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AfD Wer folgt Poggenburg?

Nach dem Rücktritt von André Popggenburg müssen die AfD-Abgeordneten in Sachsen-Anhalt entscheiden, wer sie künftig anführen soll.

26.03.2018, 07:13

Magdeburg (dpa) l Drei Wochen ist es her, dass André Poggenburg überraschend seinen doppelten Rückzug als Partei- und Fraktionschef der sachsen-anhaltischen AfD ankündigte. Jetzt soll ein erster Nachfolger bestimmt werden: Die 22-köpfige AfD-Fraktion im Landtag will bei einer Sitzung am Dienstag (ab 13.00 Uhr) einen neuen Fraktionschef wählen. Es gebe weder eine offizielle Kandidatenliste noch sei klar, ob nur der Vorsitz oder auch weitere Vorstandsposten neu gewählt werden, sagte eine Fraktionssprecherin im Vorfeld.

Als aussichtsreichster Kandidat gilt der bisherige Vize Oliver Kirchner. Poggenburg hatte den 51 Jahre alten Magdeburger bei seiner Rückzugserklärung selbst ins Gespräch gebracht. Nach wiederholten internen Querelen scheint Kirchner in der zersplitterten AfD-Fraktion derzeit vergleichsweise komfortablen Rückhalt zu genießen.

Er gilt als Vertrauter von Noch-Chef Poggenburg und gehört dem rechtesten Parteiflügel an, der Patriotischen Plattform. Zusammen mit Poggenburg brachte Kirchner zudem zuletzt auf dem Bundeskonvent erfolgreich den Antrag ein, das Kooperationsverbot mit dem fremdenfeindlichen Dresdner Pegida-Bündnis aufzuheben.

Der 43 Jahre alte Poggenburg galt lange als unantastbares Führungsgesicht der AfD in Sachsen-Anhalt. Er hatte die Partei als Spitzenkandidat im März 2016 aus dem Stand mit mehr als 24 Prozent der Stimmen als Oppositionsführerin in den Landtag gebracht. Entgegen erster Ankündigungen übernahm er erst den Fraktionsvorsitz und behielt auch den Parteichefposten.

In beiden Funktionen musste er mit offenen Streitereien kämpfen. Drei Abgeordnete verließen im Machtgerangel erst die Fraktion und dann die AfD. Trotz wiederholter Kritik an Poggenburgs Agieren konnte er sich immer wieder durchsetzen – bis zu seiner bundesweit heftig diskutierten Rede beim politischen Aschermittwoch in Sachsen. Dort beleidigte er die Türkische Gemeinde als "Kameltreiber", die in Deutschland "nichts zu suchen und zu melden" hätte.

Bei einer fraktionsinternen geheimen Aussprache zur Rede votierten 17 Abgeordnete gegen Poggenburg, zwei enthielten sich, nur drei stimmten mit Ja. Auch der Parlamentarische Geschäftsführer, Robert Farle, erhielt ein mäßiges Ergebnis. Kirchner konnte Teilnehmern zufolge hingegen 18 Ja-Stimmen verbuchen.

Ihm lägen soziale Themen sehr am Herzen, sagte Kirchner jüngst in einem Interview der MDR-Sendung "exakt" und sprach sich für mehr Mäßigung aus – zumindest im Landtag. "Da sollte man einfach mal darüber nachdenken als Parlamentarier, wie man mit dem anderen umgeht. Das sollten wir natürlich auch tun", meinte er.