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Angriffe Mehr Gewalt gegen Bahn-Personal

Bei vielen Mitarbeitern der Deutschen Bahn fährt die Angst mit. Auch in Sachsen-Anhalt steigt die Zahl der Angriffe auf Zugbegleiter.

Von Massimo Rogacki 11.10.2018, 01:01

Magdeburg l Es ist der Alptraum eines jeden Bahn-Mitarbeiters: Zugbegleiter Roland Müller (Name geändert) will im Mai letzten Jahres die Fahrkarten in einer Regionalbahn kontrollieren. Am Bahnhof Magdeburg-Neustadt springt plötzlich ein Mann auf. Der Kontrolleur verfolgt den Schwarzfahrer. Als er zu ihm aufschließt, gibt es ein Gerangel, mehrere Faustschläge treffen ihn im Gesicht. Er geht zu Boden, doch der Angreifer lässt nicht ab, tritt ihm mehrfach gegen den Kopf. Der Unbekannte flüchtet. Seit Dienstag muss sich der 31-Jährige in Magdeburg vor Gericht verantworten.

Der Angriff ist kein Einzelfall. 2017 zählt die Deutsche Bahn in Sachsen-Anhalt 42 Angriffe auf Zugbegleiter und Sicherheitspersonal. Sechs mehr als im Jahr 2016. Im Jahr 2015 hatte es sogar 43 Vorfälle gegeben. Von Pöbeleien über Bespucken und im schlimmsten Fall tätliche Angriffe: Auch die Bundepolizei beobachte schon länger den zunehmend rüden Umgang mit Beamten und Bahnpersonal, sagt Sprecherin Chris Kurpiers. Bei 37 Angriffen auf Bahnhöfen oder in Zügen wurde die Bundespolizei im laufenden Jahr hinzugezogen. 49 Einsätze waren es im gesamten Jahr 2017. Bundesweit sieht es noch schlimmer aus. Laut DB-Sicherheitsbericht wurden 2013 in Deutschland 1200 polizeilich angezeigte Angriffe registriert. 2017 tauchen schon mehr als 2500 Vorfälle in der Statistik auf.

Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) schlägt bei diesen Zahlen Alarm. „Ganz klar ist für uns: Jeder Angriff ist einer zu viel“, sagt Reinhold Vieback, Bezirksvorstand der GDL in Mitteldeutschland. Er fordert, dass etwa in Regionalzügen mehr als ein Zugbegleiter pro Zug eingesetzt wird. Im Fernverkehr sei das schon länger Standard. Ein Problem sieht Vieback zudem in der Überlastung der Bundespolizei.

Weil die Attacken überhand nehmen, schult die Bahn ihre Mitarbeiter mittlerweile mit Deeskalations- und Selbstverteidigungstrainings. Nach Vorfällen kann eine psychologische Betreuung in Anspruch genommen werden. Die Bahn ermuntert die Zugbegleiter zudem, schon bei vermeintlich harmlosen Vorfällen Meldung zu erstatten. Auch darin sieht der Bahn-Sprecher einen Grund für die Zunahme der Fälle.