. Über Sanktionen muss das AfD-Landesschiedsgericht entscheiden. Das ist aber nach dem Rücktritt seines Chefs momentan nicht handlungsfähig.