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Angel-Messe Ein Hobby zum Anbeißen

Sie sind das Top-Ereignis in der Szene: die Meeres- und Raubfischangeltage in Magdeburg. Über 100 Aussteller sind vor Ort.

Von Emily Engels 13.11.2017, 00:01

Magdeburg l Einen riesigen Heilbutt hält Rainer Korn auf einem seiner Buchtitel stolz in die Kamera. Der Herausgeber des Fischermagazins „Kutter & Küste“, Autor zahlreicher Bücher und Mitbegründer der Magdeburger Angeltage, betreibt den Sport mit Leib und Seele. Mit seinem großen Hobby, das er sich zum Beruf gemacht hat, ist er in Deutschland in bester Gesellschaft. „Etwa fünf Prozent der Deutschen angeln – entweder intensiv oder gelegentlich“, sagt er. Damit zähle das Angeln zu den beliebtesten Hobbys im Land.

Das veranschaulichen die Umsätze, die jährlich mit dem Angeln gemacht werden. Denn für den Sport werden in Deutschland etwa fünf Milliarden Euro pro Jahr ausgegeben. Zum Vergleich: Die Wassersportbranche verzeichnet jährlich zirka nur zwei Milliarden Euro Umsatz.

Auch unter den Sachsen-Anhaltern ist Angeln ein beliebtes Hobby, bestätigt Bernd Manneck vom Landesanglerverband Sachsen-Anhalt. Gut 34.000 Mitglieder zählt der aus 100 regionalen Vereinen bestehende Verband derzeit. Und während viele Vereine über Nachwuchsmangel klagen, sei das Angeln in Sachsen-Anhalt auch unter Kindern und Jugendlichen ein beliebtes Hobby, berichtet Manneck.

Das hängt mit den zahlreichen Gewässern zusammen, die von den Anglern des Bundeslandes bewirtschaftet werden. Laut Manneck sind das 12.000 Hektar, die sich auf 1200 Gewässer verteilen. Außerdem sei die Jugendfischerprüfung im Bundesland leicht zu bestehen. „In Sachsen-Anhalt können Kinder ab acht Jahren die Prüfung ablegen, sie besteht aus einem einfachen Gespräch“, sagt Manneck.

Eine der Nachwuchsanglerinnen des Landes ist die 13-jährige Anna-Lena Reuschel aus Silberhütte (Harz). Was bewegt ein 13-jähriges Mädchen zu diesem Hobby? „Ganz klar, die Verbindung zur Natur“, sagt Anna-Lena Reuschel. Abgeguckt hat sie sich das Hobby von ihrem Vater. Bisher darf sie nur Friedfische fangen, nächstes Jahr möchte sie jedoch den Fischereischein machen, mit dem sie auch Raubfische angeln darf.

Was Anna-Lena Reuschel noch bevorsteht, hat der 14-jährige Philipp Stephan aus Jeßnitz (Anhalt) vor drei Tagen geschafft. Mit seinem Papa ist er nach Magdeburg auf die Messe gegangen, um jetzt nach einer neuen Angelrute zu suchen. Und die gibt es auf der Messe, wohin das Auge reicht. „Vor allem im Bereich des Zubehörs hat sich in den vergangenen Jahren wahnsinnig viel getan“, sagt Rainer Korn. Er erinnert sich noch daran, dass früher mit klobigen Holzstöcken geangelt wurde. „Heute gibt es die leichtesten Angelruten aus Carbon“, so der Experte. Eine weitere Neuerung seien Unterwasserkameras, mit denen man dem Fisch beim Zubeißen zuschauen könne.

Die Besucher strömen aus verschiedenen Gründen aus ganz Deutschland zu den Angeltagen nach Magdeburg, glaubt Tanja Reichmann, Projektverantwortliche der Messe Magdeburg. Zum einen sei es ein Treffpunkt der Szene, zum anderen eine gute Gelegenheit, Reisen zu buchen oder Zubehör und Köder zu Messepreisen anzuschaffen. Bei Ködern stellt Roy Polinski aus Harzgerode eine Innovation vor. Die Idee sei aus der Not heraus entstanden, erzählt er. Während man bei normalen Raubfisch-Ködern den Jighaken durch den gesamten Gummifisch ziehen muss – ein System, bei dem die recht filigranen Fischchen häufig kaputt gehen – hat der Harzer neue Köder entwickelt, die ein Gewinde im Gummi haben. Die Köder werden dann an Köpfe angeschraubt und bleiben dadurch unbeschädigt. Polinski: „Der Angler muss dann – etwa auf Reisen nach Norwegen – deutlich weniger Köder mitnehmen.“

Obwohl derartige Reisen unter den Anglern beliebt sind, schätzen viele auch die Gewässer, die Sachsen-Anhalt zu bieten hat. Rainer Korn, der bereits auf der ganzen Welt gefischt hat, verrät seinen Lieblingsort: „Die Altarme der Elbe eignen sich besonders gut zum Angeln auf Zander oder Welse.“ Der Angelprofi Veit Wilde aus Halle hat einen weiteren Geheimtipp parat: „Die Salmonidenbäche und einige Talsperren im Harz stellen ideale Reviere für Forellen dar.“

Wer bei größeren Arten wie dem Heilbutt sein Glück versuchen will, dem empfiehlt Korn nach wie vor Norwegen. Auch hier lässt er die Zahlen für sich sprechen: In dem skandinavischen Land versuchen jährlich 300.000 deutsche Angler, einen dicken Fisch an den Haken zu bekommen.