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Atommüll Halbes Land als Endlager geeignet

2022 geht das letzte deutsche Atomkraftwerk vom Netz. Als Endlager eignen sich auch Standorte in Sachsen-Anhalt.

Von Alexander Rekow 29.09.2020, 01:01

Magdeburg l Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sieht bei der Suche nach einem Endlager für Atommüll vor allem andere Bundesländer in der Pflicht. Sachsen-Anhalt trägt mit dem Endlager für schwach radioaktive Abfälle in Morsleben (Börde) bereits eine Last. „Ich sehe eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit, dass in Sachsen-Anhalt ein weiteres Endlager neben Morsleben errichtet wird“, sagte der Regierungschef der Volksstimme. Nun starte ein mehrjähriger, transparenter, wissenschaftsbasierter Diskussionsprozess.

Laut Bundesgesellschaft für Endlagerung bieten weite Teile Sachsen-Anhalts grundsätzlich günstige geologische Voraussetzungen für ein Endlager. In dem gestern veröffentlichten Zwischenbericht sind 23 Teilgebiete im Land aufgeführt. Zu den grundsätzlich für ein atomares Endlager in Frage kommenden Gebieten zählt fast die komplette Altmark. Alle 14 Landkreise und kreisfreien Städte sind mit dabei. Die Fläche der Teilgebiete in Sachsen-Anhalt beträgt 12.263 Quadratkilometer – und somit mehr als die Hälfte der Landesfläche von 20 454 Quadratkilometern.

Auch das Dorf Waddekath im Altmarkkreis Salzwedel ist in den Fokus geraten. Unter der Erde befindet sich dort ein 7,5 Kilometer langer und 2,2 Kilometer breiter Salzstock. Der Landrat des Altmarkkreises Salzwedel, Michael Ziche (CDU), reagiert gelassen. „Das kommt für mich nicht überraschend“, sagte er der Volksstimme. Die Bewertungen, worin der Altmarkkreis als mögliches Endlager genannt werde, seien „nicht dramatisch“ und nur geologischen Ursprungs: „Auch Sylt und Berlin sind aufgeführt.“ Und: „Wir werden das kritisch begleiten und unsere Bedenken geltend machen.“ Salzwedels Bürgermeisterin Sabine Blümel (parteilos): „Niemand möchte in der Nähe eines Endlagers wohnen. Wir wollen das hier auch nicht haben.“

Die Linken fordern, Sachsen-Anhalt bei der Suche auszunehmen. Das Land habe bereits mehr als andere Länder für die Energiewende geleistet, sagten Landes­chef Stefan Gebhardt und Fraktionsvize Eva von Angern. „Deshalb lehnen wir eine Diskussion über ein Endlager in Sachsen-Anhalt ab. Wir sind nicht die Müllhalde der Nation.“ SPD-Fraktionschefin Katja Pähle: „Es darf keine Überforderung von Regionen geben, die bereits durch die Lagerung radioaktiver oder anderer gefährlicher Stoffe belastet sind. Sachsen-Anhalt hat als Standort des bundesweit einzigen atomaren Endlagers in Morsleben bereits eine erhebliche Last. Das Land sei bei der Endlager-Suche „nicht die erste Adresse“. Grünen-Landeschefin Susan Sziborra-Seidlitz sagte: „Anders als in früheren Jahrzehnten zählen jetzt wissenschaftliche Fakten und nicht politischer Druck.“

Gut die Hälfte der Fläche Deutschlands (90 Teilgebiete) ist in die Suche nach einem Endlager einbezogen. In den nächsten Jahren werden mögliche Standorte eingegrenzt. Dabei werden weitere Kriterien – so die Bevölkerungsdichte – berücksichtigt. 2031 soll der Standort für das Endlager gefunden sein, ab 2050 sollen 1900 Behälter mit strahlendem Abfall unterirdisch eingelagert werden. Seiten 4 und 5