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Arbeitsmarkt Nur 13 Prozent der Flüchtlinge haben Arbeit

Sachsen-Anhalts Wirtschaft hatte sich schnellen Fachkräfte-Effekt für den Arbeitsmarkt erhofft. Nur jeder achte Flüchtling hat einen Job.

Von Jens Schmidt 07.06.2017, 01:01

Magdeburg l Ehe Flüchtlinge einen richtigen Job antreten können, dauert es deutlich länger, als sich das Politiker und Unternehmer vorgestellt hatten. Von den rund 14.000 erwerbsfähigen Flüchtlingen in Sachsen-Anhalt haben derzeit erst etwa 1800 eine sozialversicherungspflichtige Arbeit gefunden. Das entspricht einer Quote von 13 Prozent. Weitere 800 sind geringfügig beschäftigt. Gut 6600 Geflüchtete stecken noch in der Qualifizierung oder in Sprachkursen. Außerdem sind 4600 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet.

„Wir machen deutliche Fortschritte, aber zahlenmäßig auf einem noch niedrigen Niveau“, sagte Sozial-Staatssekretärin Susi Möbbeck (SPD) gestern nach der Kabinettsitzung, wo der Arbeitsmarktbericht vorgestellt wurde. Jene 1800 Flüchtlinge, die einen Job haben, arbeiten vor allem in der Gastronomie sowie im Gesundheits- und Sozialwesen. Etwa die Hälfte von ihnen hatte bei der Ankunft einen anerkannten beruflichen Abschluss; jeder Vierte verfügte über eine akademische Bildung. Bei den noch nicht Vermittelten dürfte der Ausbildungsstand niedriger sein, präzise Zahlen liegen aber noch nicht vor. Möbbeck sagte, Betriebe lobten Motivation, Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit der neuen Mitarbeiter. „Die Stamm-Belegschaften reagieren positiv, wenn sie merken, dass Geflüchtete sich anstrengen und Leistungen erbringen.“

Firmen beklagen Defizite vor allem bei der Bildung und der Sprache. „Da gibt es große Lücken“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Merz. „Wir hatten geglaubt, dass sich manches Fachkräfteproblem schnell lösen ließe. Den erhofften Effekt können wir bis jetzt jedoch nicht erkennen.“

In Sachsen-Anhalt leben derzeit 34.000 Flüchtlinge, die vor allem von 2014 bis 2016 ankamen. Die meisten stammen aus den acht Ländern Syrien, Afghanistan, Eritrea, Somalia, Nigeria, Irak, Iran und Pakistan. 13.000 Geflüchtete sind noch im Asylverfahren oder haben keine Anerkennung. Von den anerkannten 21.000 Frauen und Männern sind 14 000 erwerbsfähig. Unter den 7000 Nicht-Erwerbsfähigen sind zumeist Kinder.