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Antisemitismus Forderung nach Landesbeauftragte im Osten

Experten sehen einen zunehmenden Antisemitismus in Deutschlands Osten und wollen Beauftrage für jedes Bundesland.

09.03.2018, 23:01

Potsdam (dpa) l Forscher haben einen zunehmenden Antisemitismus im Osten Deutschlands beklagt. "Wir sind alle irritiert über die Zunahme antisemitischer Vorfälle", sagte der Direktor des Moses Mendelssohn Zentrums für europäisch-jüdische Studien, Julius Schoeps, am Freitag nach einem Workshop mit Experten in Potsdam.

An dem Treffen hatten 40 Experten teilgenommen, darunter waren auch Vertreter von jüdischen Gemeinden und von den Ländern. Organisiert worden war das Treffen vom Zentrum und der F.C. Flick Stiftung gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Intoleranz. Auch das Bundesfamilienministerium war einbezogen worden.

Schoeps forderte in allen Bundesländern die Berufung von Antisemitismusbeauftragten. "Es fehlen die Ansprechpartner", sagte er. Der Bundestag hatte im Januar die Bundesregierung aufgefordert, einen Antisemitismusbeauftragten auf Bundesebene zu berufen. Darüber hinaus seien aber auch Beauftragte vor Ort wichtig, sagte Schoeps.

Neue Zahlen zum Ausmaß des Antisemitismus wurden auf dem Workshop nicht vorgelegt, allerdings schilderten Teilnehmer ihre Eindrücke. "Antisemitismus hat in allen gesellschaftlichen Bereichen zugenommen - bis weit in die Mitte der Gesellschaft", sagte Susanne Krause-Hinrichs, Geschäftsführerin der Stiftung. An vielen Stellen müsse intensiv gearbeitet werden, damit die Stimmung in der Gesellschaft nicht kippe.

Als zentrale Gegenmaßnahme empfahlen die Experten mehr Bildung. Es gebe sowohl bei Lehrern als auch Schülern eine große Unkenntnis über Juden, jüdisches Leben und den Staat Israel, sagte Krause-Hinrichs. Auch die Polizei müsse besser geschult werden im Umgang mit antisemitischen Straftaten. "Zentral ist Schulung, Weiterbildung – in allen Bereichen", sagte Schoeps.

Der Wissenschaftler Gideon Botsch vom Moses Mendelssohn Zentrum sagte, die Agitation der im Osten besonders starken rechtspopulistischen AfD habe auch den Antisemitismus befördert. "Hier sind Schleusen des Hasses bewusst geöffnet worden." Die AfD müsse in den neuen Ländern als rechtsextrem bezeichnet werden. Im Osten spiele zudem die insgesamt andere Haltung zur Religion womöglich eine Rolle.