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Altersarmut Bald jeder dritte Neu-Rentner betroffen

Ohne Renten-Reform wird in zehn Jahren jedem dritten Neu-Rentner in Sachsen-Anhalt die Altersarmut drohen.

26.06.2017, 23:01

Gütersloh/Magdeburg l Bis zum Jahr 2036 werden immer mehr Menschen in Sachsen-Anhalt aus dem Berufsleben ausscheiden, ohne von der Rente, die sie anschließend erhalten, anständig leben zu können. Das geht aus einer Untersuchung hervor, die von der Bertelsmann-Stiftung in Auftrag gegeben wurde.

Wenn sich die Politik nicht noch zu einer umfassenden Reform des Renten-Systems durchringt, wird in zehn Jahren etwa jedem dritten Neu-Rentner in Sachsen-Anhalt die Altersarmut drohen, bis zum Jahr 2036 könnte die Quote ostdeutschlandweit auf rund 36 Prozent steigen.

Ein zentraler Grund, weshalb das Renten-System ins Wanken gerät, liegt in der Alterung der Gesellschaft. Immer weniger junge Arbeitnehmer müssen immer mehr Rentner über ihre Beiträge versorgen. Doch es gibt weitere Ursachen. Gerade im Osten gibt es viele Menschen, die nach der Wende zunächst arbeitslos waren und damit auch kaum Beiträge in die Rentenkasse einzahlen konnten.

Hinzu kommen jene, die zwar stets gearbeitet haben, aber nur wenig verdienten und geringe oder keine Beiträge zur Rente leisten konnten. Auch ihnen droht, wenn sie nach 2030 in Rente gehen, Altersarmut. Den Ergebnissen der Untersuchung zufolge wird jede zweite alleinstehende Frau akut bedroht sein sowie 36,6 Prozent der Geringqualifizierten. Als armutsgefährdet werden dabei jene eingestuft, denen weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung steht.

Altersarmut ist bereits heute in Sachsen-Anhalt schon recht weit verbreitet, von der Definition her leben all jene in Altersarmut, die auf die Grundsicherung des Staates angewiesen sind. Von den rund 700.000 Rentnern hierzulande sind das knapp 8000. Etwa 13.000 beziehen außerdem Wohngeld. Insgesamt gelten schon heute 16,1 Prozent der Frauen und 12,1 Prozent der Männer im Rentenalter als armutsgefährdet.

Wie stark sich das Problem in den kommenden Jahren zuspitzt, wird der Untersuchung zufolge auch von der Entwicklung der Arbeitslosigkeit und der Leitzinsen im Euroraum abhängen. Würde die Niedrigzins-Politik bis zum Jahr 2036 fortgesetzt werden, würde die Altersarmut noch schneller zunehmen, wenn Erspartes kaum verzinst wird.

Die Parteien tun sich bislang schwer mit Reform-Vorschlägen. CDU und CSU wollten die Rente ursprünglich aus dem anstehenden Bundestagswahlkampf heraushalten. Das dürfte nicht gelingen, zumal SPD und Gewerkschaften auf Reformen drängen. SPD-Generalsekretär Hubertus Heil warf der Union bereits vor, sie würde dem Wähler verschweigen, dass sie für eine Erhöhung des Rentenalters sei. Darüber hinaus hatte SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz schon den Vorschlag gemacht, das Rentenniveau bei 48 Prozent zu stabilisieren.

Nach Ansicht der Experten würden die bisherigen Überlegungen jedoch nur wenig bewirken. Ein stabiles Rentenniveau beispielsweise würde das Armutsrisiko nur geringfügig dämpfen. Arme würden etwas mehr bekommen, genauso würden aber auch Reiche profitieren. Auch die Solidarrente für langjährige Beitragszahler hätte nur begrenzte Wirkung.

Welche Lösungen zielführender sein könnten, verrieten die Experten in ihrer Untersuchung allerdings nicht.