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Anerkennungsmedaille Landtag ehrt Soldaten im Ausland

Weihnachten getrennt von der Familie. Für viele Soldaten ist das schmerzliche Realität. Der Landtag hat sie in Burg geehrt.

Von Alexander Walter 11.12.2016, 12:35

Burg l Jan Peter S. ist seit 19. Oktober in Masar-i-Scharif. Auf dem Bundeswehr-Stützpunkt am Fuße des Hindukusch wird der Soldat wohl noch bis Ende März täglich Zwölf-Stundenschichten in einer Apotheke schieben.

„Jan hat sich bewusst für den Soldatenberuf entscheiden, er hat sich auf den Einsatz gefreut“, erzählt Vater Peter S. am Sonnabend in der Clausewitzkaserne bei Burg. Sein Sohn habe in Kauf genommen, dass er dafür auch schon mal ein Weihnachtsfest im Ausland verbringen würde.

Der Familie zu Hause fällt es schwer, das zu akzeptieren. „Das ist schlimm, da fehlt etwas“, sagt Schwester Juliane. Die Angst sei täglicher Begleiter. „Er war erst ein paar Tage unten, als es eine Reihe von Anschlägen gab“, berichtet der Vater.

Der Landtag von Sachsen-Anhalt bemüht sich, Auslandseinsätzen über Weihnachten etwas von ihrer Härte zu nehmen. Als einziges Parlament der Bundesrepublik ehrt der Landtag deshalb Soldaten, die über den Jahreswechsel in Krisenregionen stehen, mit einer Anerkennungsmedaille.

Am vergangenen Sonnabend überreicht Landtagspräsidentin Gabriele Brakebusch (CDU) die Auszeichnung stellvertretend für knapp 100 Einsatzkräfte in der Burger Clausewitzkaserne an Oberst Halvor Adrian.

„Mit der Medaille sollen der Dank, die Wertschätzung und die Anerkennung des Landes für den humanitären Einsatz der Soldaten in der Welt zum Ausdruck kommen“, sagt Brakebusch während der Weihnachtsfeier des Familienbegegnungszentrums der Bundeswehr vor rund 160 Angehörigen. „Die Soldaten engagieren sich für eine gerechte Sache. Sie sollen um unsere Unterstützung wissen.“

Adrian dankt den anwesenden Landtagspolitikern für ihr Kommen – vor Ort sind neben Gabriele Brakebusch auch Markus Kurze (CDU) und Matthias Lieschke (AfD): „Sie stärken den Soldaten mit Ihrer Anwesenheit den Rücken. Das ist Ausdruck der Verbundenheit“, sagt der Oberst.

Die Soldaten erhalten nun per Feldpost jeweils eine eigene silberne Medaille. Die meisten seien bereits angekommen oder verschickt, so der Oberst. Verliehen würden sie vom Führungspersonal an den Einsatzorten.

Der Vater von Jan Peter S. kann Auslandseinsätzen trotz solcher Ehrungen wenig abgewinnen. Er habe sich Anfang der 80er Jahre als NVA-Soldat während der Polenkrise auf den Einmarsch ins Nachbarland vorbereiten müssen, sagt er. „Ich finde es unglaublich, dass deutsche Soldaten heute wieder im Ausland stehen.“

In Burg gibt es aber auch andere Stimmen: „Das ist eine schöne Anerkennung“, sagt Valerie O., deren Mann Christian noch bis Mitte Januar im irakischen Erbil im Einsatz ist. Selbst Soldatin in Einsatzführungskommando Potsdam sieht die 27-Jährige die Trennung zur Weihnachtszeit als notwendiges Übel: „Es ist auf jeden Fall schade, dass Christian nicht nach Hause kommt“, sagt sie. „Aber wir wussten, dass das passieren kann, als wir diesen Job gewählt haben.“

Knapp 100 Soldaten aus Sachsen-Anhalt sind derzeit als Logistiker, Pioniere oder Marine-Einheiten im Ausland. Etwa 30 von ihnen sind in Afghanistan, 30 auf dem Balkan, 20 im afrikanischen Mali, weitere im Libanon, der Türkei sowie im Nordirak stationiert. Ein Auslandseinsatz dauert durchschnittlich vier Monate.