1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Ersetzen Roboter Jobs in Sachsen-Anhalt?

Arbeitsmarkt Ersetzen Roboter Jobs in Sachsen-Anhalt?

Roboter könnten bis 2030 mehr als 100.000 Jobs in Sachsen-Anhalt überflüssig machen. Das bedeutet aber nicht zwangsläufig Stellenabbau.

Von Alexander Walter 09.10.2018, 01:01

Magdeburg l Wenn Anlagenfahrer an Maschinen der Firma IPT-Pergande ein Problem beheben wollen, werden sie das künftig häufiger mit dem Tablet-PC tun. Zusammen mit dem Fraunhofer Institut Magdeburg hat der Hersteller von Anlagen für die Pharma- und Chemieindustrie einen virtuellen 3-D-Zwilling für eine seiner Maschinen entwickelt. Für alle Teile gibt es im 3-D-Modell aktuelle Daten, bei Störungen führt das Tablet sicher zur Lösung.

Nach Ansicht von Experten sind Entwicklungen wie diese nur der sanfte Auftakt für einen tiefgreifenden Wandel der Arbeitswelt. Laut einer Studie der Stiftung Weltwirtschaftsforum (WEF) werden Automatisierung und künstliche Intelligenz schon 2025 dazu geführt haben, dass Maschinen weltweit mehr Arbeitsstunden (52 Prozent) erledigen als Menschen. Heute liegt der Anteil bei 29 Prozent.

Eine Studie des Zentrums für Sozialforschung Halle (ZSH) sieht in Sachsen-Anhalt durch den Wandel knapp 80 000 Jobs bedroht. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Agentur für Arbeit geht gar von 110.000 Stellen bis 2030 aus. Knapp 15 Prozent der Beschäftigten im Land arbeiten demnach in Berufen, in denen sie vor allem Routinearbeiten verrichten. Diese könnten früher oder später auch Maschinen erledigen. Besonders gefährdet sind laut IAB-Studie Fertigungsberufe in Kunststoffherstellung, Maschinenbau oder Metallbearbeitung. Hilfskräfte sind stärker gefährdet als Meister oder Akademiker. Je größer die Expertise, desto geringer das Risiko.

Die Regionen im Land sind unterschiedlich stark betroffen. Je höher der Anteil der Industrie-Beschäftigten, desto mehr Jobs könnten ersetzt werden. Das größte Risiko tragen demnach die Kreise Anhalt-Bitterfeld, Wittenberg und der Altmarkkreis Salzwedel. Am geringsten ist die Gefahr in Halle und Magdeburg – bedingt durch den hohen Anteil an spezialisierten Jobs in der Dienstleistungsbranche.

Mit massivem Stellenabbau rechnen die Experten der Arbeitsagentur insgesamt aber nicht. Stellenab- und -aufbau dürften sich etwa die Waage halten. Denn: Zum einen sei etwa von Kostenabwägungen der Inhaber abhängig, ob Betriebe ihre Produktion tatsächlich automatisieren. Zum anderen könnte die Digitalisierung die Produktivität steigern und so neue Stellen schaffen – wenn auch mit verändertem Anforderungsprofil.

Laut WEF-Studie verfügt bundesweit allerdings nur knapp die Hälfte (46 Prozent) der Arbeitskräfte über das nötige Fachwissen für die Jobs der Zukunft. Die Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau hält daher Weiterbildungen für unabdingbar. Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD) will Weiterbildungen künftig verstärkt fördern: „Wir wollen im digitalen Wandel weder Unternehmen, noch Arbeitnehmer alleine lassen“, sagte er.

Die Handwerkskammer Magdeburg ist bereits aktiv geworden: „In unsere Magdeburger Berufsbildungsstätten haben wir eine Million Euro investiert, um den Umgang mit moderner Technik zu lehren“, sagte Hauptgeschäftsführer Burghard Grupe.