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Dreckschweinfest Mit Schlamm und Peitschen in den Frühling

25 junge Männer haben sich in Herigsdorf in einer Schlammkuhle gesuhlt, um auf traditionelle Weise den Winter zu vertreiben.

05.06.2017, 15:55

Hergisdorf (dpa) l Die Schweinerei wird voller Wonne zelebriert: Junge Männer springen freiwillig in ein tiefes Loch mit brauner Pampe. An ihrem Körper bleibt am Ende der bizarren Prozedur vom Scheitel bis zur Sohle kein Fleck heller Haut übrig. Nach einer Reinigung ziehen sie weiße Hemden über und begrüßen peitschenknallend den Frühling. Beim traditionellen Dreckschweinfest in Hergisdorf (Landkreis Mansfeld-Südharz) ist mit dem Jahrhunderte alten Brauch am Montag zu Pfingsten der Winter endgültig vertrieben worden, wie ein Sprecher der Organisatoren sagte.

"Ursprünglich waren es zu Pfingsten die unverheirateten jungen Burschen, heute sind es die verheirateten jungen Männer", sagte er mit Blick auf die Tradition. Im Jahr 1620 wurde der Brauch erstmals schriftlich in einem Kirchenbuch erwähnt.

Unter dem Jubel der Dorfbewohner und Hunderter Gäste aus Nah und Fern suhlten sich nach seiner Schilderung 25 junge Männer in der kalten, etwa einen halben Meter tiefen Schlammkuhle. Zu dieser Prozedur gehört auch, dass sie als "Dreckschweine" – Symbole für die dunkle, kalte Winterzeit unter lautem Peitschenknallen aus dem Loch getrieben wurden. Nach einer Reinigung schlüpfen sie in weiße Kleidung.

Am Abend sollten bei einem großen Umzug durch den Ort mit den Menschen in Weiß die helle Jahreszeit, der Frühling, begrüßt werden, wie der Sprecher des Pfingsttraditionsvereins sagte. Der Begriff Dreckschwein kommt daher, dass Schweine sich gern in Kuhlen suhlen.